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Freiluftakustik im Vergleich

NK: Pause

Nach dem langen „Readymades“-Kapitel mache ich eine Pause in der Reihe „Neuer Konzeptualismus“. Es fehlen noch 8 Posts, die kommen später und vereinzelt.

Link zum Anfangspost der Reihe: Definitionen und Übersicht

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1q) Übertragung von Kunstwerken anderer Medien

1q) Übertragung von Kunstwerken anderer Medien

 

Peter Ablinger hat Malewitschs „Schwarzes Quadrat“ mit Weißem Rauschen in Klang übersetzt und stellt dazu die Frage, wie lange es wohl gespielt werden sollte, bis man die Empfindung eines Quadrats hat.

 

http://ablinger.mur.at/ww7_square.html

 

Ich habe dasselbe Gemälde umgesetzt mit einer Rechteckschwingung („Square Wave“) und die Ablingersche Frage mit 8 Sekunden beantwortet.

 

Dieses Jahr feiert das “Schwarze Quadrat” von Kasimir Malewitsch hundertsten Geburtstag. Dazu habe ich ein kleines Musikstück gemacht, eine klangliche Umsetzung desselben:

Das Quadrat erklingt als Rechteckschwingung (“Square Wave”);
die Farbe “Signalschwarz” hat den CIEL-Wert 28.66, darum als Frequenz 28.66 Hertz;
die Frage nach der Dauer, die Peter Ablinger für ein klingendes Quadrat gestellt hat, beantworte ich subjektiv mit 8 Sekunden.

 

Und den Kubismus schlechthin habe ich ebenfalls mit verschiedenen Schwingungsformen zu Klang gebracht:

 

 

Ole Hübner hat eine Rauminstallation von Bruce Nauman in Max/Msp nachgebaut:

 
(bei 6’42“:)

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1p) Technische Neuinterpretationen von Musik / Re-Enactment

1p) Technische Neuinterpretationen von Musik / Re-Enactment

 

Große Bekanntheit hat Cory Arcangel mit seiner Neuinterpretation der Schönbergschen Klavierstücke Op.11 mithilfe von Schnipseln von Katzenvideos erlangt:

 

 

Mit dem gleichen Verfahren („Konkatenative Synthese“) hat er auch Paganini und die Goldbergvariationen modelliert. Und dann gibt es noch die Porno-Badinerie.

 

Mit dem Kinect 3D Sensor habe ich LaMonte Young

 

(bei 2’43“)

 

und ein Fluxus-Stück von Robert Bozzi nachgespielt:

 

(bei 0’35“)

 

Patrick Liddell hat „I am sitting in a Room“ von Alvin Lucier im virtuellen Raum von YouTube realisiert:

 

 

Und ich habe mit der Split Screen Technik – „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ wiederum LaMonte Young umgesetzt:

 

(bei 0’33“)

 

Kein bereits existierendes Musikstück, sondern eine traurigerweise erfolgte Tötung eines Afro-Amerikaners durch Anbinden an einen Jeep hat Christian Marclay mit einer E-Gitarre wiederholt.

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1o) Noten gewinnen

1o) Aus einer Vorlage werden Noten gewonnen.

 

In „True Type Font Music“ liegt ein Gedicht von Eichendorff vor, bei dem ich auf Musikfonts anstelle normaler Buchstabenfonts gewechselt habe.

 

 

Ann Eysermans hat ähnliches gemacht:

 

Aankomst in ‚aangeslagen toestand‘, alarm voor afwaartse anionen, afwijkende aandrijvingen en antislip-atomen. Afrijden in accelleratie, de absorptie-aansluiting richting armsein-activator voorbij.

 

Sie hat auch Fahrpläne der belgischen Bahn zu Partituren erweitert:

 

 

Ich habe das Ergebnis eines Tennis-Matchs als Generalbassbezifferung genommen:

 

 

Oder etwas aufwändiger die Medien gewechselt:

 

 

Alberto Bernal schreibt „unmögliche Musik“:

 

 

Oder in „Was gesagt werden muss“ werden sämtliche Gedichte von Günter Grass ins offene Fenster der Notationssoftware „Cappella“ getippt:

 

 

Nicht Noten, aber eine Sequenzerdarstellung hat Ann Eysermans nach Vorbild der Zugstellung auf einem belgischen Bahnhof zusammengestellt – „Spoor“ heißt im Flämischen sowohl „Bahngleis“ als auch „Tonspur“.

 

 

Und da Ann Eysermans Züge zum Thema hat, hat sie auch PD-Patches gemacht mit dem dort vorhandenen „train~“-Objekt:

 

 

 

 

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1n) Subtraktion

1n) Subtraktion

Von einer Vorlage wird etwas entfernt.

 

 

 

 

 

 

 

Im Extremfall wird quasi alles entfernt, dennoch bleibt etwas übrig:

 

Peter Ablinger hat eine leere Schallplatte produziert, bei der nur noch das Hintergrundrauschen zu hören ist:

Auflage: 7 Stück, verschiedene Abspielgeschwindigkeiten, Rillenpressung ohne Klang

http://ablinger.mur.at/ww13.html

 

Jarrod Fawler hat eine CD mit 99 Stille-Tracks gemacht, die per Shuffle abgespielt werden soll – die Stille wird immer anders durch die Trackwechselgeräusche des CD-Players proportioniert. (Keine Aufnahme verfügbar)

 

Oder es ist wirklich alles entfernt – idealiter:

 

 

 

Beides, Addition und Subtraktion gestaltet Peter Ablinger mit seinen Wandelementen:

 

GALLERY PIECE (Weiss / Weisslich 32e)
abwechselnd klangabsorbierendes und -reflektierendes Material



http://ablinger.mur.at/ww32_schalldaemmung.html

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1m) Addition

1m) Addition

Zu einer Vorlage wird etwas hinzugefügt – wie damals Duchamp den Schnurrbart zur Mona Lisa.

 

Peter Ablinger deckt die live spielenden Musiker – idealiter – passgenau mit Rauschen zu, das alle Frequenzen enthält, die die Musiker spielen:

 

Instrumente und Rauschen

 

Zu einer Aufnahme von Brian Ferneyhoughs zweitem Streichquartett habe ich eine Band-in-a-Box – Begleitung hinzugefügt:

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt eine Addition, die zugleich eine gewaltige Subtraktion bedeutet:

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1l) Anhäufung

1l) Anhäufung

Eine charakteristische Aktion wird in mehreren Varianten ausgeführt, und diese werden dann gleichzeitig abgespielt.

 

Das Prinzip der meisten Stücke meiner „Split Screen Studies„. Zum Beispiel die Aufteilung einer Musikeinspielung, dann alles gleichzeitig abgespielt:

(Bei 1’55“:)

 

Am Anfang:

 

Im folgenden Video sind es Bücher als Vorlage, vom Prinzip nicht so unähnlich zu Ligetis Poème symphonique für 100 Metronome; jedes Buch hat seine eigene Lesegeschwindigkeit. Das zweite Stück dann ist inspiriert von Helmut Lachenmanns Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“; darin gibt es eine Zähneklapperarie, die ich ziemlich affig fand, als ich in Stuttgart im Staatstheater Sänger in einem gut beheizten Opernhaus künstlich nach Lachenmanns Partitur mit den Zähnen Geräusche machen sah. Das wollte ich wenn dann doch mal echter machen:

 

 

Wiederum eine bekannte Vorlage, jetzt nicht in mehreren Varianten, sondern aus dem Original jeweils herausgelöst: Erik Carlson nimmt aus sämtlichen Brucknersymphonien die Paukenstimmen und macht daraus ein Stück für großes Paukenensemble:

http://midnightsledding.com/carlson/BrTi.pdf

 

Philipp Blume hat von Johannes Ockeghems „Missa Cuiusvis Toni“, welche in vier verschiedenen Modi gesungen werden kann, die vier Versionen übereinandergelegt:

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1k) Parameter ändern

1k) Parameter ändern

An einer Vorlage wird ein Parameter geändert.

 

Durch Umprogrammierung wird in der „Träumerei“ aus meinen „5 Programmierungen eines MIDI-Keyboards“ zwischen jeder Tonhöhe mit einem Glissando interpoliert:

 

 

Oder alle schwarzen Tasten zu weißen Tasten umgedeutet, wodurch ein Zwölftonstück zum diatonischen Stück wird.

 

Und die Dauern einer Bachfuge werden dadurch verzerrt, dass der Ton nicht bei Drücken der Taste erklingt, sondern erst bei Loslassen (könnte auch in der Rubrik „schwer zu spielende Instrumente“ stehen):

 

(bei 5’18“:)

 

Einige Stücke ändern die Dauern von Vorlagen, wie in meiner Compression Sound Art:

 

 

Peter Ablinger komprimiert Beethoven-Symphonien:

 

http://ablinger.mur.at/hiddenaudio/ww22_1990.m3u

(WEISS / WEISSLICH 22)

 

 

Seth Kim-Cohen dehnt „Sympathy for the Devil“:

 



http://www.kim-cohen.com/projects/68SFTD_home.html

 

John Cages „As slow as possible“ wird so schnell wie möglich abgespielt:

 

 

Oder in “Pixel’d” wird jeder Takt einer Vorlage zu einem Akkord zusammengefasst:

 

Beethoven, Für Elise

Beethoven, Klaviersonate C-Dur Op.53 „Waldsteinsonate“, dritter Satz

 

Seth Kim-Cohen weist an, Terry Rileys „In C“ einen Ganzton höher, „In D“ zu spielen. Ich habe daraufhin angewiesen, diese Version wiederum einen Ganzton niedriger zu spielen – „Back in C“.

 

In meinem Musiktheater „Feeds. Hören TV“ gibt es einen Dialog mit einem Mp3-Programmierer. Der Dialog wird live in mp3-Qualität komprimiert:

 

 

 

 

 

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1j) Ausschneiden und Zusammentragen

1j) Ausschneiden und Zusammentragen

Aus dem Archiv wird etwas bestimmtes herausgeschnitten, die Ergebnisse werden dann als Katalog kompiliert.

 

Erik Carlson hat die Anfangsakkorde von Aufnahmen der „Eroica“ gesammelt und chronologisch gereiht:

 

 

(Robert Fink hat dasselbe mit den Akkorden aus dem Sacre gemacht.)

 

Ich habe für mein Musiktheater „Feeds. Hören TV“ über 50 verschiedene Metalstile gesammelt:

 

 

Oder aus alten Computerspielen die Musiken gesammelt, der erklingen, wenn der Held stirbt:

 

 

Henrique Iwao hat sämtliche Sirenenstellen aus Edgard Varèses Oeuvre gesammelt:

 

 

Oder sämtliche „Baby“-Stellen bei Britney Spears:

 

 

(Und alle „Yeahs“ der Beatles, rückwärts chronologisch.)

 

Jemand hat wiederum Aufnahmen von Cages berühmtem Stille-Stück geremixt:

 

 

Und solche Sammlungen sind auch eine Strategie der Internet-Popkultur, mit allen möglichen charakteristischen Momenten aus Hollywoodfilmen (bestimmte Kameraeinstellung, bestimmte Wörter, bestimmte Sprünge, etc.) werden sogenannte Supercuts erstellt. Im Kunstkontext berühmt geworden ist Christian Marclays „Clock“, einem 24stündigen Film, bestehend aus lauter Filmszenen, in denen jeweils die aktuelle Uhrzeit irgendwo zu erfahren ist.

 

Nicht nur gefiltert, sondern noch stark verstärkt (“normalisiert”) hat Kirill Shirokov die Anfangsstillen von CD-Aufnahmen:

 

 

Ich habe öfters in Stücken das Verfahren angewandt, eine kurze Melodie durch viele verschiedene Stilarrangements von Kompositionssoftwares wie „Songsmith“ oder „Band in a Box“ zu jagen und diese dann zu kompilieren:

 

 

Henrique Iawos Gitarrenstück „Panotico Dn“ beginnt damit, dass derselbe Ton auf alle erdenklichen Arten gespielt wird.

 

Niclas Thobaben hat das Prinzip auf Noten angewandt und sämtliche Handabbildungen in Helmut Lachenmanns “Pression” zusammengetragen:

 

 

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