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Mein Programmtext für die Uraufführung bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik

Johannes Kreidler

Shutter Piece

für 8 Instrumente, Zuspielung und Video

Dauer: 16’

 

Als „Musik mit Musik“ kombiniere ich seit 2005 vorgefundene Soundfiles, verschiedentlich bearbeitet (zerschnitten, transponiert, geschichtet, etc.), mit live gespielten Instrumenten. Damit die Lautsprecherklänge auch eine Performativität bekommen, ziehe ich teilweise Video hinzu.

Im Shutter Piece konzentriere ich mich auf ein Verfahren: Ein ganz regelmäßiger An-Aus-An-Aus-Rhythmus der Zuspielung, der die Instrumente teilweise maskiert oder mit ihnen alterniert. Mit diesem strengen Prinzip lassen sich divergente Klangmaterialien – hier: Sportübertragungen, ein Hollywood-Soundtrack und die Instrumente der Neuen Musik – aufeinander beziehen. Das Video verstärkt in dem Fall den Charakter der Fußball-Zuspielung; Public Viewing im Konzertsaal.

Der Shutter (= Verschluss) steht für den Lidschlag, die Nutzung des Stroboskops in der Wissenschaft und in der Disko, für Penetration, Digitalisierung, Gitter und für die Ausschnitthaftigkeit von Wahrnehmung.

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Hier ist das komplette Programm der diesjährigen Wittener Tage für Neue Kammermusik

Steal this Piece

Auf Steal this Piece.com kann man mit gegebenen Parametern ein individuelles Musikstück generieren lassen. Programmiert hat es William Burnson, und es stellt sich die Frage, wer dann der Autor des resultierenden Musikstücks ist und bei wem dann die Urheberrechte davon liegen.

 

Ähnlich hat es Cornelia Sollfrank bereits in den 90ern mit dem net.art generator praktiziert, da allerdings wird eine Collage von Bildern aus dem Netz erstellt.

(via Malte auf FB)

Update: Hier gibt es weitere Music Generators (danke, Niclas!).

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Aphorismen des Tages:

 

Schrecken schmunzelt

Beethoven auch ein Verlorener

D-Dur zwölf

Zielsetzung gelingt auf Gegenstand

Die Arabeske Arithmetik

Materie ab)

Dialektisch stehlen

„Nicht Musik über Musik, sondern mit Musik“ – Radiosendung online

Die Radiosendung von Christoph Reimann über die Ästhetik der „Musik mit Musik“, mit Werken von und Interviews mit Johannes Kreidler, Stefan Prins, Alexander Schubert und Martin Schüttler, gesendet auf HR2 Kultur am 26.2.2013, hat jemand hochgeladen.

Kulturtechno-Leser, benutzt RSS-Feeds!

Ich möchte mal wieder dafür werben, RSS zu nutzen. Da ich in letzter Zeit öfter gefragt wurde, ob man irgendwie per Mail oder so Hinweise auf neue Blogeinträge bekommen könne bzw. was es denn mit dem “RSS”-Dingens da auf sich habe: Leider hat sich immer noch nicht genügend herumgesprochen, dass es die wunderbare Einrichtung namens “RSS-Feeds” gibt; damit kann man Blogs und alle möglichen News-Webseiten abonnieren, Spiegel Online oder Spiegel Offline, Zeit.de oder Kulturtechno (oder auch Tweets). Man braucht dafür einen RSS-Reader, der beste ist wohl (oder übel) der von Google; da kann man alle Blogs etc. eintragen, die man gerne lesen möchte, und ebenda dann alle deren neuen Beiträge wie in einer bunten Zeitung untereinander lesen, ohne kreuz und quer durchs Netz navigieren zu müssen und ohne was zu verpassen.

 

Um ein Blog zu abonnieren, klickt man in dem Reader links oben auf „Abonnieren“ und da gibt man dann die RSS-Adresse des Blogs ein. Diese Adresse findet sich bei vielen Blogs hinter diesem Icon:

Und so auch bei Kulturtechno rechts oben, oder ich nenne die Adresse einfach mal hier:

http://www.kulturtechno.de/?feed=rss2

Und wer auch die Kommentare alle im Reader lesen will, dann noch diese Adresse ebenfalls abonnieren:

http://www.kulturtechno.de/?feed=comments-rss2

Einmal damit angefangen, kann ich mir ein Netz-Leben ohne RSS-Reader nicht mehr vorstellen, und ich ärgere mich, dass es nicht schon viel früher genutzt habe.

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Aphorismen des Tages:

 

Errungenschaften fixieren uns

Tektonik werden

Fenster
Viertelpaare
Einzelnes

Terzruhm

Kultur mit Blurbs

Das eigentliche Mikrologische

Berlin
Weltumseglung
Baudelaire

Zeichentrick-Dramolett über computergestütztes Komponieren

Stefan Hetzel hat 1998 ein Dramolett über zentrale Fragen des computergestützten Komponierens verfasst, und nun als Comicfilm inszeniert.

Vor Jahren hab ich auch mal mit Xtranormal eine kleine (berühmte) Szene spielen lassen.

Früher auf Kulturtechno: This is my composition, it will make us famous

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Aphorismen des Tages:

 

Alle Winde im Tiefpassfilter

Rom dis-cis

Sozialforschung
Stilproblem
Komponist

Tendenzkleid

Strukturelles außerhalb verschränken

Schöpfungskraft braucht Josquin

Wertungsfrage Tod

Hanns Eisler über ePlayer, 1940

Hanns Eisler beschreibt im „Statement über die Untersuchungen von Musik und Film“ 1940 schon die Vision einer universell einsetzbaren ePlayer-Instrumentensample-Datenbank.

Es gelänge durch Laboratoriumsarbeit, sich eine Kartothek von den graphischen Darstellungen unseres Tonsystems anzufertigen. Wir würden dann also alle Töne unseres Klaviers so wie die Buchstaben in einer Setzmaschine in unserem Archiv haben, und es ließe sich mit Hilfe dieses ‚Alphabets‘ ein Musikstück herstellen, das dann photographiert und auf dem Filmband entwickelt und gespielt eine Musik ergeben würde, die nicht mehr von Menschen durch das Mikrophon produziert worden ist, sondern synthetisch hergestellt wird. […] Dies wäre von der ungeheuerlichsten Bedeutung für die Musik, denn alle Unzulänglichkeiten der menschlichen Darstellungskraft wären überwunden. […] Eine Präzision der Darstellung, wie sie vom besten Orchester nicht erreicht werden kann.

(via Ole auf FB)

Früher auf Kulturtechno: ePlayer – über das Komponieren mit Instrumentensamples

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Aphorismen des Tages:

 

Arbeit
Songs
Ich

Krebs ergänzen

Ich*

freigeworden
unabhängig
Gehör

Logische Spontaneitäten

Schlagzeugerverhältnisse

Prozesslose Reflexzonen

Mikrofonlautsprecher-Skulpturen

Shilpa Gupta verwendet Mikrofone als Lautsprecher (man kann alles auch in die andere Richtung schicken!) und gestaltet aus einer großen Zahl von solchen Mikrofon-Lautsprechern Skulpturen.

Singing Cloud
Object built with thousands of microphones with 48 multi
channel audio, 2008-09
9min 30sec audio loop
180x24x60 in | 457x61x152 cm

I keep falling at you
Thousands of microphones and with multi channel audio, 2010
3min 12sec audio loop
149x51x79 in | 380x130x200 cm

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Aphorismen des Tages:

 

Zusammenhänge schwarzer Tempi

Pussy New York

Melodik gilt a.a.O.

Ausdruck den Damen

Antikriegs-Fremde

Ideen amerikanischer Bauernprügler

radikale Firma

Plagiat Deutsche Nationalhymne

Hartmut Fladt schreibt in seinem neuen Buch „Der Musikversteher“ (S. 87/88):

Wenn ich jetzt behaupte, dass bei Joseph Haydn in einem Originalwerk, dem Streichquartett C-Dur Op. 76,3, im langsamen Satz die Grenzen zwischen originaler Volksmusik und eigener artifizieller Musik überschritten werden, dann muss der Einwand kommen: Das ist doch Haydns eigene KAISERHYMNE (1997), die er hier im langsamen Satz des Quartetts als Variationsthema einsetzt und die unsere deutsche Nationalhymne geworden ist? Ja, und Haydn zitiert dabei, vier Takte lang, ein kroatisches Volkslied, „Vjutro rano“ („Früh am Morgen stehe ich auf“), das er vermutlich schon in seiner Kindheit gehört hatte. Er hat diese Melodie auch in anderen Werken verwendet, so in einer Messe von 1766 und im langsamen Satz seines Trompetenkonzerts. Ist sie nicht schön, diese Grenzüberschreitung? Unsere Nationalhymne, ein kroatisches Volkslied. […] Sie können das Volkslied [auf YouTube] hören, allerdings nur in einem grausam dummen Arrangement von Ziga i Bandisti.

Ein Kommentator auf YouTube schreibt:

haydn wuchs ca. 100 kilometer südlich von wien in einem kleinen dorf auf. es gab (und gibt) dort immer noch sogenannte „burgenlandkroaten“, eine kroatische minderheit, die damals hauptsächlich als feldarbeiter beschäftigt war. es gibt die theorie, dass er diese arbeiter singen gehört oder evtl. feste der burgenlandkroaten gesehen hat, bei denen dieses lied gespielt wurde.

(Und der Dichter des Textes der Deutschen Nationalhymne war Antisemit.)

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Aphorismen des Tages:

 

Aporie Rock genauso

ehrlich 5/6

Sportkanäle für Hirten

Büchlein über meine Anschauung

Nutzloser Hörer

Der Hilfsdiskurs von Besonderheiten

Menschenfresser Original-Abbild

180 Gedichte von Georg Trakl (als Binärcode), für Geige solo

Nachdem ich vorletzte Woche eindrucksvoll beweisen konnte, dass ich der größte Paul-Celan-Vertoner aller Zeiten bin, habe ich nun auch das Gesamtwerk von Georg Trakl kompositorisch bewältigt.

Der Herbst des Einsamen

Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.

Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.

Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;
In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.

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Aphorismen des Tages:

Die Natürlichkeitsoktav

Zeit gegeneinander geheiratet

Musik
Form
Lotto
Mythologie

www.pfau-verlag.de
beautiful

hat.*

Leiche übertreiben

Durcheinandersicherheit

Radiosendung Kreidler@Donaueschinger Musiktage 2012 online

Die Radiosendung über mich bei den Donaueschinger Musiktagen 2012, die auf SWR2 am 30.1.2013 (Kulturtechno berichtete) ausgestrahlt wurde, hat jemand online gestellt. Das Feature ist von Bernd Künzig.