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Kleine Weltreise – Tagebuch #18

Nohannes Neindler
Diktatur der Musik
Wer ab 1.10. nicht neukonzeptuell-diesseitig komponiert wird ERSCHOSSEN!

Wir sind die Steinzeit der Zukunft. Für die Zukunft wünsche ich mir eine schöne Vergangenheit.

Wenn es eine Zeitmaschine gäbe, gäbe es keine Zeit.
Melbourne liegt 10 Stunden vor Mitteleuropa. Zeitverschiebungs-Différance. Jetlag, die Synkope der Globalisierung.

Melbourne ist die Stadt mit der besten Lebensqualität.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/melbourne-wien-vancouver-staedte-mit-der-besten-lebensqualitaet-a-986949.html

Die Menschen sehen britisch, die Stadt sieht amerikanisch aus.
Ich dachte, ich werde mir in Melbourne mal ein Auto mieten. Aber ist ja Linksverkehr hier, schon als Fußgänger lebensgefährlich. Nicht mal Fahrrad trau ich mich. Die Fußgänger pflegen hier tatsächlich (anders als in Großbritannien) auch auf dem Bürgersteig den Linksverkehr.

Ein Kanguru hab ich auch schon hupfen gesehen, gleich beim Flughafen, allerdings in einem Gehege. Aus dem Taxi heraus erspähte ich es überraschend hinter einem Hügel federnd in einer halbkreisförmigen Kurve auftauchen und hinter der grünen Kuppe mit dem Satz wieder verschwinden, wie das Hüpfende zu tun pflegen. Der Kopf ging während der hinterbeins abstoßenden Hochbewegung wie zum Ausgleich automatisch etwas in die Ducke. Warum wirkt das ulkig, so als ob diese Fortbewegungsart eine Strafe für schlechtes Benehmen darstellt, die das arme Geschöpf auf ewig ausführen muss, zum Gespött der ‚Normalen‘? Ein Springteufel. Im Gehegel: qualitativer Sprung.

Morgens Besuch des Ozeans, ein paar Muscheln eingesammelt.
Auf dem Rückweg kreuze ich zwei mal eine Demo von ca. 60 Teenagern, die lautstark dafür protestieren, keine Hosen anzuhaben, mit Transparenten („God hates Pants“) und gut einstudierten Sprechchören. Natürlich tragen sie keine Hosen, sie marschieren in Unterhosen zwischen den Wolkenkratzern um die Blöcke. Brüllen Passanten an, sich die Hosen auszuziehen.