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Neue Musik – YouTube-Videos mit Partituren

Der YouTube-Kanal „Score Follower“ sammelt Videos mit Werken der Neuen Musik + Partitur. Ist freilich manchmal nicht sehr hoch aufgelöst, aber trotzdem ein Fortschritt. Was hab ich vor 15 Jahren noch Mühe gehabt, Neue-Musik-Partituren zu kriegen. Nun ja, die Musikverlage sehen hier wahrscheinlich nicht gerade einen Fortschritt.

https://www.youtube.com/channel/UCsCyncBPEzI6pb_pmALJ9Tw

Update: Es gibt auch noch den YouTube-Account incipitsfy.

Komponistenpräsentationen & -dokus

Der Verband für aktuelle Musik Hamburg lädt seit Jahren Komponisten ein, um ihre Arbeit zu präsentieren. Und erfreulicherweise dokumentieren sie diese Veranstaltungen auch und stellen sie ins Netz. So leicht geht Vermittlung – und so lohnt die Arbeit und das Geld auch wirklich.

http://vimeo.com/vamhpresentations/videos

Des weiteren gibt es eine französische Initiative für Videoportraits von Komponisten:

http://vimeo.com/user19722240/videos

Und die DEGEM (Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik) hat nun auch einen YouTube-Channel:
http://www.degem.de/news/degem-youtube-channel.html

Vielen Dank, weiter so, es müsste davon noch viel mehr geben.

Neuer Konzeptualismus – Methoden 2a) Titel+Musik

2. Kontext-Differenz

Ein Konzept kann auch an Rahmenbedingungen von Musik ansetzen; da die Rahmenbedingungen die Musik beeinflussen – „Institutionen komponieren“ -, lässt sich das auch aktiv konzeptualisieren.

(Schon auf der ersten Seite der Ästhetischen Theorie von Adorno heißt es: „Denn die absolute Freiheit in der Kunst, stets noch einem Partikularen, gerät in Widerspruch zum perennierenden Stande von Unfreiheit im Ganzen.“ Ebenso könnte Foucaults Diskursanalyse – die „Mikrophysik der Macht“, die die Vorstellung eines souverän handelnden Subjekts als illusionär entlarvt, oder Kittlers medientechnisches Apriori, die Auswirkungen der Speicher- und Übertragungsmedien auf ihren Inhalt und ihre Wahrnehmung herangezogen werden. Erst vor diesem Hintergrund von instrumenteller Vernunft und materieller Bedingungen und Bedeutungen wäre heute zu bestimmen, was denn noch an der Musik „autonom“, was bei ihr „Eigenlogik“ ist – oft genug werden diese Dinge einfach nur behauptet.)

 


2a) Titel+Musik

Eine erste Äußerlichkeit eines Musikstücks ist ein Titel, der selbst bei absoluter Musik noch eine verbale Beigabe darstellt.
Nun kann das Verhältnis von Musik zum Titel selbst zu einer spezifischen, gestalterischen Idee werden. Es ist ein Topos seit der Moderne, dass der Bruch zur Tonalität mit einer Differenz zum Titel angezeigt wird. Stücke wie der „Walzer“ von Schönberg („Hä, wo ist da der Walzer?“) oder die „Variationen“ von Webern („Hä, was wird da variiert?“) sind bekannt. Mit der Kenntnis des Titels wandelt sich zudem das Hören; schon als Jugendlicher hatte ich die Idee für ein Klavierstück in fünf Sätzen, die alle die gleichen Noten haben, aber der erste Satz trägt einen philosophisch-religiösen Titel, der zweite einen abstrakten, der dritte einen privat-amourösen, der vierte einen ironischen und der fünfte keinen. Ich nenne den Ansatz „Präpariertes Hören“ (Essay).

 

 

Intensiv arbeitet Trond Reinholdtsen mit der Differenz von Musik und sprachlichen Zuschreibungen. Er selbst agiert dabei als Performer-Moderator, der die Klangminiaturen präsentiert.

 

 

Während Trond eine zusammengesetzte Konzeptform entwickelt, behandelt Anton Wassiljew das Thema ganz puristisch; eine zufällige Zeitungsheadline wird mit einer Zufallsmusik, einer typischen, Klischee-haften Neuen Musik versehen (er hat davon aber wiederum einige Varianten erstellt). Prädestiniert für das Verfahren der „Ton-Bild-Schere“ ist YouTube, wo auf der Videoebene der Titel ständig angezeigt werden kann.

 

 

In „New Complexity Fountain“ habe ich umgekehrt einen Klischee-haften Titel auf Muzak verwendet (hier mehr Exemplare):

 

 

Eine Werk von Peter Ablinger ist bezeichnet als: „Wachstum und Massenmord. Für Titel, Streichquartett und Programmnotiz“. (mehr)

 

Mehr als nur ein Titel kann eine längere Zusatzinformation mitgegeben werden, wodurch die Wahrnehmung des ganzen Stückes eingefärbt wird, in dem Fall gewissermaßen „vergiftet“:

 

„Das hier habe ich im Internet gefunden, es nennt sich „Silent Subliminal“.
Diese Software wandelt Worte und Töne in einen subtilen Sound knapp unterhalb des Ultraschalls um, den wir mit unseren Ohren nicht bewusst hören können. Statt dessen passieren die „stillen“ Botschaften direkt und ungefiltert unser Unterbewusstsein – vorbei an der Zensur unseres kritischen Verstandes! Auf diese Weise können wir systematisch unser Gehirn neu programmieren und unserem Unterbewusstsein Überzeugungen einspeisen, die unser Leben positiv beeinflussen.

„Silent Subliminal“ ersetzt also kostspielige Hypnose-Sitzungen, in denen man sich den Suggestionen eines Therapeuten ausliefern muss, der möglicherweise ein Scharlatan ist. Mit der Software behält man dagegen die volle Kontrolle und kann selbsterdachte Affirmationen wie „ich bin schlank und sexy“, „ich kann gut schlafen“, „ich werde reich“ per Mikrofon aufnehmen, und das wird dann in den Bereich knapp unter dem Ultraschall moduliert. Anschließend wird empfohlen, diesen bewusst nicht mehr wahrnehmbaren Track mit einer Musik zusammenzumischen, die man persönlich gerne hört.

Dann wollen wir dieses Teufelszeug doch gleich mal ausprobieren! Eigens für Sie, verehrte Zuschauer, haben wir diese magische Software bestellt. Statt uns damit nun allerdings selbst etwas schönzureden, speisen wir einfach die Ansprache von Angela Merkel ein. Wir haben das natürlich vorproduziert, und das „hören“ wir uns jetzt an. Als Trägermusik spiele wir dazu live einfach einen formvollendeten Mozart. Also bitte, die Musiker einen Mozart, und Felix spielt aus den Lautsprechern unhörbar den Aufruf, die CDU zu wählen. Ich geh dann solange mal aufs Klo. Und Sie lassen das Ganze bitte vollkommen passiv auf sich wirken. Ziel dieses heutigen Abends muss sein, dass Sie alle die CDU wählen.“


(Aus „Feeds. Hören TV„, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen 2010)

 

Das Video „Compression Sound Art“ spielt ebenfalls mit Zusatzinformationen, die nicht unmittelbar zu dem Gehörten passen:

 

 

Zusatzinformationen können auch nicht-sprachlich, sondern durch Video und Performance hinzutreten, wie bei Reinholdtsen:

 

(bei 0’46“:)

(bei 1’49“:)

 

oder bei Wassiljew:

 

 

 

 

 

 

 

Link zum Anfangspost der Reihe: Definitionen und Übersicht

Black MIDI

Eine Innovation der digitalen Klangprozessierung sind die großen Quantitäten. Heutige Prozessoren, Speicher- und Übertragungsraten ermöglichen die Gestaltung von riesigen Klangmassen.
Das drückt sich exemplarisch aus in einem aktuellen Trend, der sich „Black MIDI“ nennt.

Immer mehr „Blacker“ aus der ganzen Welt, viele von ihnen Teenager, schließen sich dem wilden Wettbewerb an, möglichst mehr Noten als die anderen zu verwenden und in ein Stück zu packen. Erst waren es 100.000, dann 500.000, dann eine Million—mittlerweile sind bis zu fünf Millionen Noten normal.

Hier ein längerer Artikel darüber:

http://noisey.vice.com/de/blog/dieser-15-jaehrige-junge-ist-der-king-des-black-midi/?utm_source=noiseyfb

Update (Dank an Niclas Thobaben): Hier ist der Schwanzvergleich.

Sonntagslinks

Ein paar Hinweise in eigener Sache:

– Letzten Juli fand in Halle die Podiumsdiskussion „Random Sounds: Die Variable ›Zufall‹ als Surplus künstlerischer Prozesse?“ im Rahmen des „Addicted 2 Random“-Festivals statt.

Welche neuen Formen der Komposition und welche neuen Kompositionswerkzeuge werden für computerbasierte Musik geschaffen? Diskussionsrunde “Random Sounds” mit

Alberto de Campo (Professor für Generative Kunst/ Computational Art, Universität der Künste Berlin, Künstler, Musiker, Komponist)

Jin Hyun Kim (Dr., Musikwissenschaftlerin, Postdoktorandin an der Universität Oldenburg)

Johannes Kreidler (Komponist, Elektroakustiker und Autor; Lehraufträge für Musiktheorie, Gehörbildung und Elektronische Musik an mehreren deutschen Hochschulen)

Verena Kuni (Professorin für Visuelle Kultur an der Goethe-Universität Frankfurt, Radiokünstlerin)

Gesprächsleitung: Gisela Nauck (Dr., Musikpublizistin, Musikwissenschaftlerin, Verlegerin; Herausgeberin und Chefredakteurin der Zeitschrift „positionen. Texte zur aktuellen Musik“)

Das Gespräch steht online zum Anhören:
http://cba.fro.at/253561

– Daniel Stender hat für DeutschlandRadio Kultur ein Kurzportrait gemacht:
http://www.deutschlandradiokultur.de/neue-musik-tondichtung-mit-youtube.1153.de.html?dram:article_id=275234

– In der aktuellen Ausgabe der Österreichischen Musikzeitschrift (ÖMZ) steht ein „Selbstinterview“

Was ist dein Ziel? Der zentrale, eigentlich selbstverständliche Anspruch ist: Etwas wie auch immer geartet Neues zu schaffen. Alles andere ist die Mühe und das Geld nicht wert. Zum Ausdruck zu bringen, was heute bereits anders ist als gestern noch, das in Musik setzen, was dich im Leben wirklich beschäftigt und dir sonst keiner zu Musik bringt. Ausdruck und Austestung, immer wieder die Grenzen des Wahrnehmens und des Denkens verschieben, auch wenn das nur Millimeter sein mögen, eine kleine, neue Differenz herausholen, den Begriff von Musik erweitern, auch eine andere Art von Künstler sein. So etwas sich und seiner Zeit abzutrotzen, das ist eine ganz spezifische Art von Widerstand und bestenfalls dann ein Durchbruch, der Klang des platzenden Knotens, der eine Menge Energie erschließt und bleibend freisetzt. Im Übrigen mache ich alle Kunst aus Verpflichtung zur Schönheit, selbst wenn das eine wilde, trashige Aktion ist.

– Im Transcript-Verlag ist der Reader „Zitieren, Appropriieren, Sampeln“ erschienen, herausgegeben von Frédéric Döhl und Renate Wöhrer (jetzt weiß ich endlich, wie man „Sampeln“ schreibt). Darin steht ein Aufsatz von Julia H. Schröder, in dem auch meine Arbeit portraitiert ist.

http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2330-7/zitieren-appropriieren-sampeln

– In der aktuellen Ausgabe der Positionen steht der Text „Modelle für die Zukunft“ von Gisela Nauck.

Mit Neuem Konzeptualismus und Diesseitigkeit schließlich haben sich heute kompositorische Tendenzen – international – manifestiert, in denen die reale Lebenspraxis (inklusice neuer Medien) Musik erneut radikal verändert. Eingefordert wird damit auch wieder ein kultur- und sozialkritisches Denken, das Avantgarde ursprünglich auszeichnete, aber in Folge verhärteter Institutionalisierungen – von Ausnahmen abgesehen – verloren gegangen ist.

http://www.positionen.net/inhalt_pos.php?Heft=98

– Und Florian Käune hat in Anlehnung an meine Aktion „Call Wolfgang“ eine ähnliche Installation geschaffen.

In der Installation „Terrorist Mail Service“ schreiben sich zwei Mailroboter abwechselnd Emails, bestehend aus Zufallswörtern und gespickt mit Wörtern aus einer Liste des amerikanischen „Department of Homeland Security“, mit der Facebook- und Twitterprofile überprüft werden.

https://www.youtube.com/watch?v=fRp-sM7gCIk

Field Recording

Field Recording is the ploughing of an ’12000 inch’ vinyl record into soil and recording the sound of the creation (contact- and directional-mic’s). The final piece consists of this video and the recorded sound cut into real vinyl (12″).

(via Kraftfuttermischwerk)

Schallplatte, Beschreibung

(von Helmut Smits)

Alphabetische Liste von Comic-Sounds

Eine alphabetische Liste allers Sound-Umschreibungen in Don-Martin-Comics. AAAAGH!

http://www.madcoversite.com/dmd-alphabetical.html

(via Nerdcore)

Früher auf Kulturtechno:
Schuberts Winterreise, alphabetisch geordnet
The first thousand numbers in alphabetical order

Lecture-Performance über Stimmverfremdung

Eine sehr schöne Performance von Siri Landgren, der einen Bogen schlägt von heutiger digitaler Stimmverfremdung zur „Falsett“-Technik, die ebenso als „falsche“ Stimme verstanden wurde.

Die Frau, die Akkorde singt

Überhaupt ne starke Musik, aber ab 6’10“ wird’s spektakulär. Irgendwelche dissonanten Multiphonics kann ich auch absondern, aber hier hört man, oder meint es zumindest, tonale Akkorde aus dem Mund von Lalah Hathaway. Ich sekundiere mit dem Runterklappen der Kinnlade.

http://www.ja-gut-aber.de/lalah-hathaway-die-frau-die-akkorde-singt/