Skip to content

Musik aus Schleim

Bin immer für Sprachoperationen zu haben: Klar definierte Begriffe („Noise“) metaphorisch behandeln („Pop Music is Noise!“), Metaphern hingegen mal wörtlich nehmen. Heute: Schleimige Musik.

Physicists use electrical signals from slime mould (Physarum polycephalum) to make music. Using the electrical signals generated by slime mould to make music creates an instrument musicians can ‘play’ by zapping the creature with light.

Mehr dazu hier (leider ohne Klangbeispiel):
http://www.technologyreview.com/view/508531/physicists-use-electrical-signals-from-slime-mould-to-make-music/

(via Networked Music Review)

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Bestimmt müssen Akteure keine Fitnessdrüsen

Positive Brillanz

Goldstein Befremdendes Kunst

Terz
Oh
Vermutung

Instrumente zitiert Emotionssprache

Ruhekissen Jesus

Strawinsky zum Punkt auffordern

Der Low-Tech- und Retro-Eskapismus

Letzte Woche besuchte ich ein typisches Underground-Konzert der Berliner freien Szene. In einem leeren Ladenlokal in Friedrichshain fand man sich ein, zuerst eine Noise-Improv-Nummer, dann ein Performer, der auf einem Super-8-Projektor ‚spielte’.

Schon zu Beginn des Konzerts stand dieses kleine Monstrum von Filmprojektor ehrwürdig da, mit seinen Spulen, Schaltern und eingespannten Bändern. Die Performance bestand dann darin, dass die Maschine ständig an- und ausgeschaltet wurde, dabei permanent in der Geschwindigkeit von 1 Bild pro Sekunde bis 25 Bilder pro Sekunde variiert und das ausgegebene Bild mit Filterfolien und Linsen manipuliert wurde, dass ein kleiner Schirm die Projektion in verstellbaren Winkeln einfing, etc.pp., immer wieder wurde noch ein neues Register gezogen, eine kurzweilige halbe Stunde lang. Es war alles schön anzusehen, die Maschine ratterte, zuckelte und stockte expressiv, es ergaben sich immer wieder reizvolle Farben und Formen, der Rhythmus der Aktionen hätte etwas entschlossener sein können, aber egal.

Mich hat währenddessen etwas Grundsätzliches angefangen zu beschäftigen: Was würde der Performer wohl anstellen, wenn er statt dieser 40 Jahre alten Super-8-Maschine einen Beamer von 2012 vor sich hätte – wo es nicht dankbar 100 Orte am Gerät gibt, an denen man irgendwas mit einfachen Handgriffen manipulieren kann, sondern er nur diese aseptische Oberfläche hätte und sich mit der Fernbedienung durch die Menüs und Untermenüs hangeln müsste. Tja, das wäre eine Herausforderung. Eine ästhetische, performative Herausforderung der heutigen, noch ein bisschen mehr entzauberten Welt.

Es gibt eine regelrechte Low-Tech- und Retroanalog-Bewegung in der Neuen Musik. Da wird mit Kassetten, Megaphonen, Effektgeräten und Kinderkeyboards fröhlich hantiert, manchmal im Resultat ganz hübsch, im Einzelnen kein Problem, und man kann mit den Geräten durchaus Sachen machen, die nur mit ihnen möglich sind – also gut, dass sie gemacht werden! Aber bei der Häufigkeit, in der mir das seit einigen Jahren begegnet, frage ich mich dann doch, ob das nicht tiefere Gründe hat und was das eigentlich ausdrückt. Und ich finde diesen Ansatz dann doch im Grunde total unbefriedigend. Es beschleicht mich der Verdacht: Hier manifestiert sich ein Eskapismus. Es gibt das Bedürfnis in dieser Welt 2012, sich mit den (sehr monströsen) Strukturen von Google, Amazon, Smartphones und Überwachungskameras auseinanderzusetzen; das spüren viele Komponisten, fühlen irgendwie eine Notwendigkeit, Elektronik einzusetzen. Aber im nächsten Moment kommt der Rückzieher und sie flüchten sich wieder weg in die harmloseste, banalste Form von Elektronik, in die Welt von Spielzeug und analogem Kleinkram von vor 30 Jahren. Man macht es sich schnell wieder einfach. Sowohl die Komponisten, die was zum Rumfummeln haben und nicht lernen müssen, was ein Algorithmus ist (obwohl sie täglich die Sklaven von Google-Algorithmen sind), als auch die Interpreten, die keine teuren Interfaces besorgen und keinen Programmabsturz fürchten müssen. Es wird da eine Aura abgegriffen, eine gewisse Exotik des Vergangenen hereingeholt und der Nostalgie oder gar der „Infantilgesellschaft“ (Jelinek) gefrönt, das ist alles billig zu haben.

Ist man einfach logistisch überfordert, ist man ästhetisch der hypermodernen Welt nicht mehr gewachsen? Mit seinen eigenen Mitteln kommt kein Künstlerchen gegen diese Weltkonzerne an, fürwahr. Man kann sich Hilfe von Experten heranholen, dafür muss man wiederum das Geld haben. Es ist sehr viel Arbeit. Beispielsweise Stefan Prins‘ Generation Kill, das bei den diesjährigen Donaueschinger Musiktagen viel Beachtung erfahren hat, war in der Tat ein Overkill an Arbeit am Medium – 4 Laptops je mit Interfaces, 4 Beamer, 8 Webcams, die Spieler mussten Joysticks genau nach Partitur bedienen, eigens gebaute halbtransparente Paravans, Found Footage und Live-Videoremix, spezielle Beleuchtung, Choreographie, Live-Audioelektronik sowieso, ein gigantischer Max/Msp+Jitter-Patch. Aber hey, Kunst ist halt viel Arbeit. Ich wünsche mir, dass dieser Anspruch und dieses Ethos (ganz grundsätzlich, nicht nur bezogen auf Elektronik) präsenter werden.

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

Sanfte Textartikulation Ordnung

Kulturreise Verdopplung

Spitznamen begannen Postulate

Metier wird ernst

Tote Rezipienten

Mischpult Brahms

Abstehende Situationen Buchstaben

Zwei Statements zu John Cage

Das Festival Rainy Days feierte dieses Jahr John Cages 100. Geburtstag und hatte einige Komponisten um diesbezügliche Statements gebeten. Meine Antworten:

 

John Cage war…

Würfelbauer.

Was kann man von John Cage heute lernen?

Dass man von jemandem, dessen Werke Titel wie 34’46.776“, 31’57.9864“, 26’1.1499“ oder auch 0’00“ tragen, nicht ausgerechnet den lapidaren 100. Geburtstag feiert.

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Traurige wissen weise

Dichtung Germany Hebel

Geschwindigkeit entwickelt Februar

Titelenergy

Bescheidene Zusammenhang a-moll-Sextakkord

Realistischerweise Schönheit

Scheitern in Paderborn

Meeresrauschenkopfhörer

(via Facebook)

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Erkenungszeichen möchten Takte

Wertneutralität Programmheft

Ein sich entwickelndes Gesicht

Kunstwerk
Widerspruch
Einführung

Modulation verströmt Verläufe

Nicht Schuberts zusätzliche Karriere

Allgemeine 1-22

Jongleur am Keyboard

Hier spielt ein Jongleur verblüffend ein Keyboard an —

Hier die Auflösung. Auf die gleiche Weise habe ich auch die Tastaturen in den untitled performances #1 und #3 programmiert.

(via SpOff)

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

Während der Wahrheit

Die harten Werke des Genesis-Schlagzeugers

Der scheue Charakter Mensch 469, 471

Figur Einleitung Februar

Es bedeutet Textzusammenhang

Naturbedingt auskomponiert

Vorspielen
Singen
Theorie

Mikrotonale Trompete – eine Dokumentationswebsite

Seit einigen Jahren beschäftigt sich der Trompeter Steve Altoft mit dem Spiel der mikrotonalen Trompete. Erfreulicherweise macht er eine umfangreiche Dokumentation im Netz zugänglich.

This project, which began in 1998 and was inspired partly by the work of American Trumpeter and Big Band leader Don Ellis. It is a systemically researched and documented project between a composer and a trumpeter, and his 3-valve B-flat trumpet!

Since 1998, the project has expanded exponentially both in the development of ideas, modified instruments and in the creation of new music.

Through this website and associated concerts, lectures, CDs and vidoes, The Microtonal Trumpet has

stirred the imagination of amateur and professional players, students and teachers.

This website describes the development of a 4-valve quarter-tone trumpet in C and a 4-valve trumpet in B-flat capable of playing in 19 equal divisions of the octave (19-div).

The website overall, including our free, online book covers quarter-tone and eighth-tone playing techniques, a full explaination of 19-div and how to approach this tuning on the trumpet, a short history of the microtonal trumpet and a repertoire list.

http://www.microtonaltrumpet.com/

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Form keine Form

Meine Verschiebungen

Klangfarbe verlöre unabdingbar in Stuttgart.

Erzwungene Lieferung von „Pina“

Südwestafrika im Programmheft

Mathematik der Erweiterungen

Gestische Wette

Algorithmische Musik, 1650

Athanasius Kircher was one of the first to use combinatorial procedures to mechanize musical composition. In 1650, he described a box containing wooden strips covered with sequences of numbers and rhythmic values; by selecting and combining sequences on these strips according to Kircher’s rules, anyone – even those with no musical knowledge – could compose a hymn in four-part counterpoint. Kircher called this box his “arca musarithmica,” or “music-making ark,” and presented it at as a musical marvel to astound his royal patrons.

(via Spooky & the Metronome)

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Milieu Musikpädagogik

Sitzordnung auf der Klaviatur

Alternativen nach Differenzierung

Erfahrung wurde Orchester

Metier Heidegger

Des Komponisten notwendigstes Nachtprogramm

Baudelaire Tonikaparallele Vorteil

Der gelbe Schrei

Gerade geht ein Video um, bei dem ein ‚Künstler‘ Schreie malt – in dem er gelbe Striche schreiend malt. Auch wenn es angeblich eine Parodie ist, das ist ja heute eh nicht mehr unterscheidbar, ich finde, das ist Gegenwartskunst. Das Bild sieht dann ja auch wirklich scheiße aus, das muss man erst mal so schlecht hinkriegen.

(via Neatorama)

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Sämtliche genommenen Namen

Augen Sätze 366f

Deutschland mein Jahr

Texte und beschädigtes Radio

Glitschige Dialektik

Musikalische Staaten 1972

Pynchon 142-149

Rage against the machine – „Shred“

Schon länger her, da machten die „Shreds“ die Runde – bekannte Musiken / Musiker wurden klanglich völlig versaubeutelt. Hier ein Obama-Festakt oder hier Lang Lang. Aber das folgende ist eigentlich noch viel versaubeutelnder, noch viel dissonanter. Man beachte die tobende Crowd. Musik kann so lustig sein.

(hier das Original)

(via SpOff)

+++++++++++++
Aphorismen des Tages:

 

Kantabel 1965

Philosophisches beschweigen

Konnte Septimdissonanz Musik achten

Habe
Anweisungen
Unabhänging

Technik des Klaviers

Idealgewicht Schulmusik halten

Schöner Blutdruck

Kreidler @Köln

Morgen, Mittwoch 12.12.12 um 18.00h halte ich an der Musikhochschule Köln im Rahmen der Ringvorlesung „Schlüsselwerke der neuen Musik nach 1950“ den Vortrag „Sampler im Bürgerkrieg – Bob Ostertags ’sooner or later'“.

http://www.hfmt-koeln.de/fileadmin/redaktion/downloads/ringvorlesung_2012_13.pdf