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Kategorie Siege der Aufklärung

Warum hohe und tiefe Töne als „hoch“ und „tief“ bezeichnet werden

Mir kamen die Bezeichnungen „hoch“ und „tief“ für Tonhöhen („pitch“) immer willkürlich vor. In anderen Kulturen heißt das etwa:

schwer-scharf (alte Griechen)
stark-schwach (Flathead Indianer)
fett-dünn (Bashi Indianer)
schwarz-weiß (Lau-Volk, Solomon-Inseln)

Vor Jahren sagte mir ein Sänger, unsere Bezeichnung käme daher, weil man früher je nach Tonhöhe den Mund mehr nach oben oder unten gestreckt habe. Habe davon aber noch nie was gelesen. Jetzt gibt es eine interessante Untersuchung, die zum Ergebnis hat:

In der Tat erklingen hochfrequente Töne in der Natur – wie beispielsweise Vogelzwitschern oder Blätterrauschen – häufiger von einer höheren Position im Raum. Tiefer tönende Geräusche wie Hundebellen dagegen häufiger von weiter unten.

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-17437-2014-04-09.html

Ubu-Roulette

Jedes Archiv braucht das heute: Einen Zufallsgenerator. Systematisch kann sich ja kein Mensch mehr durch die großen Datenmassen arbeiten.

Nun gibt es für das fantastische Ubu-Web (das vielleicht bedeutendste Museum für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts) auch einen Zufallsgenerator. Schaut’s euch an!

http://ubu-roulette.com/

Neue Musik – YouTube-Videos mit Partituren

Der YouTube-Kanal „Score Follower“ sammelt Videos mit Werken der Neuen Musik + Partitur. Ist freilich manchmal nicht sehr hoch aufgelöst, aber trotzdem ein Fortschritt. Was hab ich vor 15 Jahren noch Mühe gehabt, Neue-Musik-Partituren zu kriegen. Nun ja, die Musikverlage sehen hier wahrscheinlich nicht gerade einen Fortschritt.

https://www.youtube.com/channel/UCsCyncBPEzI6pb_pmALJ9Tw

Update: Es gibt auch noch den YouTube-Account incipitsfy.

Komponistenpräsentationen & -dokus

Der Verband für aktuelle Musik Hamburg lädt seit Jahren Komponisten ein, um ihre Arbeit zu präsentieren. Und erfreulicherweise dokumentieren sie diese Veranstaltungen auch und stellen sie ins Netz. So leicht geht Vermittlung – und so lohnt die Arbeit und das Geld auch wirklich.

http://vimeo.com/vamhpresentations/videos

Des weiteren gibt es eine französische Initiative für Videoportraits von Komponisten:

http://vimeo.com/user19722240/videos

Und die DEGEM (Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik) hat nun auch einen YouTube-Channel:
http://www.degem.de/news/degem-youtube-channel.html

Vielen Dank, weiter so, es müsste davon noch viel mehr geben.

Neues Blog von Gordon Kampe

Mein geschätzter Kollege Gordon Kampe schreibt seit kurzem ein eigenes Blog. Man darf sich auf geistreiche Texte freuen, also klicket alle dorthin, leset und kommentieret:

http://damussfleischdran.wordpress.com/

Snip:

Häufig wird politisch irgendwie aufgeladenes Material aus dem Netz geladen und dann höchst unterschiedlich verarbeitet und auf einem der einschlägigen Festivals präsentiert. Ist das Stück dort ein Erfolg, sind Folgeaufträge garantiert. (Manchmal zeigt das Material echtes Blut, von echten toten Menschen. Total politisch, wenn man die Glückwünsche der Intendanten danach in Empfang nimmt. Bekommt das „Material“ eigentlich was von den Lachshäppchen ab?)

Meisterwerk Ton

In meinem Text „Komponieren lassen“ habe ich geschrieben: „Schon der Einzelton ist eine Klangkomposition.“ Hier ist’s exemplifiziert:

(via Facebook)

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Aphorismen des Tages:

 

Die gemachten beisammen

Wieder ganz Dezember

Zusammenhang im Transport

Musik hineingekommen sozusagen

+
seinem
wieder

bricht: 655-690

Sein wie Diederichsen

Neues Komponistenblog: couldn’t find a bomb

Mehrere geschätzte KomponistenkollegInnen haben ein neues Blog gegründet:

http://couldntfindabomb.net/

Mit einer lauten Kinderrassel hat ein achtzigjähriger Mann am Freitag die erste Aufführung eines Orchesterwerks von Richard Wagner in Israel gestört. Der Dirigent des Symphonieorchesters von Rishon LeZion, Mendi Rodan, ließ sich aber nicht beirren und führte das Siegfried-Idyll stur, ohne jede weitere Unterbrechung, zu Ende. Der Störer wurde aus dem Saal gewiesen. Er stammt, wie er sagte, aus Polen und hat als einziger seiner Familie den Massenmord der Nazis an den Juden überlebt. Auf die Frage, warum er die Rassel mitgebracht hatte, antwortete er: Weil ich keine Bombe finden konnte.

Es ist generell sehr zu wünschen, dass es mehr Blogs gibt, und nicht alles nur noch auf Facebook & Twitter geschieht. Warum? Darum.

Bei der Gelegenheit habe ich die Blogliste-> mal wieder auf aktuellen Stand gebracht, d.h. für Kulturtechno relevante Quellen aufgeführt, dafür sind ein paar Adressen rausgeflogen, entweder wegen Irrelevanz oder weil da einfach zu wenig passiert, sorry.

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Aphorismen des Tages:

 

D-moll gibt dem Trugbild eine Geburtsstunde

Postserielle Filme und Termine

Reichtum, deine Gruppen

Erfahrung Satz Möglichkeiten

Geometrie Zoologie Sprechakttheorie

Dynamische Fragmente

Ein Phantom klebt schlecht

Disquiet TV – erster Internetfernsehsender für Neue Musik

Endlich! Unter der künstlerischen Leitung von Michel van der Aa hat die erste Internet-Fernsehstation eröffnet, die sich ausschließlich der Neuen Musik verpflichtet.

Disquiet TV is a unique and interactive virtual auditorium for contemporary music, established in conjunction with the multimedia label Disquiet. No other digital concert hall lets its audience get as close or as interactive with the music. Viewers can not only watch live streams of contemporary music events, but also choose from multiple video feeds, chat with other audience members using Twitter or through the website itself, talk to performers in backstage interviews and even direct the cameramen.

Access to Disquiet TV is free – we just need your email address to reserve your virtual seat.

http://disquiet.tv

(Im Grunde kommen dem aber YouTube-Channels wie Stanchinsky und aggregierende Blogs oder die Facebook-Gruppe „Jukebox New Music“ auch schon nahe.)

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Aphorismen des Tages:

 

Ideen
Moment
Kulturgeschichte

Risikofreude im Bereich der Sehnsucht

Zuhören als dritte Aufgabe

Chor der benutzten Schwingungen

Beethovens leitender Einfluss

Mixolydische Selbstzweifel (Zyklus)

Anonymes Zentrum für Kompositionspraxis

Information wants to be free: ein Portal für freie Klassikaufnahmen

Vor einem halben Jahr ging die Meldung um, dass eine Pianistin die Goldberg-Variationen eingespielt und zum freien Gebrauch veröffentlicht hat. Dazu habe ich seinerzeit geschrieben:

Man kann davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren freie Aufnahmen des gesamten Klassikrepertoires veröffentlicht werden.

Dem ist man nun ein Schritt näher, das Projekt Musopen ist eine Website, die freie Aufnahmen urheberrechtlich nicht mehr geschützter Musik, also vor allem der sogenannten klassischen Musik, anbietet.
Es ist egal, ob man das gut oder schlecht findet, es zeigt mal wieder: Information wants to be free. Es gibt immer einen Deppen / einen Helden, der es umsonst macht oder jedenfalls nicht mit Aussicht auf Tantiemen. Für die Menschheit.

Meine nächste Prognose lautet: Diese freien Aufnahmen werden immer besser und hochkarätiger werden. Ich kann mir sogar vorstellen, dass bald die besten Orchester der Welt darin konkurrieren, wer zuerst eine freie Aufnahme der klassischen Evergreens publiziert. Schließlich sind das alles hochsubventionierte Betriebe, die allerbeste Gegenleistung wären daher Produkte, die öffentliches Eigentum sind. Außerdem ist das auch die letzte Konsequenz im gesättigten Klassik-Tonträgermarkt. Und dann ist es eben auch noch so: Es gibt Dinge, mit denen man Geld verdienen kann (Konzerte zum Beispiel), und Dinge, mit denen man kein Geld (mehr) verdienen kann. Tonträger zum Beispiel.

(via die ZEIT)

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Aphorismen des Tages:

Der Theoretiker imaginiert seinen Klassizismus

Das Desiderat genießt Vollkommenheit

Die Utopie sonarer Tonartbereiche

Die rhythmische Gesellschaft

Wille
Quadrat
Anspruch

Regulationssysteme
Stimmen
Penis

Die harmonische Wirklichkeit

Institut für Musik & Ästhetik gegründet

Im Umkreis der Zeitschrift Musik & Ästhetik – aus der ich davon erfahren habe – ist nun das „Institut für Musik und Ästhetik“ gegründet worden, das vor allem eine Internetpräsenz sein will. Man darf gespannt sein, das Exposé liest sich sehr ambitioniert.

Fällig ist der Schritt allenthalben, er wurde ja von ein paar Denkern in den letzten Jahren gründlich durchdrungen, wenn auch gegen manchen Widerstand (das Internet sei das „oberflächlichste Medium“, urteilt Musik & Ästhetik-Herausgeber Mahnkopf im Buch „Musik, Ästhetik, Digitalisierung – eine Kontroverse“, wie überhaupt von ihm verneint wird, dass es sich bei der Digitalisierung um eine Revolution handelt).

http://www.institut-musikundaesthetik.de

Der kulturelle Wandel ist unaufhaltsam und extrem schnell: Globalisierung, Medienrevolution, Expansion der Wissensgesellschaft sind die großen Herausforderungen unserer Zeit. Er betrifft auch die Musik, die am weitesten verbreitete »Kunst«. Die Fragen an das Musikleben und Musikerleben, an das Musikmachen und den Musikgebrauch, auch an die entsprechenden Institutionen werden immer komplexer. Der Wandel ist so tiefgreifend, dass er alle Felder unseres musikalisch-kulturellen Lebens erfasst hat: die musikalische Aufführung, die Medien, die Musikvermittlung, die Musikforschung und die musikalische Öffentlichkeit. Tradiertes und Konventionelles verflüchtigen sich. Umgekehrt wächst der Hunger nach Orientierung. Dies betrifft die »ernste« genauso wie die »populäre« Musik.
Musikalische Gegenwartsforschung findet vereinzelt und wenig gebündelt statt. Das Institut für Musik und Ästhetik will dieser einen institutionellen Rahmen schaffen. Es versteht sich als ein interdisziplinär arbeitender Thinktank nach internationalem Vorbild. Ein Schwerpunkt wird dabei der Aufbau eines im Internet öffentlichen Archivs zur Gegenwartsmusik sein, mit Forschungsberichten, Analysen, Kritiken und Untersuchungen – ein Informationspool für alle Musikinteressierte, nicht nur für die musikalisch Aktiven. Ein anderer Schwerpunkt sind Serviceleistungen in Form von Dramaturgie, Expertisen und einem internetbasierten Musikfeuilleton.

Bemerkenswert sind zB auch diese Ziele:

Im Bereich Medienarbeit bietet sich das Institut für Musik und Ästhetik als Service für Medien und Veranstalter (Orchester, Festivals, Kulturprojekte etc.) an. Zwei Projekte sind dabei vordringlich. Erstens geht es darum, in der an den Wochentagen ausgestrahlten Sendung kulturzeit auf 3SAT für die Musik, die dort praktisch nicht vorkommt, zu werben, durch den Entwurf eines Gesamtkonzepts, Beratertätigkeit und Vermittlung geeigneten Personals. Zweitens geht es darum, im öffentlichen Fernsehen eine monatliche Sendung namens Das musikalische Quartett in der Tradition des Literarischen und Philosophischen Quartetts vorzubereiten. Diese Sendung thematisiert aktuelle und grundsätzliche Themen zur Musik, beispielsweise zur Zukunft der Bayreuther Festspiele, der Donaueschinger Musiktage, zur Rolle der Musikschulen, zur frühkindlichen Musikerziehung, und reagiert auf aktuelle Ereignisse (beispielsweise »Was ist Techno?« nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg, oder »Wer ist Lena?« nach dem Hype um den Eurovision Song Contest). Das Institut entwirft hierfür einen detaillierten Plan und leistet die entsprechende Überzeugungsarbeit.

Nachdem ich 2010 die Neue-Musik-Talkshow Feeds. Hören TV realisiert habe, freut es mich sehr, dass nun auch andere mit der Idee ernst machen wollen.