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Texte über Patrick Frank

Über den schweizer Komponisten und Konzeptkünstler Patrick Frank habe ich hier schon geschrieben, aktuell sind in der Dissonance zwei sehr lesenswerte Texte über ihn von Michael Kunkel und Torsten Möller erschienen.

Snips:

Die Klage über «Kriterienlosigkeit», «Unübersichtlichkeit», «Orientierungslosigkeit» etc. hat sich in der Neuen Musik schon sehr lange als Topos etabliert, der verschiedene Probleme mit sich bringt: Zunächst jenes des «Früher-war-alles-besser», verbunden mit dem Glauben daran, dass aus einer geschichtlichen Situation heraus abstrahierte Werte zu früheren Zeiten Künstlern als Leitplanken ästhetischen Handelns dienten, als entstünden Werke im Abgelten jener Regelhaftigkeiten, die nachträglich aus ihnen abgeleitet werden können. Das Gefühl der geschichtlichen Benachteiligung mag frustrieren und zu künstlerischen Blockaden führen. Wenn man ernsthaft vorhat, sich in oben geschilderter Szene mittels Neuer Musik absolut unverwechselbar, verbindlich und charakteristisch zu positionieren, kann Komponieren zum Krampf werden. Es gibt aber immer mehr (relativ) junge Komponisten, die just aus diesem Dilemma ästhetisches Kapital schlagen, indem sie die Arbeit an der empfundenen aktuellen Notlage explizit zum Hauptgegenstand ihrer Kunst machen. Es handelt sich vielleicht um eine kleine Wiederauferstehung eines Musiktypus, der fast in Vergessenheit geraten war: Des engagierten Komponisten. Ein Merkmal von Engagement kann sein, wenn ein Komponist die Reflexion der gegenwärtigen Lage, möglicherweise auch ihre gesellschaftliche Bedingtheit aktiv in die künstlerische Arbeit mit einbezieht.

(Von Michael Kunkel. Dissonanz Nr. 116 Dezember 2011. PDF)

 

Kunst und Geld ist ein heikles Thema, dem sich Patrick N. Frank kritisch, zugleich transparent nähert. Was nun ist The Law of Quality? Zum einen ist es eine traditionell notierte Partitur für eine Sängerin und eine Pianistin. Der initialen Aufführungsvorschrift «mechanisch, gnadenlos» folgen dissonante Akkordrepetitionen in tiefer Lage.2 Nach 10 Takten wilden Hämmerns ertönt eine Sprechstimme:

«In 30 Sekunden erklangen 901 Töne; pro Sekunde also 30,03 Töne. – Meine Damen und Herren: Quantität ist Qualität! Doch Sie haben Recht, wenn Sie jetzt denken: Nur weil viele Töne erklingen, hat das Werk längst keine Qualität! Wir müssen dem Werk eine Wende geben, um seine Quantität und künstlerische Qualität zu steigern. Wolfgang Ullrich, ein Kulturwissenschaftler, stellte in seinem Text Marktkunst […] folgende These auf: Die Erhabenheit, einst in der Unermesslichkeit der Natur empfunden, taucht heute an einem wesentlich profa neren Ort wieder auf: In den unermesslich hohen Preisen, welche Kunstwerke erzielen. […] Früher kaufte man mit Geld Qualität, heute ist Geld Qualität.»

(Von Torsten Möller. Dissonanz Nr. 116 Dezember 2012. PDF)