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Cranach Digital Archive

Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden.

Im Text Das totale Archiv habe ich geschrieben:

Zoologische Gärten sind Produkte des 19. Jahrhunderts, in dem es zwar Kolonien und regen Seefahrtsverkehr, aber noch keine guten Aufzeichnungsmedien oder Fernreisemöglichkeiten gab, mit deren Hilfe Normalmenschen exotische Tiere sehen konnten. Heute aber kann eine Kamera viel näher und faszinierender an eine Giraffe in ihrer Lebenswelt heranzoomen, als wenn man sie zum Begaffen in fremdem Klima einsperrt. Flugzeug und Film machen den Zoo, der ohnehin Tierquälerei ist, obsolet. Ähnlich verhält es sich mit den Symphonien Beethovens, die man heute in tausend Interpretationen, auf Dolby Surround zu Hause anhören kann: Das genügt! Man muss sie nicht noch weiter aufführen, die Ressourcen dürfen nun gerne anderweitig eingesetzt werden, für aktuelle Musik. Ebenso kann man heute im Netz Bilder von Picasso und van Gogh hochaufgelöst betrachten, dichter (und ungestörter) als man je im Museum of Modern Art an sie herantreten dürfte. Das sollte ausreichen! Wer hat schon die Demoiselles d’Avignon in echt gesehen? Nie wird Olivier Messiaens Schlüsselwerk Mode de Valeurs et d’Intensités gespielt, trotzdem kennt es jeder Komponist, trotzdem war es musikgeschichtlich epochal. (Theodor W. Adorno war der Ansicht, es reiche, Noten zu lesen; so radikal braucht man es nicht zu halten, zumal Noten heute nicht mehr die Musik adäquat abbilden. Aber klangliche Reproduktionen erfüllen den Zweck.)

Dazu passt die folgende Meldung:

In October 2009, nine major museums in Europe and the United States began working together on a pilot project to establish methodologies for interdisciplinary collaborative research, sharing knowledge and providing access to art historical, technical and conservation information on paintings by Lucas Cranach the Elder in the electronic environment. The project is funded by the Andrew W. Mellon Foundation as part of a larger initiative to develop new kinds of research tools to facilitate transmission of art historical and conservation information across institutions and international boarders in order to advance scholarship and learning. The Cranach Digital Archive serves to safeguard and provide access to documentary material in archives, it actively promotes collaborative research and it generates new high quality documentary material and tools to explore new research possibilities in the electronic environment.

Tatsächlich wird auf der Seite geboten, was man sich nur denken kann: Gesamt-, Detail-, Mikroskop-, Rückseiten-, Infrarot- und Röntgenaufnahmen in hoher Auflösung.

http://www.lucascranach.org/

Des weiteren passt auch diese Meldung: Bundestag beschließt Digitalisierungsoffensive für das kulturelle Erbe.

(via unhappy readymade)

4 Kommentare

  1. Andrea Schroth sagt:

    Die Macher des Cranach Digital Archive haben scheinbar schnell kalte Füße bekommen. Kaum online, ist die Seite inzwischen nicht mehr verfügbar. Bei der eher restriktiven Bildrechtspolitik, wie sie von den meisten Museen vertreten wird, war diese Entwicklung eigentlich abzusehen. So lange man von Seiten der Museen Urheberrechte auf Reproduktionen der dort verwahrten Gemälde veranschlagt, werden umfassende öffentlich zugängliche Digitalisat-Archive leider nur ein frommer Wunsch bleiben.

  2. Kreidler sagt:

    nicht zu fassen! was glauben die eigentlich, was ihr job ist?!

  3. Cranach Archiv sagt:

    Leider handelt es sich bei dem heutigen Ausfall um eine technische Störung, die schnellstmöglich behoben wird.
    Wir bitten dies zu entschuldigen!

  4. Kreidler sagt:

    oh, sorry für die voreilige verschwörungstheorie.