Vor einem halben Jahr ging die Meldung um, dass eine Pianistin die Goldberg-Variationen eingespielt und zum freien Gebrauch veröffentlicht hat. Dazu habe ich seinerzeit geschrieben:
Man kann davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren freie Aufnahmen des gesamten Klassikrepertoires veröffentlicht werden.
Dem ist man nun ein Schritt näher, das Projekt Musopen ist eine Website, die freie Aufnahmen urheberrechtlich nicht mehr geschützter Musik, also vor allem der sogenannten klassischen Musik, anbietet.
Es ist egal, ob man das gut oder schlecht findet, es zeigt mal wieder: Information wants to be free. Es gibt immer einen Deppen / einen Helden, der es umsonst macht oder jedenfalls nicht mit Aussicht auf Tantiemen. Für die Menschheit.
Meine nächste Prognose lautet: Diese freien Aufnahmen werden immer besser und hochkarätiger werden. Ich kann mir sogar vorstellen, dass bald die besten Orchester der Welt darin konkurrieren, wer zuerst eine freie Aufnahme der klassischen Evergreens publiziert. Schließlich sind das alles hochsubventionierte Betriebe, die allerbeste Gegenleistung wären daher Produkte, die öffentliches Eigentum sind. Außerdem ist das auch die letzte Konsequenz im gesättigten Klassik-Tonträgermarkt. Und dann ist es eben auch noch so: Es gibt Dinge, mit denen man Geld verdienen kann (Konzerte zum Beispiel), und Dinge, mit denen man kein Geld (mehr) verdienen kann. Tonträger zum Beispiel.
(via die ZEIT)
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