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Große Musik

Eine Schallplattenrille, 1000fach vergrößert.

(via noise for airports)

on&off&to&fro

Das hervorragende belgische Ensemble Nadar spielt unter der Leitung von Daan Janssens „on&off&to&fro“ von Simon Steen-Andersen. Wir steigen gleich in den zweiten Teil ein mit lustigen Megaphon-Klängen. (Teil 1 hier.)

Erfreulicherweise bemühen sich die Nadars grundsätzlich um Dokumentation ihrer Konzerte, hier der YouTube Channel.

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Kreidler @CeBIT

Am 2.3. werde ich auf der Webciety-Konferenz der CeBIT Hannover auftreten.

Dazu hat Clara Boie ein Video gemacht:

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Partiturexplosion

Marco Fusinato nimmt Partituren Neuer Musik und verbindet alle Noten zu einem willkürlichen Fluchtpunkt. (mehr hier). Er empfiehlt die Improvisation mit seinen umgeänderten Partituren: Um die “expectation-frustrating dynamics of the academic avant-garde mit „the energy and volume of rock” aufzuladen. Ich glaube aber dass seine Werke visuell besser sind..

(via NoiseOfAirports)

Textinstallationen

Ein Text von Dezember 09, aus den Erfahrungen von Fremdarbeit heraus entstanden, ist nun beim Bad Blog of Musick der Neuen Musikzeitung online. Das Vorwort ist von Patrick Hahn, dem ich auch für’s Lektorat danke:

http://blogs.nmz.de/badblog/2010/02/12/textinstallationen-kreidler-schlaegt-ueber-die-strenge/

Dazu noch ein schönes Zitat von René Pollesch:

„Theorie muss im Theater immer in Programmheften gefangengehalten werden, sonst würde sie den ganzen Laden auffliegen lassen.“ (aus: Requiem fürs Programmheft. Zum Tod von Jean Baudrillard.)

Schirrmacher/Kluge über Algorithmen

Alexander Kluge hat ein inspirierendes Gespräch mit Frank Schirrmacher über Algorithmen und sonstigen aktuellen Computerkrams geführt, aber alles transzendiert bei denen immer schnell und das macht Spaß. Wie immer bei Kluge mit grässlichen Typos dazwischen und formal eher unstrukturiert assoziativ.

Danke für den Hinweis, Kombo!

Vier perfekte runde Kreise

Bin eigentlich kein Fan von optischen Täuschungen, da sie gerne mit Kunst verwechselt werden, aber die hier ist doch eine der frappierendsten die ich je gesehen habe.

(via Glaserei)

Und wenn wir schon dabei sind – im memoriam Maurits Cornelis Escher:

(via Neatorama)

Tageslink: Cover für die Steuersünder-CD

2,5 Millionen für eine CD! Wäre nur die Musikindustrie früher drauf gekommen. Wenigstens gibt’s jetzt noch poppige Cover für Schäubles Disko:

http://www.welt.de/kultur/article6301015/So-sehen-Cover-fuer-die-Steuersuender-CD-aus.html

CD-Tipp: Martin Schüttler – pelze & restposten

Ein CD-Tipp auf Kulturtechno! Dem muss etwas Erklärung vorausgehen.
Vor fünf Jahren habe ich noch nicht wenige gekannt, denen das rituelle CD-Einlegen mit keinem Mp3 der Welt zu ersetzen war. Ich glaube, sie würden das heute nicht mehr sagen. Die Handlichkeit und leichtere Kopierbarkeit von Mp3 hat sich durchgesetzt (jetzt müssen nur die Festplatten und Datenübertragungsraten wieder so hoch werden, dass man Musikdateien ohne verlusthafte Kompression kopieren kann).
Welchen Stellenwert hat dann heute die CD? Wenn man so will: Die teure Entscheidung fürs alte Medium: Es muss sich lohnen. Das kann heute aber kaum mehr kommerzieller Art sein. Eine CD lohnt sich künstlerisch, als kleine Ausstellung, als Porträt. Die Ausstellung ist kuratiert.

Ein solcher Kurator ist der Deutsche Musikrat mit der Edition Zeitgenössische Musik, die herausragende Komponisten der Gegenwart mit CDs porträtiert. In dieser Reihe ist nun das Album „pelze & restposten“ mit Musik von Martin Schüttler erschienen.

Disclaimer: Ich bin mit Martin befreundet.

Und darum spare ich mir jetzt alle Lobhudelei sondern sage nur: Hier geht es um Musik, die heutige Medialität reflektiert, um eine Ästhetik des „Diesseitigen“ und um ein großes Ideal: schöner leben.

Eine Besprechung gibt es im Zeitgenössische-Musik-Blog von Daniel Mennecken:

http://blog.zeitgenoessische-musik.de/?p=165

Und hier Details zur CD und Hörbeispiele:

http://www.musikrat.de/index.php?id=5948#c20082

Komponieren heißt: ein Instrument klauen

Außer dem selten noch gelingenden Kunststück, einen nie gehörten Klang hervorzuzaubern, bedient man sich zwangsläufig des Bestehenden. Das sind nicht nur musikalische Grundelemente, wie die 88 Tasten des Klaviers, sondern auch größere Zusammenhänge. So wie man eine Taste verschieden anschlägt, modifiziert man auch gegebene Strukturen. Darum soll sich, wer etwa ein Geräuschfeld für sein Stück braucht, einfach eine Partiturseite Lachenmann („Komponieren heißt: ein Instrument bauen“) nehmen und gebrauchen, statt sich noch mal (quasi) eigene Strukturen aufzubauen. Die Komponisten arbeiten noch viel zu viel an der falschen Stelle. Genug gebaut!

Wir leben im Zeitalter des unweigerlichen Paneklektizismus. „Eklektizismus“ gilt allerdings meist als Pejorativum. Dabei wäre doch vielmehr zu kritisieren, WAS übernommen wird (und wofür!). In Deutschland scheint man nicht von der Norm loszukommen, dass wenn schon eindeutig Musik zitiert wird, dann nichts unter der ganz „großen“ Tradition: Beethoven, Schumann, Brahms – als ob man damit sein eigenes Niveau rangieren könnte! Exemplarisch falsch: Manos Tsangaris‘ Musiktheater Batsheba. Vorlage war die Zeitungsgeschichte über einen im Chatroom angebahnten Eifersuchtsmord. Dem im Jetzt Angesiedelten musste Tsangaris um der musikgeschichtlichen Langzeitwirkung dann aber unbedingt mythologischen Urgrund, die alttestamentarische Weihe beigeben (umgekehrtes Regietheater, sozusagen). So verfehlt geriet denn auch die Musik. Schon die Bildungshuberei ist nervig. Noch mehr aber können Arbeiten mit zeitlosen, den „ewigen“ Themen heute eben fast nichts mehr ausrichten: Shakespeare und ein paar Weitere haben da einfach schon alles zu Leistende geleistet.

Umgekehrt braucht es aber auch nicht der letzte ephemere Trash zu sein. Was es doch alles sonst noch gibt!- Warum nicht Bordellmusik des 19. Jahrhunderts, australischen Obertongesang oder Musiken aus Hitlerfilmen zitieren? Das sind Klänge, besser gesagt: Instrumente! Man nehme eben nicht das einfach Verfügbare, sondern was sich sperrt, einem fremd, unangenehm, unauthentisch, sonderbar oder gar verhasst ist, was von seinem Kontext wirklich abgelöst, herausgerissen, geklaut werden muss. Nutzt diese Medien falsch, seid damit ungerechter noch als der Kapitalismus, habt diebische Freude dabei, lügt dass sich im Konzertsaal die Balken biegen (um der Ehrlichkeit willen), schreibt jeden Tag ein Manifest, in dem ihr von euch auf die ganze Welt schließt. Das ist eine konstruktiv politische Ästhetik: Tut den Medien der Kunst Gewalt an.