19.8.
Wir müssen alle superviel arbeiten, trotzdem diese nächtlichen Gelage. Immer an der Grenze, es ist virtuos-professionell.
Am nächsten Morgen gleich wieder los, Eröffnung der Melbourne Tamarraw Biennale im Museum eines Superreichen >in the middle of nowhere<, wo natürlich gleich weitergesoffen wird. Das ständige Fragen wie es einem geht, es ist die Pest. Man kann sich hier nicht einfach mit "Hi" -"Hi" begrüßen, es muss immer "Hi" -"Hi" -"How are you doin‘?'" -"Yeah, how are you doin'?" -"Yeah." sein. Ich schaffe es partout nicht, mich daran zu gewöhnen, zucke jedesmal bei dieser Ausfragerei zusammen. Anders als in den USA, wo die Frage nur eine Floskel ist, ist sie hier wirklich als Frage gemeint, man muss sie beantworten, und natürlich immer positiv, man muss gut drauf sein. How are you? I don’t know. So wie es eine Miniatur gibt, eine Maxiatur. Infinitesimal statt Null Aufführung von >product placements< und >Fremdarbeit<. Das Publikum lacht viel. Es ist die Absurdität dieser Realität, aber auch weil wir alle selber in dieser Struktur sind, man erkennt sich darin. Später Cary wiedergetroffen, den ich vor 2 Jahren hier kennenlernte; der alles auf ein exorbitantes abstraktes Niveau hebt, ein Vergnügen. Sagt, statt product placements „product removement“, so wie man Papier scannt, scannt man irgendwann auch 3D Objekte und begnügt sich mit dem Digitalisat und „removet“, schmeißt das Original weg. Cary gibt er mir eine Pille zum ins Ohr stecken, darin ein raschelndes Objekt. Vor mir die Performance einer Popsängerin, die nebenbei noch Konzeptkunst macht – sympathischer geht‘s kaum noch. Spricht live chinesische Sätze in Google Translate, wir verstehen nur die englische Übersetzung, und man weiß dann nie so recht, was denn nun stimmt und was quatschübersetzt ist. Geht nur mit chinesisch, ich probiere es mit deutsch (Le Witt / meine >Konzeptmusik-Sätze<), funktioniert nicht, bzw. funktioniert viel zu gut. Wieder fließt der Alkohol in Strömen. Spät noch in der Dusche.