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Kategorie Kritik der reinen Vernunft

klanglich-auditiv-sonisch-sound-aural – Begriffsdefinitionen

Drüben bei Anthropology of Sound wird eine Begriffsunterscheidung versucht:

a) klanglich: jede physikalisch messbare klangliche Äußerung
(Geräusch, Lärm, Ton, Musik, Rauschen)

b) auditiv: auf das Hören generell bezogen
(nicht auf den physikalisch beschreibbaren Klang)

c) sonisch: auf eine kulturell bestimmte und sich wandelnde Form von stark physisch wirksamen Klängen bezogen

d) sound: auf ein stark körperliches Hören im Alltagsleben bezogen
(nicht begrenzt auf die Künste allein)

e) aural: auf das Hören spezifisch mit dem Ohr bezogen
(nicht mit dem gesamten Körper)

Ich muss mir da leider immer wieder den Kulturpessimisten verkneifen, der diese Begriffsabgrenzungen irgendwie doof findet – einfach weil da jeder seine Privatdefinition an den Mann bringen will. Nicht eine Quellenangabe steht bei obiger Liste. Ich würde mir mal wünschen, dass die Medientheoretiker geschlossen aufträten und gemeinschaftliche, somit verbindliche Definitionen postulierten, statt dass jeder immer die Deutungshoheit in Anspruch nimmt. Wo bleibt die wissenschaftliche Tradition?

Früher auf Kulturtechno: Zur Sampling-Theorie von Rolf Großmann.

Tageslink: Rettet ARD und ZDF!

Schon von Berufs wegen muss ich für den Erhalt der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten sein. Das fällt mir sehr schwer, der ich selber keinen Fernseher besitze, weil ich das Programm fast durchweg unerträglich finde – auch 3Sat und Arte sind für mich oft gerade mal, was für andere Pro7 ist (und weil ich mich einfach ungern in der Defensive oder auf einem absteigenden Ast aufhalte). Für meinen Internet-PC jedoch bezahle ich GEZ, denn das Radioprogramm von DeutschlandRadio und den Kulturkanälen der Landesanstalten ist es wert. Ich konnte praktisch die ganze Musikgeschichte durch’s Radio kennenlernen, inklusive der abseitigsten radikalen Kunstmusik. Aber, um sich den Kulturpessimismus zu verbieten, ich glaube auch dass die Fernsehsender und alle die Popsparten in einer Demokratie unbedingt sein müssen; ihr Programm ist dann doch noch allemal besser als der schwanzgesteuerte marktgesteuerte Kram. Es gibt 1000 Kritikpunkte an den Öffentlich-Rechtlichen, aber die seit Jahren unablässigen Attacken seitens der Presse, allen voran der FAZ, widern mich an, denn es ist nur zu deutlich, dass hinter hochtrabenden Beschwerden über den Bildungsauftrag ihre eigenen Interessen stehen. Endlich sagt das auch mal einer deutlich, Jakob Augstein auf SpOn:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,767446,00.html

Früher auf Kulturtechno: Stefan Niggemeiers Text zur Debatte um die Öffentlich-Rechtlichen.

Release Ai Weiwei

„1001 Stühle für Ai Weiwei“
Unter dem Motto «1001 Stühle für Ai Weiwei» sollten unter anderem in Berlin, New York, Stockholm, London, Paris, Wien, Moskau, Madrid oder Hongkong jeweils um 13.00 Uhr Ortszeit Stühle vor chinesischen Botschaften und Konsulaten aufgestellt werden.
Die Aktion spielte an Ai Weiweis documenta-Beitrag «Fairytale» im Jahr 2007 in Kassel an. Damals hatte der Künstler 1001 Chinesen nach Kassel kommen lassen und damit für Aufsehen gesorgt.

(via tagesschau.sf)

A brass-balled individual known only as “Cpak Ming” recently projected a “flash stencil” of disappeared Chinese artist Ai Weiwei onto the side of the People’s Liberation Army barracks in Admiralty, Hong Kong.

(via the daily what)

(Tate Modern Gallery, London)

Am 3. April 2011 wurde Ai Weiwei auf dem Pekinger Flughafen verhaftet. Seitdem wird er an unbekanntem Ort festgehalten, ohne Kontakt zu seiner Familie oder Anwälten. Dieses Vorgehen verstößt nicht nur gegen elementare Menschenrechte sondern auch gegen chinesisches Recht. Ais Familie, Freunde und Mitarbeiter werden durch Hausdurchsuchungen, Festnahmen, die Verhängung von Hausarrest und ähnliche polizeiliche Maßnahmen schikaniert. Die Behörden verweigern jede Auskunft über den Verbleib Ai Weiweis und dreier seiner Mitarbeiter. Sie verbreiten Gerüchte über angebliche Wirtschaftsvergehen. In den chinesischen Medien wird er in einer Sprache, die an die Kulturrevolution erinnert, diskriminiert und diffamiert. Es wird versucht, ihn außerhalb der Gesellschaft zu stellen. Die Handlungen der chinesischen Behörden und ihrer Medien haben auf der ganzen Welt Empörung und Proteste hervorgerufen, weil sie als politisch motivierte Willkür gegen einen kritischen, sich für Menschenrechte einsetzenden Künstler angesehen werden.

(via)

Hier zwei Links zu Petitionen:
http://action.amnesty.de/l/ger/p/dia/action/public/?action_KEY=402
http://berlinerappell-freeaiweiwei.com/

Gegen die Kürzung des Jugendorchesters Marzahn-Hellersdorf!

Drüben im BadBlog wird über die drohende Kürzung des Jugendorchesters der Hans-Werner-Henze Musikschule Marzahn-Hellersdorf geschrieben, mit Bitte um Unterstützung – ich schreibe gleich eine Mail.

http://blogs.nmz.de/badblog/2011/04/02/martern-aller-arten-in-marzahn-teil-3-jetzt-wirds-ernst/

Skoog, ein neues Instrument

Man könnte meinen es sei ein Scherz, aber ist wohl ernst gemeint, dieser Controller. Nun ja, warum nicht? Deshalb nicht: ist doch blöd, wenn ein neues Instrument auch noch lächerlich aussieht.

Ein paar Gedanken über Guttengate

Überall ereifert man sich nun, den Abschreiberbaron von und zu Googleberg entlarvt zu haben, auch ich konnte mich der Häme nicht so ganz enthalten. Klar ist aber, dass wir alle in der Copy&Paste-Kultur leben, meiner einer redet ja seit Jahr und Tag davon, Kopieren sei eine Kulturtechnik usw. und ich habe in einer öffentlichen Aktion bei der GEMA den absurden Fall geschaffen, dass für ein 33sekündiges Musikstück 70.200 Formulare zur Anmeldung notwendig waren.

Ich bin absolut dafür, fremdes Material zu verwenden. (Dazu ein schöner Text von Bert Brecht.) Ich bin gegen 70.200 Formulare, ich bin gegen urheberrechtlichen Schutz bis 70 Jahre nach dem Tod des „geistigen Eigentümers“. Aber zumindest soll die Haltung des Remixers kenntlich sein, und meinetwegen, irgendwie, die Zitate auch, wie das eben möglich ist; in der Kunst sehe ich das wesentlich libertärer, in der Wissenschaft sollte wohl schon eine Form von Korrektheit bzw. Redlichkeit vorhanden sein.

Bei der heutzutage verfügbaren Informationsmenge ist es durchaus gegeben, dass eine Doktorarbeit reines Mash-Up ist, Textkorpus von 100 Seiten und Fußnoten/Literaturliste 1000 Seiten. Auch die Tatsache, dass eine Dissertation etwas „Neues“ allem Zitierten hinzuzufügen habe, stellt sich neu, wenn allein schon das Zusammenkarren von Tausenden Zitaten eine Arbeit und Leistung darstellt, die die Wissenschaft weiterbringt. Wenn erst mal alles digital ist, wird man vielleicht einfachere Formen des Zitierens in der Art von Hyperlinks oder Metadaten praktizieren können. Ich fände es gut, wenn „Guttengate“ auch in diese Richtung eine öffentliche Debatte losträte.

Ähnlich wie im Fall Helene Hegemann vermischen sich bei Guttengate leider zwei Dinge: Da hat jemand viele Neider oder ist einfach manchen mißliebig, und dann passiert demjenigen etwas mehr oder weniger moralisch Verwerfliches. In beiden Fällen ist dieses Malheur, dass beim „Abschreiben“ erwischt wurde; jetzt jagt man das Kopieren und Einfügen in eine Ecke von Annodazumal, als ob Unschuldige dastünden, die alles Recht zum Steinewerfen hätten, und dahinter nicht ein generelles Problem steckte: die Allverfügbarkeit von Informationen heute.

Ich mochte zu Guttenberg noch nie leiden. Früher wohnte ich fast neben dem Verteidigungsministerium, und prompt stand er mal neben mir an der Ampel. Er sieht aus wie ein wiedergeborener Monokelträger (Adel gehört endgültig abgeschafft!), outet sich als AC/DC-Fan (wahrscheinlich sind alle AC/DC-Fans CSU-Wähler) und gibt den Schwiegermutterliebling mit verzeihlichem Mangel an Gefühl für die Haargeldosierung. Es ist irgendwie auch typisch für Leute wie ihn, dass er in so ein Fettnäpfchen tritt – Kavaliersdelikte werden von „Kavalieren“ begangen. Unter seinem Kommando kämpfen und sterben Wehrmachtssoldaten deutsche Soldaten in einem von den USA bzw. den Öllobbyisten losgetretenen Krieg in Afghanistan. Er ist Teil einer Art Kaste in der Politik, und er ist in einer größtenteils bescheuerten Partei. Fort mit Politikern wie ihm! Aber andere Gründe halte ich für zwingender als seinen nebenher mit möglichst wenig Aufwand zusammengeklaubten Doktor, ob mit oder ohne Abschreiben, den er halt für die Karriere brauchte. Der jetzige Fall fügt sich nur ins Gesamtbild: Sein vom Wahlvolk verliehenes „summa cum laude“ entbehrt entsprechender Leistungen.

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sampled room

Aus der Reihe: Man kann heute jeden Schrott nicht nur in atonale, sondern auch in 4/4-Takt-Musik pressen:

Sampled Room from Mateusz Zdziebko on Vimeo.

(via ignant)

Google Museum View mit Street View – Verpixelung

Damit sich’s auch wirklich nach Google Street View anfühlt:

Von Ariel.

(via Aram Bartholl)

Radiotipp: Die Politik des Schaltkreises: Warum die elektronische Musik die Ideologiekritik braucht

Heute abend um 23.03h strahlt SWR2 eine sicherlich hörenswerte Sendung von Björn Gottstein aus. Sie beruht auf einem Vortrag, den Gottstein letztes Jahr bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik gehalten hat.

SWR2 JetztMusikDigitalisierung und Musik (II)

Die Politik des Schaltkreises: Warum die elektronische Musik die Ideologiekritik braucht

Sendung am Montag, 10.01.2011, 23.03 bis 0.00 Uhr

Von Björn Gottstein

Unter dem Titel „Die Digitalisierung der Neuen Musik. Ein Gedankenexperiment“ veröffentlichte der Philosoph und Physiker Harry Lehmann einen provokanten Text, der sich mit den Veränderungen und Auswirkungen der digitalen Medien auf das Komponieren von Neuer Musik befasst. Obwohl selbst ein Vertreter des avancierten Komponierens – also einem künstlerischen Schaffen, das an den Fortschritt in der Neuen Musik glaubt und denkt – riefen die Thesen Lehmanns prompt den Widerspruch des Komponisten Claus Steffen Mahnkopf hervor. Er antwortete dabei auf die Zustimmung, die Harry Lehmann durch den Komponisten Johannes Kreidler erfuhr. Daraufhin entspann sich ein heftiger Generationenkonflikt, der sich in mehreren Folgen in der Zeitschrift „MusikTexte“ niederschlug. Bislang ohne Ergebnis, aber mit weitreichenden Folgen. Die Darmstädter Ferienkurse griffen die Diskussion im vergangenen Sommer ebenfalls auf.

Und ohne jeden Zweifel: Natürlich haben die Entwicklungen der digitalen Welt einen tiefgreifenden Einfluss auch auf das Komponieren und das musikalische Denken der Neuen Musik. Braucht es in der digitalen Welt der globalen Vernetzung überhaupt noch Verlage? Was geschieht mit dem für die Neue Musik einst so wichtigen Materialbegriff, wenn alles im Internet verfügbar ist, wenn das Sampling wichtiger wird als das Erfinden? Wie steht es um die Instrumente, wenn diese längst durch die Elektronik erweitert, verändert und umgebogen werden können? Fragen denen sich die mehrteilige Reihe „Digitalisierung und Musik“ in SWR2 JetztMusik stellt.

Am Anfang war die Sinusschwingung: rein, neutral und unschuldig. Die Idee der elektronischen Musik ist eng mit der Vorstellung einer voraussetzungslosen und freien Kunst verbunden. Tatsächlich aber lagen der elektronischen Musik von Anfang an Prämissen zugrunde, die die Komponisten auf bestimmte Strategien und Sounds festlegten. Bis heute ist das Versprechen von Freiheit und Kontrolle, das mit den Apparaten einhergeht, Teil der Hybris, mit der sich die Elektroakustik schmückt. Auch der Computer wurde lange als neutrale Maschine, die Daten wertfrei verarbeitet und verwaltet, missverstanden, während Elektrokonzerne und Softwareprogrammierer die Musik stärker beeinflussen, als es den Komponisten lieb sein kann. Björn Gottstein fragt nach den Voraussetzungen einer Kunstform, die sich kaum mit ihren technischen und ökonomischen Bedingungen auseinander gesetzt hat.

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/jetztmusik/-/id=659442/nid=659442/did=7118324/1r5fev3/index.html

Livestrom:
http://mp3-live.swr.de/swr2_m.m3u

In dem Zusammenhang auch ein Artikel vom Sommer aus der FAZ über die „dunklen Seiten der digitalen Welt“, gemeint ist die Rohstoffausbeutung der dritten Welt für alles, was mit Zahlen rechnet:

http://www.faz.net/s/RubCEB3712D41B64C3094E31BDC1446D18E/Doc~E52081B8606DC4F619C9BC805BF41B0A1~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Templiner Manifest zur Lage der Lehrbeauftragten an Hochschulen

Ein leider sehr altes Thema: die skandalös unterbezahlten freien Mitarbeiter an deutschen Hochschulen z.B. auch an Musikhochschulen. Alles weitere wird in dem „Templiner Manifest“ genau erklärt und vor allem nachdrücklich dazu aufgefordert, diesen Mißstand endlich anzugehen:

http://www.gew.de/Templiner_Manifest.html