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Freie Aufnahme der Goldbergvariationen veröffentlicht / Statement zur Kulturflatrate

Die Medien berichten, dass die Pianistin Kimiko Ishizaka die Goldbergvariationen von Johann Sebastian Bach eingespielt hat und diese nun unter Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht, was in dem Fall soviel heißt wie: Jeder darf damit anstellen was er will, das Ergebnis gehört der Menschheit. Finanziert wurde das Projekt durch Crowdfunding. Hier der SpOn-Artikel.

Das ist die wünschenswerteste Lösung: Nach Bezahlung der Arbeit gehört das Werk der Menschheit, so wie es auch mit meinem pd-tutorial erfolgt ist, oder wie beim Fotografie-Erfinder Louis Daguerre (Wikipedia: „Daguerres Resultate wurden dann durch Vermittlung des prominenten Physikers, Astronomen und Politikers François Arago (1786–1853) am 7. Januar 1839 in der französischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt und am 19. August 1839 offiziell bekanntgegeben. Auf Aragos Empfehlung hin wurde Daguerres Verfahren von der Regierung aufgekauft, als spektakuläres Geschenk der Grande Nation an die ganze Welt.“).
Man kann davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren freie Aufnahmen des gesamten Klassikrepertoires veröffentlicht werden.

Nun ist Crowdfunding keine unproblematische Sache: Man muss erst mal viel in Werbung investieren, und unpopuläre Ideen haben da kaum eine Chance. Darum wiederhole ich, was ich seit Jahren zur Urheberrechtsdebatte sage:

Macht eine Kulturflatrate, aber keine, bei der dann jeder Download abgerechnet wird, denn dann müsste man ja doch das ganze Netz überwachen und außerdem geht dann marktliberal der große Haufen an Dieter Bohlen & Co (von denen wäre umgekehrt eine ‚Unkulturflatrate‘ fällig). Sondern: Macht eine KULTURflatrate, das heißt man muss sich immer wieder aufs Neue Gedanken darüber machen, was denn Kultur ausmacht. Verteilt das eingehende Flatrate-Geld auf Projektbewerbungen, die Fachjurys sichten, so wie bei Kunst- und Kulturfonds auch, oder so wie die GEZ-Einnahmen gemäß Bildungsauftrag verteilt werden (wenn da auch manches falsch läuft). Dann wäre die Welt eine bessere; trotzdem ist das leider utopisch, denn die Dieter Bohlens und ihre Fans machen in dieser Welt leider die Masse aus. Aber gerade in der Kunst geht es auch um Utopien, darum bleib ich dabei. Hugh.