Melbourne 8.8.
Australischer Winter. Entspricht etwa Mitte Mai bei uns.
Unterricht an der Monach School. Mein Ideal, das ich im Text „der aufgelöste Musikbegriff“ (Oktober in Musik & Ästhetik) entwickelt habe, dass an einer Kunsthochschule gelehrt wird:
++++LEHRKONZEPT++++
-Unterricht in Zeitgestaltung (Rhythmus, Metrik, Tempo, Form)
-Unterricht in Raumgestaltung (Geometrie, Proportionen, Perspektive)
-Unterricht in Farbgestaltung (Farbenlehre)
-Unterricht in Tongestaltung (Akustik, Intervall- und Harmonielehre) -Unterricht in Sprach- und Bedeutungsgestaltung (Grammatik, Poesie)
-Unterricht in Konzeptualismus
Dann technische Unterweisungen in Geräte wie Kameras, Instrumente, Lichter, digitale Soft- und Hardware, 3D-Konstruktion, auch Schauspielführung, etc. sowie Angebote für Kunst- / Kulturgeschichten: »Musik«, »Tafelbild«, »Kinofilm«, »Tragödie« etc.
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ist hier schon ansatzweise verwirklicht. Wo man allerdings einen drastischen Unterschied zu den Studierenden an Musikhochschulen bemerkt, ist der 10x größere Fleiß von Musikern.
„Je unmusikalischer, desto besser“.
Es geht nicht um maximal hässliche Musik, sondern um das, was >noch nicht< Musik ist. Heiner Müller sagte mal: Die Analphabeten sind die Hoffnung der Literatur. Deleuze: "Der Schriftsteller ist durchdrungen vom Nicht-Schriftsteller werden."
Abends Känguruh gegessen, lecker, wie Wild. Känguruhfleisch gewinnt man nur von frei lebenden Tieren, die zur Populationsregulierung geschossen werden. Also alles o.k.!
9.8.
Gutes Konzert, aber auch sehr hohe Erwartungen, 160 Leute da (für 130 bestuhlt). Wundersam hatte mein Auftritt vor zwei Jahren hier eingeschlagen, dass sie jetzt alle kommen.
Das Publikum sollte man nicht „fed up“, auch nicht „fed“, sondern noch ein bisschen hungrig zurücklassen.
Die Australier sind eigentlich wie Europäer, aber so wie wir über die Nachbarländer Frankreich, Spanien, Tschechien sprechen, reden sie von Indonesien Thailand Vietnam.
Anders als bspw. in London wird hier konsequenter Linksverkehr praktiziert, auch die Fußgänger, auf der Rolltreppe steht man links und geht rechts, und in der Bar geht man ebenfalls immer links aneinander vorbei. Ich mach es natürlich eins ums andere mal falsch und laufe den Leuten voll rein.
Jetlag ist Konzeptkunst par excellence. Ein einfaches Konzept, Verschiebung des eigenen Biorhythmus gegen den der Gesellschaft, eine Art Steve Reich'sche Phasenverschiebung, aber es ändert sich dadurch einfach alles. Man frühstückt Abendessen, usw. herrlich, man nimmt alles anders wahr. Selbst wenn es zu kleinen Desastern führt wie gestern, als ich um 14.30h aufwache – genau zu der Zeit, an der ich zum Soundcheck am Aufführungsort hätte da sein sollen. Ich will versuchen, den Jetlag so lange wie möglich zu halten.
Nach dem Konzert in einer Dachbar, herrlicher Ausblick auf die Hochhäuser, man fühlt sich wie im Hochgebirge, ähnlich Chicago. Mir ist Deutschland peinlich, das keine Hochhäuser hat (außer in Frankfurt aM). Nebenan ein einsehbarer Darkroom; hinter der dunklen Glassscheibe zeichnet sich ein ästhetischer Fick ab.
Links:
Konzert im ACCA