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Avantgarde Music Composer – Mythos und Wirklichkeit

Derzeit mach das Meme die Runde, das irgendeine Berufsgruppe aus verschiedenen Wahrnehmungsperspektiven zeigt. Auf Kulturtechno kam da unlängst der Contemporary Artist. Nun wäre also auch der Neue-Musik-Komponist dran, nur leider funktioniert das Meme da nicht so gut. Es sieht nämlich folgendermaßen aus:

(inspiriert von Weltsicht aus der Nische)

Update: Sollte nur ein Witz, ich will freilich keiner Larmoyanz frönen.

Zeit verschnipselt & versetzt

Arbeiten von Isabel Martinez. Ein ähnliches Verfahren wende ich gelegentlich in meiner Musik an:

(via designboom)

Michael Beil: Blackjack

Michael Beil hat wieder ein phänomenales Live-Video-Musikstück gemacht, hier zusammen mit dem Ensemble musikFabrik.

BLACKJACK für 17 Instrumente mit Live-Audio und Live-Video
Musik : Michael Beil
Regie : Thierry Bruehl
Ensemble musikFabrik
Leitung : Otto Tausk
Klangregie : Paul Jeukendrup

Früher auf Kulturtechno:
Doppel
Mahlzeit Provokation

Schuberts Musik mit Schuberts Gesicht vertont

Anton Wassiljew hat ein paar ulkige Rendering Studies erstellt, bei denen Visuelles in Klang bzw. Klangsteuerungen transformiert wird.

(via usernamealreadyexists)

Der Gegenwartskünstler – Mythos und Wirklichkeit

(via viele)

Hören gegen Cash

Für 2011 war wieder ein Vermittlungsprojekt geplant, zu dem ich folgendes Konzept eingereicht habe. Aus der Sache wurde nichts, aber dann bring ich’s zumindest hier.

 

Johannes Kreidler

Hören gegen Cash. Untervention in Stuttgart. Hochschule für Musik und darstellende Kunst, Faust.


Auf dem Stuttgarter Schlossplatz (oder einem anderen prominenten Ort mit vielen Passanten) werden zwei (oder verdoppelt/vervierfacht/… je nach Budget) Glaskabinen aufgestellt, worin ein Sitzplatz und ein Kopfhörer angebracht sind. In der einen Kabine läuft (eigens bei einem Stuttgarter Musikproduzenten eingekaufte) Muzak, in der anderen ein von Johannes Kreidler kuratiertes Programm mit Aufnahmen der klassischen Moderne (von Schönberg bis Lachenmann) und neu komponierter Musik von J.K.

Passanten können einzeln eintreten; wer 10 Minuten Neue Musik hört, erhält danach 5€, wer 10 Minuten Muzak hört, erhält 10€.

Das Ganze 5-9 Stunden lang (je nach Budget). Eventuell gibt es noch Performances drumherum mit professionellen Musikern / Performern zum Thema Wertigkeit von Musik, „gut“ und „böse“.

Texte über Patrick Frank

Über den schweizer Komponisten und Konzeptkünstler Patrick Frank habe ich hier schon geschrieben, aktuell sind in der Dissonance zwei sehr lesenswerte Texte über ihn von Michael Kunkel und Torsten Möller erschienen.

Snips:

Die Klage über «Kriterienlosigkeit», «Unübersichtlichkeit», «Orientierungslosigkeit» etc. hat sich in der Neuen Musik schon sehr lange als Topos etabliert, der verschiedene Probleme mit sich bringt: Zunächst jenes des «Früher-war-alles-besser», verbunden mit dem Glauben daran, dass aus einer geschichtlichen Situation heraus abstrahierte Werte zu früheren Zeiten Künstlern als Leitplanken ästhetischen Handelns dienten, als entstünden Werke im Abgelten jener Regelhaftigkeiten, die nachträglich aus ihnen abgeleitet werden können. Das Gefühl der geschichtlichen Benachteiligung mag frustrieren und zu künstlerischen Blockaden führen. Wenn man ernsthaft vorhat, sich in oben geschilderter Szene mittels Neuer Musik absolut unverwechselbar, verbindlich und charakteristisch zu positionieren, kann Komponieren zum Krampf werden. Es gibt aber immer mehr (relativ) junge Komponisten, die just aus diesem Dilemma ästhetisches Kapital schlagen, indem sie die Arbeit an der empfundenen aktuellen Notlage explizit zum Hauptgegenstand ihrer Kunst machen. Es handelt sich vielleicht um eine kleine Wiederauferstehung eines Musiktypus, der fast in Vergessenheit geraten war: Des engagierten Komponisten. Ein Merkmal von Engagement kann sein, wenn ein Komponist die Reflexion der gegenwärtigen Lage, möglicherweise auch ihre gesellschaftliche Bedingtheit aktiv in die künstlerische Arbeit mit einbezieht.

(Von Michael Kunkel. Dissonanz Nr. 116 Dezember 2011. PDF)

 

Kunst und Geld ist ein heikles Thema, dem sich Patrick N. Frank kritisch, zugleich transparent nähert. Was nun ist The Law of Quality? Zum einen ist es eine traditionell notierte Partitur für eine Sängerin und eine Pianistin. Der initialen Aufführungsvorschrift «mechanisch, gnadenlos» folgen dissonante Akkordrepetitionen in tiefer Lage.2 Nach 10 Takten wilden Hämmerns ertönt eine Sprechstimme:

«In 30 Sekunden erklangen 901 Töne; pro Sekunde also 30,03 Töne. – Meine Damen und Herren: Quantität ist Qualität! Doch Sie haben Recht, wenn Sie jetzt denken: Nur weil viele Töne erklingen, hat das Werk längst keine Qualität! Wir müssen dem Werk eine Wende geben, um seine Quantität und künstlerische Qualität zu steigern. Wolfgang Ullrich, ein Kulturwissenschaftler, stellte in seinem Text Marktkunst […] folgende These auf: Die Erhabenheit, einst in der Unermesslichkeit der Natur empfunden, taucht heute an einem wesentlich profa neren Ort wieder auf: In den unermesslich hohen Preisen, welche Kunstwerke erzielen. […] Früher kaufte man mit Geld Qualität, heute ist Geld Qualität.»

(Von Torsten Möller. Dissonanz Nr. 116 Dezember 2012. PDF)

Baldessari sings LeWitt, songsmith’d

Ich hatte früher schon mal das schöne Video mit John Baldessari, der Sol LeWitts Thesen über Konzeptuelle Kunst singt.

Das wurde mittlerweile von anderen Künstlern aufgegriffen, zum Beispiel haben Kinder eine Google-Übersetzung davon gesungen oder Arturas Bumsteinas hat es mit Untertitel auf Instrumenten nachgespielt:

Schon länger hatte ich die Idee, Baldessari mit Songsmith zu instrumentieren, jetzt hab ich’s umgesetzt:

„Perhaps that by my singing them for you it’ll bring these sentences to a much larger public.“

Bismarck und Graf Moltke – Tonaufnahmen (1889)

Vor ein paar Tagen ging das durchs Netz, werden also die Meisten schon mitgekriegt haben: Es sind Tonaufnahmen von Otto von Bismarck und Graf Moltke d.Ä. (geboren 1800, also die Aufnahme eines Menschen noch aus dem 18. Jahrhundert) entdeckt worden. Da ich hier aber öfter Dokumente der Mediengeschichte bringe, muss das eben auch rein; außerdem gibt es jetzt von der Bismarck-Aufnahme auch ein Video zum Mitlesen. Ein interessanter Effekt: Hört man die Aufnahme erst mal ohne Text, versteht praktisch nichts; mit Text dagegen fast alles (vgl. das sprechende Klavier von Peter Ablinger)

Früher auf Kulturtechno:
Audioaufnahmen von vor über 125 Jahren
Die erste Klangaufzeichnung der Welt (1860)

Cranach Digital Archive

Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden.

Im Text Das totale Archiv habe ich geschrieben:

Zoologische Gärten sind Produkte des 19. Jahrhunderts, in dem es zwar Kolonien und regen Seefahrtsverkehr, aber noch keine guten Aufzeichnungsmedien oder Fernreisemöglichkeiten gab, mit deren Hilfe Normalmenschen exotische Tiere sehen konnten. Heute aber kann eine Kamera viel näher und faszinierender an eine Giraffe in ihrer Lebenswelt heranzoomen, als wenn man sie zum Begaffen in fremdem Klima einsperrt. Flugzeug und Film machen den Zoo, der ohnehin Tierquälerei ist, obsolet. Ähnlich verhält es sich mit den Symphonien Beethovens, die man heute in tausend Interpretationen, auf Dolby Surround zu Hause anhören kann: Das genügt! Man muss sie nicht noch weiter aufführen, die Ressourcen dürfen nun gerne anderweitig eingesetzt werden, für aktuelle Musik. Ebenso kann man heute im Netz Bilder von Picasso und van Gogh hochaufgelöst betrachten, dichter (und ungestörter) als man je im Museum of Modern Art an sie herantreten dürfte. Das sollte ausreichen! Wer hat schon die Demoiselles d’Avignon in echt gesehen? Nie wird Olivier Messiaens Schlüsselwerk Mode de Valeurs et d’Intensités gespielt, trotzdem kennt es jeder Komponist, trotzdem war es musikgeschichtlich epochal. (Theodor W. Adorno war der Ansicht, es reiche, Noten zu lesen; so radikal braucht man es nicht zu halten, zumal Noten heute nicht mehr die Musik adäquat abbilden. Aber klangliche Reproduktionen erfüllen den Zweck.)

Dazu passt die folgende Meldung:

In October 2009, nine major museums in Europe and the United States began working together on a pilot project to establish methodologies for interdisciplinary collaborative research, sharing knowledge and providing access to art historical, technical and conservation information on paintings by Lucas Cranach the Elder in the electronic environment. The project is funded by the Andrew W. Mellon Foundation as part of a larger initiative to develop new kinds of research tools to facilitate transmission of art historical and conservation information across institutions and international boarders in order to advance scholarship and learning. The Cranach Digital Archive serves to safeguard and provide access to documentary material in archives, it actively promotes collaborative research and it generates new high quality documentary material and tools to explore new research possibilities in the electronic environment.

Tatsächlich wird auf der Seite geboten, was man sich nur denken kann: Gesamt-, Detail-, Mikroskop-, Rückseiten-, Infrarot- und Röntgenaufnahmen in hoher Auflösung.

http://www.lucascranach.org/

Des weiteren passt auch diese Meldung: Bundestag beschließt Digitalisierungsoffensive für das kulturelle Erbe.

(via unhappy readymade)