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Text über die „gehaltsästhetische Wende“

Schon oft habe ich den Gedanken der „gehaltsästhetischen Wende“ aufgegriffen, den Harry Lehmann in die Welt gesetzt hat, so wie auch viele andere – fast schon zu viele – diesen Ausdruck nun begrüßen. In der März-Ausgabe der schweizer Zeitschrift dissonance ist ein Text von Lehmann, „Digitale Infiltrationen. Die gehaltsästhetische Wende der Neuen Musik“ abgedruckt, und steht jetzt auch online:

http://www.dissonance.ch/upload/pdf/diss117_04_hb_hl_infiltrationen.pdf

Die Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts kennt eine ganze Reihe von «Turns»: den «Linguistic Turn», den «Cultural Turn», den «Iconic Turn», den «Pragmatic Turn» und viele mehr. Dieser in Amerika geprägte Begriff, den man mit «Wende» ins Deutsche überträgt, markiert einen Perspektivwechsel. So kam es in der Philosophie zu einer «linguistischen Wende», als man daran zu zweifeln begann, dass uns die Dinge an sich in ihrem Sein oder in unserem Bewusstsein zugänglich sind, und man statt dessen von der Prämisse ausging, dass die Sachverhalte dieser Welt immer schon sprachlich vermittelt sind. Die traditionellen Fragen der Philosophie – wie wir die Welt erkennen können, wie sich moralische Gesetze begründen lassen oder was «Wahrheit» ist – wurden aus einem sprachphilosophischen Blickwinkel reformuliert. Für solche «Turns» gibt es normalerweise einen Auslöser in der Wirklichkeit, zum Beispiel als mit der Verbreitung von Presse und Rundfunk im 20. Jahrhundert die sprachliche Konstruktion von Bedeutung in der Kultur immer augenfälliger wurde. Die linguistische Wende war also eine Reaktion auf reale Transformationsprozesse der westlichen Kultur.

Air DJing

Dieses Dokument entbehrt nicht einer gewissen Tragik: Die physische Welt verschwindet in kleinen Geräten. Was konnte man früher noch mit der Luftgitarre fulminant abrocken! – wer heute imaginäres Musizieren performen will, muss mit Luftplatten, Luftkopfhörer und Lufteffektgeräten hantieren.

(via SpOff)

Computerschlager, 1957

Was für eine Geschichte!

Die amerikanische Kongreß-Bibliothek, die unter anderem auch für Fragen des musikalischen Urheberschutzes zuständig ist, lehnt es nur äußerst selten ab, einem Schlager das Copyright zuzuerkennen. Dem Schlager „Push-Button Bertha“ (Druckknopf-Berta) aber, der ihr kürzlich mit der Bitte um Schutz vor Nachahmungen eingereicht worden war, verweigerten die staatlichen Urheberschützer die Aufnahme in das Copyright-Register.

Den Text hätten die Copyright-Wächter der Kongreß-Bibliothek allenfalls noch gutgeheißen, der Musik aber glaubten sie einen Urheberschutz nicht gewähren zu können, denn sie entstammte nicht der Inspiration eines Komponisten, sondern dem mechanischen Datengeber eines mittelgroßen Elektronengehirns namens Berta.

Weiterlesen im Spiegel 26/1957.

Mehr dazu hier.

Tatsächlich begannen also mit der Erfindung des Computers auch die Überlegungen, ihn selbständig Musik komponieren zu lassen.

In der Mai-Ausgabe des Merkur ist ein Text von Harry Lehmann über die Kompositionssoftware von David Cope abgedruckt; der Text ist ein Kapitel aus dem kommenden Buch „Die digitale Revolution der Musik“.

Vielen Dank für den Tipp, Peter Glaser!

Museum der aussterbenden Klänge

Der Name sagt alles: Eine Sammlung von Klängen aussterbender oder zumindest bedrohter Technologien.


http://savethesounds.info/

Komponistenstammtisch online

Jetzt steht auch der „Komponistenstammtisch“ online:

SWR2 JetztMusik Junge Komponisten (1/6)

Der Stammtisch

Sendung am Montag, 21.5. | 23.03 Uhr | SWR2

Von Bernd Künzig

Eine 6-teilige Reihe stellt fünf junge Komponisten unserer Zeit vor: Ondrej Adamek, Johannes Kreidler, Marko Nikodijevic, Simon Steen-Andersen und Vito Zuraj gehören zu der Reihe von neueren Musikautoren, die in den letzten Jahren zunehmend auf sich aufmerksam machen konnten. Sie stammen aus unterschiedlichen Kulturen, aber aus der gleichen Generation. Selbstverständlich verstehen sie sich untereinander, aber selten sprechen sie wirklich miteinander. Jetzt treffen sich die fünf Komponisten vielleicht zum ersten und einzigen Mal zu einem Komponierstammtisch: Es ist der elektronische Schnitttisch des SWR, an dem sie sich virtuell in einer Runde versammeln, bei dem es um brisante Problemstellungen, Namen und Ideologien der zeitgenössischen Musik gehen wird. In den folgenden fünf Einzelporträts werden die Komponisten dann alleine über sich selbst sprechen.

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/jetztmusik/-/id=659442/sdpgid=673166/nid=659442/did=9583848/u6ff6y/index.html

Bohrmaschine steuert Synthesizer

Klar ist es nicht, wie die Schaltung funktioniert, aber es hat seine performativen Qualitäten:

(via Engadget)

Und dieses Instrument würde ich auch gerne hören:

(via Facebook)

Hier die Doppeltrichterposaune der Musikfabrik.

John Cage – Monsterlist

Zu Ehren John Cages, der dieses Jahr 4 Minuten und 33 Sekunden alt geworden wäre, hat jemand sämtliche auf Spotify vorhandenen Aufnahmen seiner Musik zu einer „Monster“-Playlist zusammengestellt. Schönen Sonntag wünsche ich beim Hören der 272 Tracks. Dieser ‚Information Overload‘ hätte dem Komponisten von William’s Mix und Vordenker des Filesharings gefallen.

(via The Rambler)

Und dann gibt’s hier noch 10 Stunden Stille, natürlich GEMA-abgerechnet:

Die ersten Komponisten: Schwaben

Ein bisschen stolz auf meine Landsleute bin ich an dieser Stelle doch, wenn ich folgende Meldung lese: Ältestes Musikinstrument in schwäbischer Höhle gefunden.

Wikipedia:

Im Geißenklösterle wurde im Jahre 1990 eine 12,6 cm lange Flöte (Flöte 1) aus dem Radius eines Singschwans gefunden. Neben der gut erhaltenen Flöte 1 wurde von Hahn und Münzel eine zweite, sehr fragmentarische Vogelknochen-Flöte (Flöte 2) vorgelegt. Beide Exemplare stammen aus dem Archäologischen Horizont II (Oberes Aurignacien) und zeigen sorgfältig angelegte Kerben und flach geschnittene Grifflöcher, die eine eindeutige Interpretation der Funde als Flöten ermöglichen. Später wurde eine weitere Flöte (Flöte 3) aus dem Geißenklösterle identifiziert, die erstaunlicherweise aus zwei ausgehöhlten Mammutelfenbeinspänen hergestellt und dann zusammengeklebt wurde. Wie die Vogelknochenflöten wurde diese Flöte aus dem oberen Aurignacien-Schichtkomplex AH II geborgen. Ein Teil der Flöte 3 war von Hahn bereits 1988 als mit einer Kerbreihe verziertes Elfenbeinstabfragment veröffentlicht worden, konnte aber wegen fehlender Teile noch nicht als Flöte identifiziert werden. Neuere Forschungsergebnisse ergaben für diese Flöten ein Alter von etwa 42.000 bis 43.000 Jahren, was sie damit zu den derzeit (2012) ältesten bekannten Musikinstrumenten macht.

Das schwäbische Erfindertum (ich nenne nur exemplarisch das Auto) hat Tradition seit 42.000 Jahren.

Justin Biebers „Hommage à Oskar Sala“

Wie kaum einem anderen gelingt Justin Bieber perfekt die postmoderne „Doppelcodierung“, also die Verschränkung von Massen- und Hochkultur. Vordergründig weltweit bekannt als Teenie-Schwarm, nutzt er dies als Medium raffiniert, um ganz andere, ungleich komplexere Inhalte zum Ausdruck zu bringen – so unlängst in einer Performance im öffentlichen Raum, in dem Fall Oslo, wo er dem Komponisten des Hitchcock-Klassikers „Die Vögel“, Oskar Sala, seine Reverenz erwies. Hypermoderne Kunst.

(via SpOff)

Früher auf Kulturtechno: Justin Bieber, 800% langsamer abgespielt

Dreht keine vertikalen Filme!

Eine herrlich indifferente Satire.

(via Nerdcore)

Früher auf Kulturtechno: Boykottiert Tonfilme! (1929)