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Tourist als Job

Francis Alÿs hat sich 1996 zu den Tagelöhnern in Mexico City gestellt und seine Fähigkeiten als Tourist feilgeboten.

Früher auf Kulturtechno:
Francis Alÿs: Fabiola – Sammelkunst
Straßenaktionen von Francis Alÿs

Oberton-Jinglebells

Alvin Lucier, Panorama: Gebirgszüge in Musik transformiert

Wieder ein Beispiel aus der Welt der Sonifikation: Alvin Lucier hat 1993 aus einer Fotografie der Schweizer Alpen ein Stück für Posaune und Klavier gemacht.

„Panorama“ (1993)
In the Spring of 1993, Roland Dahinden and Hildegard Kleeb gave me a panoramic photograph of the Swiss and Austrian Alps, as seen from their hometown of Zug, Switzerland. I was planning a skiing trip to Switzerland and had asked them to bring me back some travel brochures. At the same time I was thinking about composing a piece for them. As soon as I saw the photograph I got the idea to transcribe the mountain ranges into musical notation. The trombonist would “draw” the mountains by sliding continuously throughout the piece, breathing when necessary. The pianist would punctuate the mountain peaks with single tones and intervals. Since the transposed altitudes of the mountain peaks never match the fixed pitches of the piano’s tempered tunings, the discrepancies in pitch between the trombone and piano tones are heard as audible beats, bumps of sound which occur as sound waves coincide. In 1993, Sol LeWitt was asked to make a wall drawing for the Kunstmuseum in Zug. Roland Dahinden was commissioned to provide music for the installation. Around this time Sol asked me to trade a work with him for his collection of artists’ works. He gave me a wall drawing for my house; I gave him the original score of my „Navigations for Strings.“ I invited Roland and Hildegard, who were living in Middletown at the time, to accompany me to Sol’s home in Chester, to make the trade. While we were there, Roland asked Sol what he had in mind for Zug. Sol replied that he had not yet decided. During a lull in the conversation, I mentioned that I was writing a piece for Roland and Hildegard using a panoramic photograph of the Alps, taken from Zug. He immediately asked if he could borrow the photograph, saying he would base his wall drawing on it. The work was first performed on November 6, 1993 at Wesleyan University.

Hier kann man reinhören in das Stück, hier es mit etwas Aufwand runterladen. Das ist (wahrscheinlich) die Arbeit von Sol Lewitt, die gleichsam entstand, oder zumindest ähnelt sie vom Verfahren:

Danke für den Hinweis, Torsten!

Früher auf Kulturtechno: Aktienindizes als Gebirgszüge

A propos – soeben erschienen: The Sonification Handbook.

Alexander Schubert / Stefan Prins: Komponieren bedeutet, ein Instrument bauen

Aktuelle Arbeiten von zwei Kollegen, Alexander Schubert und Stefan Prins, bei denen mal wieder deutlich wird, wie heutzutage erst am Medium komponiert wird:

„Your Fox’s A Dirty Gold“ – performed by Frauke Aulbert:

„Piano Hero #1“ – performed by Frederik Croene:

Strg+Alt+Entf – Der Computer und die Avantgarde Über die kontroverse Rolle der Digitalisierung in der Neuen Musik

Der Text von Björn Gottstein über die Computerkontroverse (Kulturtechno berichtete) steht nun vollständig und frei online.


http://frieze-magazin.de/archiv/kolumnen/strgaltentf-der-computer-und-die-avantgarde/

PlayerGuitar

Schon lange gibt es die selbstspielenden Klaviere, und der Komponist Conlon Nancarrow hat es mit seiner radikalen Abkehr vom Konzertbetrieb, hin zum autarken Komponieren für PlayerPiano (in der mexikanischen Wüste!) mit eigenwilligen Stücken letztlich zu Ruhm gebracht.
Abgesehen davon, dass man mittlerweile mit Samplebanken der bestehenden Insrumente virtuelle Player-Instrumente (von Harry Lehmann „ePlayer“ getauft) hat, also für alle möglichen Instrumente von Menschen unspielbare Instrumentalmusik komponieren kann, gibt es endlich auch Roboter, die mit physischen Instrumenten alles mögliche anstellen können. Auf dem Video ist leider (noch) keine wirkliche PlayerGuitar-Musik zu hören, also speziell die Möglichkeiten des Roboterspielers auslotende Musik, aber man kann sich davon schon mal inspirieren lassen. In die Richtung geht jedenfalls meine Musik seit Living in a Box, mithilfe von Samples, oder im Donaueschingen-Stück nächstes Jahr durch aufwändige Vorproduktionen – mehr wird noch nicht verraten.

(via Heike)

Update: Natürlich arbeiten viele an Instrumentenrobotern, zum Beispiel auch Gottfried Willem Raes.

Max/MSP/Jitter Comics

Maurice Methot macht Comics über Programmierung Elektronischer Musik, genauer gesagt über Max/Msp und die Video-Implementierung Jitter.

If you love comics, and if you love Electronic Music, mixing and VJ-ing, Max/MSP/Jitter, gaming, (and bright colors) – check out 21st Century Max/MSP/Jitter Comics!


http://pages.emerson.edu/faculty/m/maurice_methot/max_comix/

(via Beryann Parker)

Jenseits von Engagement und Agitprop. Tendenzen der Politisierung in der jüngsten Musik.

Jemand hat das Radiofeature von Florian Neuner, das am 27.9.2011 auf DeutschlandRadio Kultur ausgestrahlt wurde, online gestellt. Es kommen uA zu Wort: Mathias Spahlinger, Martin Schüttler, Maximilian Marcoll, Gerhard Stäbler und meiner einer.

Stil 1c

Die Aufnahme der Uraufführung vom 7.10.2011, Akademie der Künste, Kammerensemble Neue Musik Berlin.

“Stil 1” ist ein Baukastensystem und kann mit verschiedenen Instrumentationen realisiert werden (bislang in den Realisationen 1a für Zither, Cello und Zuspielung, 1b für piccolo Flöte, Akkordeon, Bassklarinette und Zuspielung, 1c für piccolo Flöte, Vibraphon, Baritonsaxofon und Zuspielung sowie 1d für Zither, Bassklarinette und Zuspielung). Das Grundkonzept ist, große Zahlen von Varianten abfolgen zu lassen, seien es musikalische Stile, Transpositionen, Sprechmelodien oder unlimitierte Oktavierungen. Als Medien dienen dafür vor allem Samples aus den Massenmedien; ich nenne diesen Ansatz „Musik mit Musik“.

Stil 1 ist außerdem eine Übung in Minimalismus.

 

Derzeit schreibe ich an dem Text Die Stilmelodie für den Band New Music and Aesthetics in the 21st Century, vol. 6. Darin komme ich auch auf Stil 1c zu sprechen:

In Stil 1 für variable Besetzung erklingen in konsequenter Reihung bis zu 100 verschiedene Stile hintereinander; zum Beispiel beginnt Stil 1 Version für piccolo Flöte, Vibraphon, Baritonsaxofon und Zuspielung mit diesem Takt,

der dann 30 mal leise und 55 mal sehr laut wiederholt wird, jedesmal in einem anderen Stilarrangement:

Die Musiker spielen immer zu Taktbeginn einen Akzent, wie der Mausklick, der die Dateien startet.

In Anlehnung an Schönbergs Klangfarbenmelodie nenne ich dies also eine „Stilmelodie“. Der Melodie-Begriff ist hier, nach Schönberg, abstrahiert zu verstehen; gemeint ist der Wechsel an musikalischen Qualitäten in einem definierten Medium – ursprünglich im Medium der Tonleiter, hier nun im Medium der stilistischen Palette von Band in a Box.

Motivisch-thematische Arbeit. Über Motivation von Komponisten.

Vortrag von Johannes Kreidler, gehalten beim Symposium „Wozu Musik?“ am 23.11.2011 an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.

Wer mit Musik intensiv zu tun hat, weiß um deren Unverzichtbarkeit. Andererseits deutet im heutigen Kulturbetrieb manches darauf hin, dass es eher um die (kommerziell nutzbare) Wiederholung des Immergleichen und weniger um die Entdeckung des Ungewohnten geht. Wird die Musik dadurch die Musik, auch die „klassische“, weithin zu dem degradiert, was schon Richard Wagner seinen Zeitgenossen kritisch vorhielt: zur bloßen Unterhaltung der Gelangweilten? Das Symposion will nicht in erster Linie eine „Klagemauer“ errichten, sondern eher danach fragen, worin die Faszinationskraft und die Entfaltungswege jener Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten liegen können, die wir mit heute komponierter Musik (unterschiedlichster stilistischer Ausrichtung) verbinden.

10:00 Begrüßung
Peter Gülke Präsident der Sächsischen Akademie der
Künste/Ehrendoktor der Hochschule für Musik Dresden
Einführung
Musik wozu? Und warum sich diese Frage
überhaupt stellt.
Jörn Peter Hiekel Dresden
10:30 Vom Verschwinden der Musik und anderer
Habseligkeiten. Ein diagnostischer Versuch über
gesellschaftliches Wohlbefinden.
Referent: Wilfried Krätzschmar Dresden
11:15 Pause
11:30 Ideologie als „Reduplikation dessen, was
ohnehin ist“ (Adorno). Auseinandersetzungen um
Neue Musik und was wir (nicht nur in Portugal)
daraus lernen können.
Referent: Mario Viera de Cavalho Lissabon
12:15 Wozu Musik wozu!? Von den Bedingungen der
Aufführung und den Bedingungen der Bedingungen
Referent: Manos Tsangaris Dresden
13:00 Mittagspause
14:30 57 Jahre danach. John Cage und die Folgen
Referent: Max Nyffeler München
15:15 Motivisch-thematische Arbeit. Über Motivation von
Komponisten
Referent: Johannes Kreidler Berlin
16:15-17:30
Musik wozu? Ein Roundtable
Mit Paul-Heinz Dittrich Zeuthen, Brigitta Muntendorf Köln,
Anette Schlünz Kehl und Sergej Newski Moskau