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Rimini Protokoll

Das Regiekollektiv Rimini Protokoll hat, wie ich gerade sehe, seit einiger Zeit einen YouTubeChannel. Great! Sie machen (auch technisch ambitioniertes) Dokumentartheater, was auch in „Feeds. Hören TV“ nächstes Jahr in Gelsenkirchen eine zentrale Rolle spielen wird.

Sie schreiben zu „Mnemopark“:

Wie viel Kunst ertragen Täler?

Welcher Tunnel führt zum Schattenbahnhof?

Wie weit reicht die Saison?

«Mnemopark» stösst mit Hilfe von Minikameras in eine Modellschweiz vor wie Stalker in die Zonen seines geheimnisvollen Landes. Das Stück ist ein Film, der vor den Augen des Publikums entsteht. In Zusammenarbeit mit den Modulbau-Freunden Basel wächst eine Landschaftssimulation im Massstab 1:87 als Filmstudio. Die H0-Schienen dienen als Dolly Grip Spur, Trockeneis und Flaschenputzerbäume als simulierte Natur. Hier sind die Wiesen, Wälder und Ställe tatsächlich gefälscht, doch steigert das nur ihre fiktive Wirklichkeit. Zwischen Bollywood und Subventionsstatisterie, zwischen Aussichtsterrasse und Schattenbahnhof wuchert eine filmische Vogelperspektive als theatrale Landschaftsmalerei: Im Modell ist jeder Boden doppelt.

Hier der Channel.

E-Git / Igitt

Derzeit lauter Nachrufe um den Erfinder der E-Gitarre, Les Paul. Lieber noch wäre mir ein Nachruf auf die E-Gitarre selber, ein Instrument das ich einfach nie leiden mochte, selbst als rebellischer Teenie nicht.

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Spezialspaß

Letztwöchige Verleser: „Spaßartikel für den Bau“ statt „Spezialartikel für den Bau“ (auf einem Laster); „Fassbinder“ statt „Passbilder“.

Squirrel

Da waren zwei Touris in einem kanadischen Nationalpark unterwegs, wollten ein Foto von sich machen, Selbstauslöser, und dann kam ES:

(via)

Tageslink

Wahrheiten übers Fernsehen, die jeder weiß und doch einfach regelmäßig beim Namen genannt werden müssen, wie es Richard David Precht hier tut:

http://www.merkur.de/2009_33_Fernsehen_fuer_de.36438.0.html?&no_cache=1

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Die Macht der Selektion

Die folgende Wirkung spürt nur der, der Mrs. Doubtfire im Original kennt, oder zumindest soviel weiß: Es ist eine völlig harmlose Komödie. Und jetzt der Remix:

Weitere solche Werke bei SpOn.

Siehe auch früher gebloggt: Plädoyer fürs Readymade.

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Kombi

Ok, das macht ergibt Sinn. Oder vielleicht doch nicht?

(via)

Schäuble Remix

Schöner Wettbewerb bei netzpolitik: Neue Slogans für ein CDU-Wahlplakat. Hier kann man’s leicht selber machen. Mein Favorit:

Natürlich folgt die Urheber-Kasperei, mehr dazu bei SpOn.

Bestehendes

Mein Essay „Bestehendes“ ist soeben bei KunstMusik erschienen. Darum hier der Anfang:

“Das Material des Experimentalfilms The Georgetown Loop von Ken Jacobs ist eine auf 1903 datierte Aufnahme, auf der eine Eisenbahn die Rocky Mountains in Colorado durchkreuzt, verstreute Ortschaften passiert und deren Fahrgäste der auf dem hintersten Wagen befestigten Kamera zuwinken. Nach einleitendem Ablauf der ganzen zweiminütigen Sequenz beginnt diese wieder von vorn; nun ist die Leinwand zweigeteilt, links der Originalfilm, rechts dagegen seine horizontale Spiegelung, so dass es scheint, als ob aus der Mittelachse alle Bewegung herausflösse oder darin verschlungen würde. Danach kommen Original und Spiegelbild komplett auf dem Kopf, und zuletzt noch auf dem Kopf und rückwärts.
Mit elementaren Bearbeitungen einer bestehenden Aufnahme schafft der Avantgarde-Filmer Jacobs ein eigenständiges Werk. (Er verkehrt, von der doppelten Projektion abgesehen, einfach die Handgriffe eines Kinovorführers.) Durch die Kombination von räumlicher und zeitlicher Invertierung ist das eingangs vorgestellte Material im Endstadium kaum noch identifizierbar. Der Prozess dorthin macht aus der nostalgischen Konserve ein immer komplexeres Bewegungsmuster, in dem das Schwarz und Weiß der vorbeiziehenden Landschaft zu referenzlosen psychedelischen Formen verschmelzen; der panoramatische Blick aus dem fahrenden Zug verwandelt sich stufenweise zu symmetrisch entstellten Räumen. Mit der verblüffenden Wucht einfachster Mittel ist ein Übergang von konkreter zu abstrakter Wahrnehmung dargestellt.
Aber warum verwendet Ken Jacobs hierfür prä-existentes Material, „found footage“, wie die Filmemacher sagen? Sicher bringt der historische Schwarzweißfilm verwertbare Charakteristika für die Idee, und verleiht dem Ergebnis mit seinem simplen Sujet einen zusätzlichen Charme. Aber Jacobs hätte doch, selbst mit der Kamera bewaffnet, das bestmögliche Material für sein Vorhaben einfangen können, statt mit Gegebenem Vorlieb zu nehmen, welches überdeutlich in ganz anderer Intention gedreht wurde. Vielleicht steckt in seiner Entscheidung ein rein persönliches Faible für solche Uralt-Aufnahmen, die er selbst aus fragilen Papier-Speicherbeständen der kinematographischen Frühzeit ausgegraben hat. Oder dieses Material gewährleistet einfach nur das, worauf es ihm ankommt, so dass er sich mit diesem seinem Fund hierfür just zufrieden gibt (und keine eigene, kostspielige Produktion anstrengen muss). Er mag die Auseinandersetzung mit etwas Vorgegebenem, Fremdem suchen, eine provokante Differenz zwischen Original und Bearbeitung erheischen wollen – aber eine wirklich schlüssige Erklärung für gerade diese Wahl, der Bahnfahrt durch die eisbedeckten Rockies 1903, gibt es wahrscheinlich gar nicht.”

Tageslink

Um das Niveau der Sommerlochzeit hier auf Kulturtechno fortzuführen, heute mein Favourite aus der Reihe schwäbischer Nachsynchronisationen:


http://www.youtube.com/watch?v=M-vz1tZx7ig