Skip to content

Zwei bizarre Copyright-Fälle

Man kann das ja auch ganz positiv sehen: Die Idee des Urheberrechts ist ein Quell farbenfroher Blüten.

#1:
Craig Venter hat 2010 eine (verschlüsselte) Zeile aus James Joyce’ „A Portrait of the Artist as a Young Man“ in die DNA einer künstlichen Mikrobe eingebaut und die produziert nun durch jede Vermehrung neue Kopien dieses Textes, außerdem ergeben sich durch Mutationen Remixe.
Klasse Idee – generative Algorithmen sind ja seit zwei Jahrzehnten gang&gäbe in der Computermusik, aber das mal wirklich von der Natur machen lassen hat schon was – ob da wieder literarische Qualitäten rumkommen ist fraglich, also ab mit der Idee in die Konzeptkunst-Ecke!
Nun kommt’s wie’s kommen muss, Venter hat von den Rechte-Inhabern den Rüffel erhalten und soll sowas wie eine Unterlassungserklärung abgeben (wobei Joyce doch gerade allgemeinfrei wird, ach, wasweißich). Mehr dazu hier.

(via Nerdcore)

#2:

Ähnlich wie Warhol hat sich Roy Lichtenstein der Massenmedien bedient, vor allem bei Comics. Selber nie nachgefragt, sind die Erben hingegen (wie bei Warhol) sehr dahinter her, dass keiner einfach so mal Lichtestein-Bilder kopiert.
Blöd nur, wenn sie meinen jemanden erwischt zu haben, der gar nicht Lichtenstein kopiert hat, sondern nachweislich Lichtensteins Vorlage. So geschehen der Band Elsinore. Alles weitere hier.

Danke für den Tipp, Simon!

Und hier noch ein Fall von Pixelkunst, die grafische Aufbereitung des GuttenPlag:

 

Siehe früher: Pixelkunst auf Kulturtechno.

Danke an mehrere Tippgeber!

World New Music Days – Ausschreibung

Die World New Music Days 2012 finden in Belgien statt. Hierzu kann jede Landessektion Partituren einreichen, aus denen wiederum die Veranstalter in Belgien für das Programm auswählen.

Das Prozedere ist also folgendes: Die deutsche Gesellschaft für Neue Musik (GNM) ruft dazu auf, Partituren (hier die möglichen Besetzungen) einzureichen – Deadline 30. Juni, an:

Gesellschaft für Neue Musik
c/o Dr. Julia Cloot
Institut für zeitgenössische Musik I z M
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main
Eschersheimer Landstraße 29-39
60322 Frankfurt

Eine von der GNM gewählte Jury (Astrid Schmeling, Matthias Osterwold, Johannes Kreidler) wird im Juli daraus auswählen und nach Belgien weiterleiten.
Da ich also mit in der deutschen Jury sitze, rufe ich hiermit zum reichlichen Einreichen auf, Bestechungsgeschenke bitte gesondert an meine Privatadresse. Die Jurysitzung findet nur statt, wenn genug Partituren eingegangen sind.

Leider bedeutet eine Auswahl in der deutschen Jury noch nicht, dass das Werk gespielt wird, denn der Veranstalter in Belgien siebt dann noch mal aus den weltweiten Einreichungen aus. Man kann sich übrigens auch direkt beim Veranstalter in Belgien bewerben.

Dass das Ganze nicht gerade ein optimales Verfahren ist, wird seit Jahren in den GNM-Sitzungen diskutiert, nur dringt man damit weiter oben, bei der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik) nicht durch. Ich hoffe dennoch, dass sich spannende Partituren einfinden, die dann auch zur Aufführung gelangen.

Hier die komplette Ausschreibung.

Living in a Box

Der Mitschnitt der Uraufführung von Living in a Box für Ensemble und Sampler. In der Konzertfassung gab es noch ein paar Videosequenzen, die ich für die vorliegende Radiofassung gekürzt habe; das Stück ist in dieser reinen Audio-Version ca. 7 Minuten kürzer als im Original.

Ensemble Modern
Hartmut Keil, Dirigent
Norbert Ommer, Klangregie
Felix Dreher, Technik
Philipp Knop, Aufnahme

Das DigiEnsemble musiziert auf iPod, iPad & iPhone

Das DigiEnsemble Berlin ist ein Experimental-Ensemble, gegründet und geleitet von Matthias Krebs.

Die Variation “St. Anna” ist eine Eigenkomposition von Uwe für das DigiEnsemble. Er selbst spielt die erste Violine und hat die musikalische Leitung. Es handelt sich um eine klassische Stilkopie, die mit Streicherbesetzung und Querflöte (App: jeweils ThumbJam) auf traditionelle Art und Weise musiziert wird. Interessant war die musikalische Probenarbeit, bei der Dynamik, gemeinsame Einsätze sowie die Phrasierungen — sehr ähnlich wie bei einem traditionellen Streichensemble — gearbeitet wurden.

Die Mitglieder des DigiEnsemble Berlin sind experimentierfreudige Musikerinnen und Musiker, die an der Universität der Künste Berlin mit iPhone, iPod-Touch und iPad gemeinsam Musik machen. Ziel ist es im Zusammenspiel auszuprobieren, ob und wie mit den kleinen Geräten musiziert werden kann.

Dabei entstehen Musikstücke aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen zwischen „klassischem” Streichensemble bis hin zum tanzbaren R’n’B-Act. Wichtig ist, dass die Musik auf den Hosentaschen-Instrumenten interessant klingt und musikalisch ist.

(via Synthopia)

Und hier das Video eines japanischen Theremin-Ensembles:

So bizarr das heute aussieht – irgendwie so wird die Musikperformance der Zukunft aussehen.

(via it’s publique)

Thomas Wenk: Taurus Kassettenrekorder-Duo

Zufällig auf YouTube entdeckt: Thomas Wenk hat einen Zusammenschnitt seines Kassettenrekorder-Duos von 2002 online gestellt. Ich erinnere mich noch gut, das Stück geht knapp 15 Minuten, und war bei der Uraufführung ein großer Erfolg.

Alte Medien heute (oder demnächst)

Andy Warhol und David Hasselhoff verzehren zeitgleich Hamburger

Es liegt doch nichts näher, als die beiden berühmtesten Hamburger-Verspeisungs-Performances zu synchronisieren. Von Christoph Steinweber.

Kulturtechno relaunch

Endlich ist der lang geplante Kulturtechno-Relaunch getan – vielen Dank an Dorothée Hahne, die das Kunststück geschafft hat, Kulturtechno in das ‚Corporate Design‘ meiner Website (design by Leowee Dear <3!!) einzufügen! Die Textspalte ist nun also gleich wie auf kreidler-net.de, unter den Posts steht der neumodische Twitter- und Facebook-Schnickschnack, der heute dazugehört, die Email-Angabe für Kommentare ist, ich glaube damit bin ich das einzige Blog weltweit, freiwillig, und das steht jetzt auch dran!, und weitere Details sind optimiert. Außerdem kann nun auf der Facebook- und Twitterwall alles Kurzgeschriebene gelesen werden.
Die Linkliste „Andere Blogs“ werde ich demnächst auf Vordermann bringen. Außerdem wird es ab jetzt nie wieder Google-Werbungs-Verschandelung geben, versprochen!

Die nächsten Tage kann es noch zu Funktionsstörungen und Nachjustierungen kommen, ich bitte ggf. um Nachsicht. Zum Beispiel ist die Facebook-Wall momentan noch nicht so ganz wunschgemäß. Ansonsten geht das Blog seinen gewohnten Gang.

Musikentwertung – Diskussion (aus „Feeds. Hören TV“)

Diskussion über Musikentwertung, Mp3 als Atombombe, Claus-Steffen Mahnkopf, die totale Musikbibliothek und Besitzverhältnisse von Komponisten sowie ein Schlingensief-Zitat. Aus „Feeds. Hören TV“

Walter Zimmermann: „Dit“ ~ Cello meets Audioarchiv

Der/die (?) unermüdliche Stanchinsky, Meisteruploader von Neuer Musik auf YouTube (bislang über 800 Werke online gestellt), hat ein kleines Stück von Walter Zimmermann hochgeladen, das ich sehr mag und worüber ich in meinem Aufsatz „Zum Materialstand der Gegenwartsmusik“ geschrieben habe:

Auf die an zahlreiche Komponisten ergangene Anfrage für ein Stück, das zur barocken in-nomine-Tradition Bezug nehmen soll, hat Walter Zimmermann „Dit“ für Cello und Zuspielung eingereicht, bei dem der Instrumentalist die uralte Gesangsaufnahme eines West-Guinesen synchron imitiert.[24] Was bei dieser rätselhaften Wahl das fremde Lied und das Violoncello aus dem Kontext der Neuen Musik miteinander und dann noch mit der altenglischen Cantus-firmus-Überlieferung zu tun haben, letzten Endes gar mit dem gesamten Kommissions-Projekt, erschließt erst die verbale Interpretation.

Der Interpret dieser Aufnahme ist vermutlich Lukas Fels.

Monade/Nomade 1
Dit
Für Violoncello und Tonband (1999)
Für Werner Heider zum 70sten

Dit wurde geschrieben für das In Nomine-Projekt des ensemble recherche. Hier sieht sich der Interpret mit der Aufgabe konfrontiert, zu der Tonbandaufzeichnung (von Artur Simon) eines Liedes aus Mailal (West-Neuguinea) so exakt wie möglich im Unisono eine tongetreue Transkription dieses Gesangs zu spielen und zu singen, der wie die Antiphon des John Taverner den Tonumfang einer None besitzt. Obwohl die Eipo Papuas missioniert wurden und am Weihnachtsfest 1980 unter dem Einfluss der Unevangelized Fields Mission ihre Heiligtümer verbrannten, ist dieser Gesang nur zufällig in seinem Tonumfang identisch mit dem In Nomine cantus firmus.

(via New Music reBlog)