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Das Mischpult als No-Input-Instrument

Ein Mischpult ist dafür da, klanglichen Input zu mischen. Aber man kann es auch ohne Input als Instrument verwenden, wie Marco Ciciliani mit seinen „No-Input-Mixer“-Performances zeigt.

Die Klänge werden durch Rückkopplungen erzeugt. Außer dass durch das virtuose Spielen die Oberfläche schneller verschleißt, nimmt das Mischpult hierbei keinen Schaden.

Ich finde daran interessant, dass ein Gerät, das explizit fürs Mixen gemacht ist, abgekoppelt wird und stattdessen sich selbst mixt. Gewissermaßen die Umkehrung der Remix-Kultur.

Stille als Musik, 1897

Ich hatte hier schon einen Vorläufer von John Cages berühmtem Stille-Stück 4’33“: Erwin Schulhoffs In Futurum von 1919.

Marco Ciciliani hat mich nun darauf aufmerksam gemacht, dass bereits 1897 der französische Schriftsteller Alphonse Allais einen „Marche funèbre“ skizziert hat, der nur aus Stille besteht.

Hier eine YouTube-Aufnahme des Stücks.

In dem Zusammenhang finde ich noch eine Bemerkung in Walter Kempowskis Tagebuch zum 11. September 2001 interessant:

In Bremen wurde die Schweigeminute mittels eines elektrischen Klaviers illuminiert.

Auch da wurde die Stille musikalisiert, um nicht zu sagen: Cage / Schulhoff / Allais unfreiwillig aufgeführt.

Ich will dennoch meinen, dass Cage die Ehre gebührt, die Stille in die Musik eingeführt zu haben, da er es auch philosophisch unterfütterte und ostentativ durchsetzte; er hat auch den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden. Außerdem sind 4’33“ = 273 Sekunden; der absolute Temperaturnullpunkt liegt bei -273° Celsius. Das hat Dieter Schnebel festgestellt.

Kriegslautsprecher

A field loud-speaker is set up to broadcast propaganda to German soldiers, somewhere in Russia, on April 21, 1942.

(via Glaserei)

Früher auf Kulturtechno: Militärische Riesenohren

Blaue Periode

„blue period“ (2009) von Sabine Groß.

Was macht dieses blöde Bild hier?

Arbeiten von Lino Lake.

(via i like this art)

Kreidler @Komponistenforum Mittersill

Morgen. a, 10.9.2011 um 11h halte ich beim Komponistenforum Mittersill den Vortrag „Musik ohne Musik / Musik mit Musik“. Anwesenheitspflicht für alle österreichischen Kulturtechno-Leser!

Mittersill ist die Ortschaft in den österreichischen Alpen, in der Anton Webern 1945 versehentlich erschossen wurde.

16. KomponistInnenforum Mittersill
8. bis 17. September 2011

Symposium „Musik?“
9. und 10. September 2011

Die Frage danach, was Musik ist, ist heute wohl nicht eindeutig zu beantworten. Ist sie die Allgegenwärtige und wie nie zuvor Konsumierte oder doch eher die sich dem Massenkonsum Entziehende und damit die, die in Gefahr ist, zu verschwinden?

Die „Neue Musik“ ist zwar weit gehend etabliert, das aber in ihrer ihr eigenen Unangepasstheit. Obwohl längst in die Programme der Opernhäuser und großen Festivals eingeführt, ist sie doch nur einer relativen Minderheit wirklich zugänglich. Im Kontext des heutigen Wertewandels und der technischen, medialen und gesellschaftlichen zum Teil radikalen Veränderungen gilt es, in Hinblick auf offensichtlich hinfällige Grenzziehungen zwischen den musikalischen Genres, aber auch bezüglich der Veränderung unserer Hör- bzw. Musikkonsumgewohnheiten, Kategorisierungen wie „Ernste Musik“, „Unterhaltungsmusik“, „Popmusik“ und „Neue Musik“ zu hinterfragen. Dazu wollen wir im Symposium diskursiv und im Forum praktisch unseren Beitrag leisten. Die im Forumstitel kürzelhaft gestellte Frage „Musik?“ wollen wir so formulieren: Was ist Musik heute, welche Funktion hat die Musik in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts?

Die SymposiumsteilnehmerInnen
Marko Ciciliani (NL/A)
Maria Gstättner (A)
Michael Iber (D)
Johannes Kreidler (D)
Burkhard Stangl (A)
Daniela Tagger (A)

http://www.kofomi.com/

in hyper intervals @London

Heute abend 8pm spielt das Ensemble Apartment House im Cafe Oto, 18-22 Ashwin Street, Dalston, London E8 3DL in hyper intervals.

Das Konzert hat zum Motto „Micromusic“ und auf dem Programm steht außerdem „5 More String Quartets“ von Phil Niblock und „Atopia (hyperamplified)“ von Yannis Kyriakides. Anwesenheitspflicht für alle britischen Kulturtechno-Leser!

http://soundandmusic.org/projects/listen-micromusic

Tango mit sämtlichen möglichen Permutationen einer Melodie

Die Arbeiten von Tom Johnson sind sehr konstruktivistisch und befassen sich oft mit Sonifikation und totaler Permutations-Quantität.

In „Tango“ (1984) erklingen sämtliche 120 Permutationen einer Melodie im argentinischen Rhythmus. Es spielen „Renoise“:

Hier die Noten des Stücks.

Ich finde daran interessant, dass da alles irgendwie gleich klingt und doch jede Melodie einmalig ist; und der fiese Kontrast zu sowas eigentlich beseeltem wie Tango. Und diese radikale Trockenheit.

Andererseits empfinde ich dann doch als schmälernd, ähnlich wie in Johnsons The Chord Catalogue, dass er die Permutationen systematisch ordnet; soo nüchtern muss es dann doch nicht sein. Darum habe ich letztes Jahr ein Stück mit sämtlichen möglichen dreitönigen Akkorden im Rahmen einer Duodezim gemacht, deren Reihenfolge per Zufall generiert wurde, was es ästhetisch doch wesentlich interessanter macht, vergleichbar Ellsworth Kellys oder Gerhard Richters Farbtafelbildern, und ich werde vielleicht noch ein paar solcher Stücke herstellen.

Früher auf Kulturtechno: “Narayana’s Cows” von Tom Johnson

Sammlung typischer Lokalzeitungsmotive

Peter Piller sammelt Fotos aus Lokalzeitungen, um sie in thematischen Bündeln dazustellen. Eine ungewohnte Art der Verfremdung, einfach weil man solche lapidaren Fotos normalerweise nie zu mehreren sieht.

Peter Piller: Bedeutungsflächen (2006)

kinect studies #2 – by Johannes Kreidler

kinect 3D sensor studies
experimentel kinect music

with
Mikhail Gorbachev and Helmut Kohl
Robert Bozzi – Choice 3
Stanley Kubrick – 2001
Beethoven
Marina Abramović / Ulay – Imponderabilia

Früher auf Kulturtechno: kinect studies #1