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Transfer Drawing

Dennis Oppenheim, ‘Two stage transfer drawing’  (1971)

(via pietmondriaan)

Dubstep Class (Das fliegende Klassenzimmer)

Super Mario ist das größte surrealistische Kunstwerk

Ich überlege noch, was es damit auf sich hat – in letzter Zeit begegne ich immer wieder der Sache, dass jemand ein bekanntes Ding zum Mega-Kunstwerk erklärt. Ist natürlich Duchamp, Ready-Made und so, aber irgendwie auch noch was anderes. Eben, das Mega-Kunstwerk, was ganz andere Dimension hat als was so ein Einzelkünstlerchen schafft. Wie zum Beispiel die Gesamtheit der Erscheinungsformen von Super Mario. Wird auch nicht einfach nur behauptet (wie bei Duchamp), sondern erklärt, wie etwa in diesem netten Video.

(via Neatorama)

Wozu Fiktion?

In der (print-) Süddeutschen Zeitung vom 12.3.2012 steht ein interessanter Artikel von Burkhard Müller, worin dieser moniert, dass die (deutschen) Schriftsteller heute nur noch recherchierten und ihre eigene Biographie ausbeuteten, statt auch mal etwas zu erfinden (und auch die FAz widmet sich aktuell dem Thema).

Ich fühle mich da direkt angesprochen, habe ja schon oft postuliert, dass man das Rad nicht neu zu erfinden bräuchte („Komponieren heißt, ein Instrument klauen“), dass es ethischer sei, auf dem Vorhandenen aufzubauen statt sich selbst etwas vermeintlich Eigenes aus den Fingern zu saugen, dass Phantasmagorien solipsistisch seien und referenzlose Texte überheblich, dass man ja schon in eine existierende Welt hineingeboren würde usw.

Wenn ich etwa in den aktuellen Musik-Konzepten über Mathias Spahlinger davon lese, dass es Spahlinger um die Zersetzung von Ordnungen zu tun ist, was zB derart geschieht, dass zu Beginn des 4. Satzes der „farben der frühe“ eine Skala c’-h-a-gis gesetzt ist, die dann aufgelöst wird (Seite 34ff), dann kommt mir gleich in den Sinn: Warum so eine abstrakte Selbst-Setzung zer-setzen? In diesem Medium (atonale chromatische Tonhöhen) ist es ja kein Kunststück, kein Stein auf dem anderen zu lassen. Warum dekonstruiert er keinen kapitalistischen Pop-Song? Und ebenso lese ich lieber literarische Tagebücher und Essays als Romane, mag Dokumentationen oft lieber als Spielfilme und finde Malerei meist langweilig, weil willkürlich – die Leinwand ist ja für die Farbe gar kein Widerstand.

In der Musik nennt man diese Ästhetik „Autonome Musik“ – Musik, befreit von einer Funktion, Musik, die sich ein Medium geschaffen hat, das in sich keinen vorgegebenen, ewig-gültigen Gesetzen unterworfen ist, wo keine vorgegebenen Zwänge herrschen und alles frei kombinierbar ist. Spahlinger sagt gerne, dass wir ja im Alltag nicht ständig zB an der Bedeutung der Wörter zweifeln, sondern sie einfach verwenden – „nur sonntags sozusagen, als kunst und philosophie wird der autoreflexive charakter der sprache inhaltlich.“ (aus einem Vortrag 2001). Und genau das möchte ich und wohl eine ganze Generation nicht (mehr). Das Konzert ist nicht Sonntag, nicht Ausnahmezustand, nicht abgesichertes Labor, nicht Spielwiese, wo man sich mal ganz der Autoreflexion zuwenden kann. Die Trennung wird gefährlich, wenn Autoreflexion nur noch in der Abschottung, im keimfreien Raum möglich wird.

Und so kommt es: Man darf zwar, Moderne und Postmoderne sei Dank, so unendlich Vieles in der Kunst heute unbescholten – ob tonal oder atonal, C-Dur ohne Ende oder Kratzen hinterm Geigensteg bis zum Exzess, c’h-a-gis und danach c’-h-ais-gis, man darf in den zentralen Parametern der Musik praktisch alles, aber stattdessen suchen Komponisten ausgerechnet die Bereiche auf, in denen ihre Freiheit doch wieder begrenzt ist, wo der schützende Rahmen wiederum Limit ist, wo erneut die Nicht-Autonomie diktiert, wo man Sachzwängen ausgesetzt ist: Feldaufnahmen werden transkribiert, Samples bestehender Musik werden geremixt, Low-Tech Hardware und billig-kommerzielle Software verwendet, so wie vergleichbar auf Theaterbühnen unbeholfene Laien statt der ausdruckssouveränen Schauspieler stehen und Schriftsteller sich an Gegebenes halten, statt sich in den freien Weiten der Imagination zu bewegen.

In der SZ veranschaulicht Burkhard Müller diesen – seines Erachtens – Mißstand anhand eines Vergleichs mit dem 19. Jahrhundert:

Heute wäre es ganz undenkbar, dass eine Neuerscheinung „Anna Karenina“, „Madame Bovary“ oder „Effie Briest“ hieße; man würde sofort der Namensgebung mißtrauen und sie für eine ohnmächtige Anmaßung der Willkür halten.

Erstaunt stellt Müller fest, dass gerade im 19. Jahrhundert das Subjekt doch unfrei gewesen wäre, von Klasse, Weltanschauung, Region, Erziehung usw. eingeengt, während heute dagegen die große Zeit des Individuums sein müsste, wo all das nicht mehr so dominant das Leben bestimmt.

Dieses Paradox ist aber just der Grund. Karl May erfand seine Wildwest-Geschichten im Gefängnis, während die heutige Freiheit der autonomen Musik (c‘-h-a-gis!) eher eine „leere fröhliche Fahrt“ (Kafka) zu sein scheint. Und darum sucht man lieber Halt im Materialismus, an realen Grenzen, an den Normen des Faktischen, statt dass man die unendlich vielen Möglichkeiten mit Tonhöhen nutzt und genießt.

Die Freiheit („Autonomie“), die die Kunst hat, ist heute doch nur dann ein Wert, wenn damit an den realen Unfreiheiten gearbeitet wird. Eine schöne Empfehlung spricht der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich aus:

Der Künstler sollte lieber darüber nachdenken, wie er Sujets, die auch ein Wissenschaftler, Dienstleister oder Designer verfolgen mag, auf seine Art und Weise in Szene setzen kann. nur dann ist ihm die Freiheit, die ihm auferlegt ist, eine Chance.

(in: Gesucht – Kunst!, S. 64)

Chopin @Mario Paint Composer

Die Kinder hängen wieder den ganzen Tag nur an der Daddelkiste….!
Auf YouTube findet sich natürlich noch haufenweise klassische Musik, interpretiert mit Mario Paint Composer, einschließlich Cages 4’33“.

(via nomnomnom)

Die Sacre-Akkorde, übereinander

Letztens hatte ich hier die Sacre-Akkorde im historischen Aufriss, und in den Kommentaren kam der folgerichtige Wunsch auf, das doch übereinanderzustapeln. Jetzt hat’s jemand gemacht, es ist herrlich!

Danke für den Tipp, Michael!

Kreidler @Borealis Bergen

Morgen abend spielt das plus-minus Ensemble beim Borealis Festival in Bergen /Norwegen ein Doppelpotraitkonzert NA Huber / Kreidler.

Darin eine neue Version der untitled performance #3, die Uraufführung der Instrumentalversion von Charts Music (arrangiert von Mark Knoop) und die Uraufführung des Auftragswerks des Festivals, „Money“ für 4 Instrumente und Sampler. Außerdem werden meine Kinect Studies gezeigt.

Nicolaus A. Huber – Beds and Brackets
Johannes Kreidler – Slot Machines
Johannes Kreidler – Money (UA)
Johannes Kreidler – Charts Music (arranged)
Johannes Kreidler – untitled performance #3 plus-minus version
Nicolaus A. Huber – Harakiri (arranged)

Plus-Minus Ensemble

19:00-20:00 Music – Just a soundtrack to your life? Borealis kunstneriske leder Alwynne Pritchard i diskusjon med komponisten Johannes Kreidler Logen Teater

20:30-22:00 Fight the intellectual profiteers ! – Plus Minus Ensemble Concert/performance Logen Teater

Weißer Rubikswürfel

Dosenstille

(via Glaserei)

Postmoderne Handschuhe

(via Publique)