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Aus Tralien #15

19.8.
Wir müssen alle superviel arbeiten, trotzdem diese nächtlichen Gelage. Immer an der Grenze, es ist virtuos-professionell.

Am nächsten Morgen gleich wieder los, Eröffnung der Melbourne Tamarraw Biennale im Museum eines Superreichen >in the middle of nowhere<, wo natürlich gleich weitergesoffen wird. Das ständige Fragen wie es einem geht, es ist die Pest. Man kann sich hier nicht einfach mit "Hi" -"Hi" begrüßen, es muss immer "Hi" -"Hi" -"How are you doin‘?'" -"Yeah, how are you doin'?" -"Yeah." sein. Ich schaffe es partout nicht, mich daran zu gewöhnen, zucke jedesmal bei dieser Ausfragerei zusammen. Anders als in den USA, wo die Frage nur eine Floskel ist, ist sie hier wirklich als Frage gemeint, man muss sie beantworten, und natürlich immer positiv, man muss gut drauf sein. How are you? I don’t know. So wie es eine Miniatur gibt, eine Maxiatur. Infinitesimal statt Null Aufführung von >product placements< und >Fremdarbeit<. Das Publikum lacht viel. Es ist die Absurdität dieser Realität, aber auch weil wir alle selber in dieser Struktur sind, man erkennt sich darin. Später Cary wiedergetroffen, den ich vor 2 Jahren hier kennenlernte; der alles auf ein exorbitantes abstraktes Niveau hebt, ein Vergnügen. Sagt, statt product placements „product removement“, so wie man Papier scannt, scannt man irgendwann auch 3D Objekte und begnügt sich mit dem Digitalisat und „removet“, schmeißt das Original weg. Cary gibt er mir eine Pille zum ins Ohr stecken, darin ein raschelndes Objekt. Vor mir die Performance einer Popsängerin, die nebenbei noch Konzeptkunst macht – sympathischer geht‘s kaum noch. Spricht live chinesische Sätze in Google Translate, wir verstehen nur die englische Übersetzung, und man weiß dann nie so recht, was denn nun stimmt und was quatschübersetzt ist. Geht nur mit chinesisch, ich probiere es mit deutsch (Le Witt / meine >Konzeptmusik-Sätze<), funktioniert nicht, bzw. funktioniert viel zu gut. Wieder fließt der Alkohol in Strömen. Spät noch in der Dusche.

2 Kommentare

  1. Weil sich keiner zu Wort meldet: Ich lese seit „Aus Tralien #1“ mit und genieße jeden Tag die unterhaltsame Lektüre. Willkommene Abwechslung nach der anstrengenden Immaterial und Porno-Reihe. Also ein Leser in der Alten Welt ist auf jeden Fall dabei.

    Lustig: Die immer wiederkehrenden Passagen bzgl. Vögelei und Sauferei, ob’s wirklich so passiert ist, ist ja letztlich zweitrangig, belebt aber die Posts, weil es einen anfangs überrumpelt hat, jetzt wartet man natürlich schon auf das nächste Gelage. Nur geht das meiner Erfahrung nach in der Wirklichkeit nicht so gut mit „superviel arbeiten“ zusammen, aber sie sind ja noch jung und irgendwie ist’s ja auch egal, scheint es sich doch in erster Linie um eine möglichst abgefahrene Beschäftigungstherapie für betuchte Studenten zu handeln.

    Wünsche noch viel Spaß und uns hier daheim weitere gute Geschichten.

  2. Kreidler sagt:

    Hallo Herr Schütze, laut WordPress-Statistik kommen hier mehrere hundert Besucher*innen täglich, aber man weiß nie, wie viel davon Roboter sind. Im Gespräch erfahre ich dann manchmal, wer so alles mitliest – sind durchaus einige. Wie immer im Netz, kommentiert nur ein Bruchteil, aber mein Blogstil lädt auch selten zum Kommentieren ein. Anyway, danke für die Wortmeldung! JK (mittlerweile erholt von den Exzessen.)