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Gratulation zur Erwähnung in Kunstzeitschrift

Haha! Seth Kim-Cohen hat mal eine ulkige Aktion durchgeführt: Allen Personen, die in der Januar-2009-Ausgabe der bedeutendsten englischsprachigen Kunstzeitschrift „Artforum“ mit Adresse genannt wurden (scheint in dem Heft üblich zu sein), hat er eine Karte geschickt.

A postcards is sent to each address appearing in the January 2009 issue of Artforum.

The postcard reads:

„You have received this card
because your address appeared
in the January 2009 issue of Artforum.“

http://www.kim-cohen.com/projects/vettingthevetters_home.html

Audioguide: 4.8. Darmstadt / 15.9. Oslo

Audioguide
Music Theater
Internationales Musikinstitut Darmstadt – Darmstädter Ferienkurse, 4.8.2014 / Ultima Oslo Contemporary Music Festival, 15.9.2014

Williams Remix

Von John Cage’s „Williams Mix“, das ich neben Stockhausens „Gesang der Jünglinge“ für das wichtiges Elektronische Musikstück überhaupt halte, gibt es auch eine Partitur – nach der sich also das Stück auch „nachspielen“ lässt. Tom Erbe hat’s getan.

John Cage composed Williams Mix in 1952 for 8 channels of magnetic tape. It was one of the first pieces for tape – an ambitious project with over 3,000 tape shapes drawn onto a 192-page score and resulting in only 4 minutes and 15 seconds of music. The original version took a group of Cage’s friends nearly one year to complete.

I started work on Williams Mix in January 2012 by carefully measuring and noting all of the events on the score – and in the process, discovered the hierarchy, internal rules and structure of the piece. I then devised a patch in the PD language to play Williams Mix and perform the scored transformations noted by arrows, underlines and dashes. Whenever the score is open to multiple choices, my performance software either gives me control, or uses a chance process to determine the outcome. Because of this, every performance is different. A group of my friends contributed the 500 – 600 sounds required to perform the piece. Other than the original, this is the first time anyone has realized Williams Mix from the score.

The sounds for my performances were generously provided by the following musicians, artists and friends:

Cooper Baker – Bobby Bray – Clay Chaplin – Kent Clelland – Greg Davis – Greg Dixon – Tom Djil – Sam Dunscombe – Tom Erbe – Jeff Kaiser – Scot Gresham Lancaster – J Lesser – Elainie Lilllios – Carl Stone – Stephan Mathieu – Rick Nance – Maggi Payne – Meg Schedel – Michael Trigilio – Doug Van Nort

(via Renewable Music)

Sechsseitige Mundharmonika

(via Neatorama)

Ubu-Roulette

Jedes Archiv braucht das heute: Einen Zufallsgenerator. Systematisch kann sich ja kein Mensch mehr durch die großen Datenmassen arbeiten.

Nun gibt es für das fantastische Ubu-Web (das vielleicht bedeutendste Museum für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts) auch einen Zufallsgenerator. Schaut’s euch an!

http://ubu-roulette.com/

Neuer Konzeptualismus – Methoden 3. Synthetischer Konzeptualismus

3. Synthetischer Konzeptualismus

(Auch: serieller Konzeptualismus, Zahlenkonzeptualismus, mathematischer Konzeptualismus, abstrakter, strukturalistischer Konzeptualismus, Minimalismus)

Ohne deutlich erkennbares „Fremdmaterial“, sondern mit elementaren Bausteinen von Musik arbeitet synthetischer Konzeptualismus. Was kann daran eine prägnante Idee sein, der man den Charakter eines Konzepts zusprechen kann? Es gibt von Iannis Xenakis die Unternehmungen, mit einer einzigen Formel bzw. einer selbständig arbeitenden Software ein komplettes Stück zu erstellen; das halte ich aber nicht für eine prägnante Idee. Auch Peter Ablinger hat mal gesagt, dass im Grunde alle aufgeschriebene Musik insofern konzeptuell sei, weil sie in Schriftform vorliegt und dann kasuell realisiert wird. In der Bildenden Kunst ist ein Hauptvertreter der Konzeptkunst, Sol LeWitt dafür bekannt, dass er quasi Partituren – Anleitungen zum Anfertigen seiner Bilder – verfasst hat.

Es gibt aber einige Beispiele für eine quasi von Grund auf generierende Idee, die sich deutlich benennen lässt bzw. die deutlich durch die Realisation spricht. Das hat meist einen minimalistischen Charakter, ich würde das auch eher als historisch frühere Form des Konzeptualismus bezeichnen.

 

Tom Johnson lässt im „Chord Catalogue“ sämtliche möglichen Intervalle und Akkorde innerhalb einer Oktav spielen (er hat noch einige ähnliche Stücke gemacht, das hier ist das strengste):

 

 

Ähnlich habe ich alle 680 möglichen Dreiklänge innerhalb einer Duodezim erstellt, allerdings in Zufallsreihenfolge, vergleichbar Gerhard Richters Farbtafeln:

 

(So habe ich auch Stücke mit 120 Stereopositionen oder 600 Dauern gemacht, die aber nicht veröffentlicht sind.)

 

Zum Geburtstag

on any instrument: play chromatic scale upwards (or downwards), as soft as possible, in moderate tempo, the last possible tone as loud as possible & sustained.

 

 

Im zusammengesetzten Stück „Das Ereignis“ ereignen sich kleine Dinge:

 

 

Erik Carlson macht einen quasi unendlichen Kanon aus Zahlen:

 

http://midnightsledding.com/carlson/sinstack.wav

 

In „Reversibility comes first“ spielen zwei Gitarristen Barrégriffe vom obersten bis zum untersten Bund, immer spiegelverkehrt, so dass sie sich in der Mitte treffen. [Stück ist noch nicht uraufgeführt]

 

Einige neuere Arbeiten von Peter Ablinger bewegen sich ebenfalls im Bereich des synthetischen Konzeptualismus:

 

All pieces within the series ‚Augmented Studies‘ may be seen as a continuation of my exploration into redundancy. Most of the series (though not all) takes, as its starting point, the redundancy of maximally simple material, or, carry on the redundancy/rigour of method/algorithm as a structural vehicle to finally arrive at its opposite – density and complexity. True to all pieces in the series, however, seems to be the intent of focus – the tension between redundancy of material and complexity of experience.

„Augmented Studies“ http://ablinger.mur.at/txt_augst.html

 

 


(^auch ohne Schlagzeug möglich)
(eine Aufnahme davon rückwärts abspielen)

 

 

 

Nicht mehr ganz von Grund auf, sondern mit tonalem Material – dadurch zumindest etwas allusiv – arbeitet Richard Glover in „Natural Harmonies“ (es gibt noch ähnliche Stücke von ihm, das finde ich zur Zeit am besten). Ständige fallende Quinten in zwei Stimmen, wobei eine Stimme pro Zirkel einen Akkord weglässt, so dass in der Großform es wiederum einen Zirkel gibt, der sich am Ende durch wieder identische Harmonien schließt.

 

 

Tom Johnson lässt sämtliche Permutationen einer Tango-Melodie spielen. Sehr gemein, etwas so leidenschaftliches wie Tango dermaßen mathematisch durchzuexerzieren. Und des Exerzitiums nicht genug, verlangt er vom Spieler auch noch, alles auswendig zu spielen, was bei der extremen Ähnlichkeit jeder Variation besonders schwer ist.

 

 

Und materialiter offen:

 

Link zum Anfangspost der Reihe: Definitionen und Übersicht

Composers Doing Normal Shit

Igor Stravinski rocking a speedo and wingtips.

Arnold Schoenberg and George Gershwin playing tennis.

Richard Strauss playing cards.

Arnold Schoenberg and Winfried Zillig rocking one-piece bathing suits.

Anton Webern planting some flowers.

Karlheinz Stockhausen hiding behind a bush.

Noch viel mehr davon im eigenen Blog:
http://composersdoingnormalshit.tumblr.com/

Neuer Konzeptualismus – Methoden 2b) Kontext: Herstellung, Autorschaft, Ökonomie

2b) Herstellung, Autorschaft, Ökonomie

Die Musik wird aktiv in den Kontext ihrer Enstehtungsbedingungen gestellt.

 

In „Masterpiece Management“ stellen Tobias Schick und Katharina Vogt den musikalischen Inhalt explizit der Evaluation von außenstehenden Experten, um quasi ein zuverlässig-erfolgreiches Stück am Ende im Konzert zu präsentieren:

 

Katharina Vogt und ich arbeiten als junges Startup-Künstlerduo gemeinsam an dem Projekt masterpiece management, das durch das Ensemble mam.manufaktur für aktuelle musik während der new talents biennale 2014 in Köln zur Aufführung gelangen wird. Aufgrund unserer Jugend und Unerfahrenheit setzen wir jedoch zusätzlich auch auf den Rat eines unabhängigen Consultings, sodass unser Stück noch besser und ein hoffentlich durchschlagender Erfolg wird. Wir sind daher sehr froh, ankündigen zu können, dass wir verschiedene ausgewiesene Experten aus den Bereichen Komposition, Musikkritik/Musikwissenschaft und Unternehmensberatung gewinnen konnten, die unser Stück beurteilen und Verbesserungsvorschläge machen werden.


http://masterpiecemanagement2014.wordpress.com/

 

In meinem Stück „Fremdarbeit“ habe ich die Komposition an Hilfsarbeiter aus China und Indien ausgelagert, die meine Musik für einen neuen Auftrag von mir imitieren sollten. Neben dem Aspekt der Autorschaft steht hier auch der Wert von Arbeit – die „Produktion“ wurde in Billiglohnländer verlagert.

 

 

Den monetären Wert von Kunst thematisiert Patrick Frank in „The Law of Quality“, indem er die Noten seiner Komposition nach einem festgelegten Preisschema verkauft, das mit progressiver Preisstaffelung eine Qualitätssteigerung behauptet. Mit der Terminologie Marx: Nicht mehr der Gebrauchswert, sondern der Tauschwert bestimmt den ästhetischen Wert:

 

http://www.lawofquality.com

 

Die Frage der Autorschaft und ihrer monetär-bürokratischen Verwaltung habe ich 2008 mit der Aktion „product placements“ fokussiert:

 

 

In dieselbe Richtung geht Anton Wassiljew, der im Konzert auf einem Keyboard ein Klavierstück von Wolfgang Rihm spielen lässt (insofern auch ein Readymade-Fall), doch erklingen tut nichts außer den Tastengeräuschen, stattdessen wird mit jedem Tastendruck eine Email an die GEMA / Universal Edition / Wolfgang Rihm mit dem Soundfil dieses Tones geschickt.

 

1. der text des klavierstückes nr. 7 von wolfgang rihm wurde auf mikrophoniertem keyboard gespielt.

2. alle gespielten töne wurden intern im computer zu audio-dateien gemacht.

3. diese dateien wurden laut dem invertierten verteilungsplan der gema aus dem konzertsaal weggeschickt:
57% der töne – per e-mail an die angestellten der gema,
29% der töne – per e-mail an die angestellten von universal music und schott edition,
14% der töne – per post an wolfgang rihm.



http://usernamealreadyexists.net/?cat=147

 

„Wir wollen nun aber wirklich mal ein gutes Werk tun. „Feeds“ versteht sich auch als Bene-Feeds-Veranstaltung. Das Deutsche Rote Kreuz ruft wieder dazu auf, für Opfer von Neonazi-Anschlägen zu spenden. Allein in Ostdeutschland wurden 2009 255 Ausländer und Homosexuelle Opfer von neonazistischer Gewalt. Wir wollen nun dem Deutschen Roten Kreuz eine Spende erteilen. Ich wurde letztes Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass der Komponist des berühmten Schlagers „Lili Marleen“, Norbert Schultze, während des Zweiten Weltkriegs auch Lieder wie „Panzer rollen in Afrika vor“ oder „Bomben auf Engelland“ komponierte. Und statt dass dieser Schund verboten würde, ist er bis heute im Repertoire der GEMA enthalten! Nachdem Schultze ein schönes Leben hatte hat er testamentarisch verfügt, dass fortan sämtliche Tantiemen aus Werken zwischen 33 und 45 ans Deutsche Rote Kreuz gehen. Jedesmal, wenn so ein Nazilied abgespielt wird, gehen die GEMA-Gebühren dafür ans Rote Kreuz. Das sind die Einnahmemodelle des Roten Kreuzes! Darum werden wir nun also eine Spende abgeben, indem wir so ein Nazilied abspielen. Felix, bitte, zum Abschluss unseres Themas „Musikentwertung“ die Musikentartung „Bomben auf Engelland“!“

 

(Aus „Feeds. Hören TV“. Musiktheater im Revier Gelsenkirchen 2010)

 

Neben der exzessiven Anwendung der Titel/Musik-Differenz verhandelt Trond Reinholdtsen in seinem Donaueschingen-Stück „Musik“ auch die Karriererelevanz von Donaueschingen-Aufträgen:

 

(bei 9’30“:)

 

Schließlich befasst sich Reinholdtsen in „Music as emotion“ mit der psychischen Disposition des Komponisten:

 

 

oder in „Everyday“ mit der des Interpreten:

 

 

Link zum Anfangspost der Reihe: Definitionen und Übersicht

Neue Musik – YouTube-Videos mit Partituren

Der YouTube-Kanal „Score Follower“ sammelt Videos mit Werken der Neuen Musik + Partitur. Ist freilich manchmal nicht sehr hoch aufgelöst, aber trotzdem ein Fortschritt. Was hab ich vor 15 Jahren noch Mühe gehabt, Neue-Musik-Partituren zu kriegen. Nun ja, die Musikverlage sehen hier wahrscheinlich nicht gerade einen Fortschritt.

https://www.youtube.com/channel/UCsCyncBPEzI6pb_pmALJ9Tw

Update: Es gibt auch noch den YouTube-Account incipitsfy.

Komponistenpräsentationen & -dokus

Der Verband für aktuelle Musik Hamburg lädt seit Jahren Komponisten ein, um ihre Arbeit zu präsentieren. Und erfreulicherweise dokumentieren sie diese Veranstaltungen auch und stellen sie ins Netz. So leicht geht Vermittlung – und so lohnt die Arbeit und das Geld auch wirklich.

http://vimeo.com/vamhpresentations/videos

Des weiteren gibt es eine französische Initiative für Videoportraits von Komponisten:

http://vimeo.com/user19722240/videos

Und die DEGEM (Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik) hat nun auch einen YouTube-Channel:
http://www.degem.de/news/degem-youtube-channel.html

Vielen Dank, weiter so, es müsste davon noch viel mehr geben.