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Aus Tralien #10

10.8.
Die Australier sind von ihrer Art her eine Mischung aus Engländern und Amis, und so auch in der Aussprache; das Klare des Englischen, ohne seine Dialekte, das Weiche des Amerikanischen aber ohne dieses Breiige; man kann es sehr gut verstehen.

11.8.
Den Kalauer, der aus Gesprächen entstanden ist, hab ich auf Facebook hochgeladen. Ein Accelerando, Zenos Paradox, das Altern in immer kleineren Schritten. Ständig schießen wir auf einen Grenzwert zu.

Die Uni bietet mir ein Studio an, aber das ist mir im Grunde lästig, brauche ich nicht. Aus Höflichkeit nehme ich aber lieber den Schlüssel an als ihn abzulehnen. Sie haben so viele Studios, ich nehme niemandem was weg.
Abends soll ich noch in die Uni kommen, es ist nicht klar, warum. Der „Termin“ entpuppt sich als offizieller Präsentationsabend, bei dem ich meine Arbeit präsentieren soll. Puh, man war davor schon in der Kneipe mit Joel und Seth, also angeheitert drauflosgeredet, aber es ging gut.

Gespräche in der Kneipe mit Kim-Cohen über den Humor, der ja irgendwie Teil des Konzeptualismus ist. Was ist der Unterschied zwischen funny und witty. Nietzsche war witty, aber nicht funny.

Tagelang schlafe ich schlecht, denke, das ist der Jetlag und der Stress ob des vielen Programms, bis mir irgendwann aufgeht: Es ist einfach das schlechte Bett, zu hart. Schlafe fortan auf dem Sofa ganz kuschelig.

12.8.
Heute zum ersten Mal Känguruhs in der freien Wildbahn gesehen. Unglaublich goldig, eine Herde, mit dem Größten als Aufpasser; Paare hüpfen paarweise zusammen. Außerdem knallrote Papageien.

Die vermeintlichen Hotsprings sind leider als Cold Springs, aber in einer Badanlage werden sie aufgeheizt. In einem der Becken wichst ein schönes junges Paar sich gegenseitig.
Aus dem Fenster sieht man den imposanten Kookaburra-Vogel.

Nachts im Motel von Apollo Bay lade ich noch aktuelle Kunstfilme runter. Sprengkraft der Fantasie.

25 Pieces
1. Aufnehmen. Aufnahme löschen. Eine andere Aufnahme löschen.
2. Drogen nehmen. Drogen entnehmen.
3. Auf einem Cello Zeit verstreichen lassen.
4. 30 Audioaufnahmen von >Kerze ausblasen<, hintereinander.
5. Erst klatschen, dann applaudieren.
6. „I am sitting in a room“ in einer Wahlkabine aufführen.
7. Die Triangel als Vagina. Mikrofonieren.
8. „Do not touch“. Kontaktmikrofon.
9. Mit einem Papier auf einem Stift schreiben.
10. Konzentrisches Kreischen.
11. Elf Sekunden in durchmischter Reihenfolge.
12. Aussteigen am Steg.
13. Luigi Nono: Fragmente, Stile – an Diotima. B.A. Zimmermann: Stile und Umkehr.
14. Elf Sekunden, gleichzeitig.
15. Ein Cello gleichzeitig spielen.
16. Cellostück. Emails an einen Cellisten schreiben.
17. Sich vollzählen.
18. Schimpfen. Schimpfen. Schimpfen. Spielen.
19. Leeres Papier. Leeres Papier. Leere’s Papier.
20. Tausende Versionen aufnehmen.
21. Eine von den tausend löschen.
22. Die Dialektik von 1 und 2.
23. Die Differenz von 1 und 2.
24. 24 Sekunden hintereinander.
25. Lachenmanns Guero mit einem Fön spielen.