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Interview zur Urheberrechtsdebatte

In der aktuellen Printausgabe der NMZ steht ein Interview mit mir zur Urheberrechtsdebatte, die Fragen stellte Franzpeter Messmer. Jetzt auch online:

http://www.nmz.de/artikel/urheberrecht-im-internetzeitalter-aber-wie

Epochal: die Notensuchmaschine

Warum gibt’s das eigentlich erst jetzt? Vladimir Viro hat auf peachnote.com eine Suchmaschine für Noten geschaffen, noch ganz einfach, bislang funktioniert es nur mit Tonhöhen, aber das ist freilich ausbaufähig und wird kommen. Interessant zu sehen, wo zB das Schicksalsmotiv sonst noch auftaucht.

Peachnote greift auf mehrere Notendatenbanken zurück, uA die wunderbare Petrucci Music Library. Wenn ich bedenke, wie unverschämt teuer früher Noten waren, kann man die nachfolgende Generation beglückwünschen.

Wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis das von Google aufgekauft wird oder Google eine eigene Notensuchmaschine anbietet.

Das schlägt ein ganz neues Kapitel auf! Einerseits für statistische Methoden in der Musiktheorie, andererseits im Remix. Im Zeitalter des totalen Archivs wird das Format der Suchabfrage zum Knackpunkt. Arno Lücker hat in einem Stück für Trompete und Zuspielung Samples von sämtlichen Trompetenstellen aus Brucknersymphonien kompiliert. Jetzt kann man sämtliche archivierten Schicksalsmotive usw. kompilieren. Und Guttenplag lässt natürlich auch grüßen. Im meinem Witten-Vortrag habe ich von der iPhone-App Shazam gesprochen, die selbst in der Kneipe innerhalb von 30 Sekunden ein Lied aus dem Lautsprecher identifiziert, und dass man sich auch vorstellen könnte, im Neue-Musik-Konzert eine entsprechende Neue-Musik-App in die Luft zu halten, die das live gespielte mit dem Archiv abgleicht. Und zukünftig in der Notensuchmaschine einen Partiturausschnitt.

(via usernamealreadyexists)

Charts Music @Mathildenhöhe Darmstadt

Heute eröffnet auf der Mathildenhöhe Darmstadt die große Ausstellung „A HOUSE FULL OF MUSIC – Strategien in Musik und Kunst“. Gezeigt wird dort u.a. mein Musikvideo Charts Music.

Am 5. September 2012 jährt sich der 100. Geburtstag von John Cage. Wie kaum jemand vor ihm hat Cage die Frage nach den Grenzen der Musik und ihren Verbindungen zu anderen Kunstfeldern und der Alltagswelt immer wieder neu gestellt. Gemeinsam mit Satie, Duchamp, Paik und Beuys gehört er zu den großen Strategen und Grenzgängern der Musik und Kunst im 20. Jahrhundert. Ausgehend von diesen Schlüsselfiguren wird die interdisziplinäre Großausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt parallel zur documenta 13 in Kassel mit ebenso faszinierenden wie erhellenden Klangräumen, Projektionen, Objekten, Partituren, Gemälden und Installationen von 110 bildenden Künstlern, Musikern und Komponisten – von Laurie Anderson über Robert Filliou, Anri Sala, Dieter Roth und Iannis Xenakis bis hin zu Frank Zappa – zwölf Grundstrategien der Musik und Kunst seit 1900 erfahrbar machen.

A HOUSE FULL OF MUSIC
Strategien in Musik und Kunst

13. Mai bis 9. September 2012
Ausstellungsgebäude | Wasserreservoir Mathildenhöhe | Bildhauerateliers Museum Künstlerkolonie
Mathildenhöhe Darmstadt
Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr

http://www.mathildenhoehe.info/www/ausstellungen.html#music

http://www.mathildenhoehe.info/www/images/music/a_house_full_of_music_flyer_web.pdf

Fehlerästhetik #7: The New Aesthetic

James Bridle stellt ganz richtig fest, dass es eine neue visuelle Ästhetik gibt durch neue technologische Errungenschaften, die nun jeder am Bildschirm häufig sieht: Google Satellitenbilder, Streetview- und Facebook-Gesichts-Markierungen, Überwachungskameras, Pixel, Glitches.

Hier das Blog mit einer großen Materialsammlung.

The New Aesthetic is an ongoing research project by James Bridle.

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Since May 2011 I have been collecting material which points towards new ways of seeing the world, an echo of the society, technology, politics and people that co-produce them.

The New Aesthetic is not a movement, it is not a thing which can be done. It is a series of artefacts of the heterogeneous network, which recognises differences, the gaps in our overlapping but distant realities.
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It began here: www.riglondon.com/blog/2011/05/06/the-new-aesthetic/

Here is a talk (video) about the visual aspects of the New Aesthetic (here is a transcript).

Here is another talk (video) about the New Aesthetic, concerning literature, sexuality, and collaborating with the network.

An Essay on the New Aesthetic

Reports of a panel on the New Aesthetic at SXSW.

Fehlerästhetik #Einschub: Phasenverschiebung

Jetzt erst ist mir eingefallen, dass auch die Minimal Music hier erwähnt werden muss, baut sie doch auf einen Fehler auf: der nicht möglichen Synchronisation zweier Tonbandgeräte.

Wikipedia:

For the recording, Reich used two normal Wollensak tape recorders with the same recording, originally attempting to align the phrase with itself at the halfway point (180 degrees). However, due to the imprecise technology in 1965, the two recordings fell out of synch, with one tape gradually falling ahead or behind the other due to minute differences in the machines and playback speed. Reich decided to exploit what is known as phase shifting, where all possible recursive harmonies are explored before the two loops eventually get back in sync before the end of the piece. The following year, Reich created another composition, Come Out, in which the phrase „come out to show them“ is looped to create the same effect.

Allerdings steht der „Fehler“ hier bald nicht mehr im Vordergrund, das Prinzip entfaltet so viel eigene musikalische Kraft (und Reich hat es dann ja im Folgenden konsequent auf Instrumentalmusik angewandt, wo der Fehler nur noch simuliert wird), dass das Stück nur teilweise in diese Reihe passt. Ähnlich verhält es sich mit den Doppelbelichtungen in den Filmen Werner Nekes‘, die schnell eine eigene Poetik haben.

Fehlerästhetik #6: Material Zelluloid

Natürlich wurde auch mal – in den 60ern – das Zelluloid des analogen Films auseinandergenommen und aus allen nur erdenklichen Fehlern wiederum Film gemacht. Exemplarisch der „Rohfilm“ von Birgit und Wilhelm Hein, 1968.

Aber auch im letzten Godard-Film, ein Meisterwerk übrigens, kommen visuelle und akustische Übersteuerungen als Stilmittel immer wieder vor. In dem Trailer leider nur kurz davon etwas:

Grafik-Musik

Eine hübsche Visualisierung von Vorgängen in der Musik, die ihr sinnfälliges geometrisches Pendant haben.

A visual and musical expression of mathematical symmetry groups. The transformations done to the video are equivalent to the transformations done to the notes.

(via Neatorama)

Kreidler-Portraitkonzert @Spor Festival Århus

Morgen spielt das Ensemble Scenatet beim Spor-Festival in Århus, Dänemark ein Portraitkonzert. Pflichtveranstaltung für ganz Dänemark!
Am Freitag dann nehme ich am Festival-Symposium teil und am Samstag gibt es eine Masterclass am Konservatorium Århus.

Kl. 20:00 på Granhøj Dans

Fremdarbeit
Johannes Kreidler: Outsourcing/Fremdarbeit
Johannes Kreidler: Kinect Studies #1
Johannes Kreidler: Charts Music
Johannes Kreidler: Kinect Studies #2
Johannes Kreidler: Study for piano, audio and video
Johannes Kreidler: Money

http://www.sporfestival.dk/2012/program_2012/

Fehlerästhetik #5: Pixelverherrlichung

Das Pixel ist das visuelle Symbol für die Computerisierung schlechthin – dabei soll es eigentlich gar nicht gesehen werden; das ganze Prinzip von digitalen Bildern und Musikdateien basiert ja darauf, dass diskrete Werte in so hoher Auflösung aneinandergereiht werden, dass sie fürs Auge/Ohr verschmelzen, so wie im Kino die 24 Bilder pro Sekunde. Dennoch treten uns die Pixel oft ins Auge. Und so sieht man immer öfter auch ihre gewollt-absurde Übertragung in die Kohlenstoffwelt.

Sieht wie eine schlechte Nachbearbeitung aus, ist aber wirklich so gebaut: Das Weinmuseum in La Rioja, Spanien.

Ein ganzes Blog voller Pixel (bzw. Voxel, das 3D-Pixel) in Real Life ist The new Aesthetic. Obiges spanisches Beispiel sieht ja noch wirklich witzig aus, aber wenn man sich durch das Blog klickt ermüdet es einen bald. Spannender finde ich da Aram Bartholls Projekte, die über das bloße Pixel hinausgehen und bedeutungsgeladene Objekte der Computerisierung in den Alltag überträgt. (Dass die Pixelästhetik bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht, habe ich hier gezeigt.)

YouTube, das Patentamt der Gegenwart

In der ZEIT steht ein interessanter Artikel über „Open Science“, womit gemeint ist, dass Forschung bereits im Forschungsstadium öffentlich sein soll – dort, wo das sinnvoll ist. Auf den Einwand, dann würden Ideen geklaut werden, entgegnet Prof. Spannagel:

Spannagel: Ich sage immer: Wer Angst hat, dass ihm Ideen geklaut werden, der hat wohl nicht genug. Natürlich lebt ein Forscher davon, dass sein Name mit seiner Idee verknüpft wird. Aber wenn es darum geht, kann man seine Idee so früh wie möglich im Internet veröffentlichen und das Netz als Protokoll verstehen, wo die Idee zusammen mit dem eigenen Namen zum frühestmöglichen Zeitpunkt dokumentiert ist.

Genau das meine ich mit dem Aphorismus (der auch auf dem Einband meines Buches „Musik mit Musik“ steht), „Originale kann man kopieren, Originalität nicht.“ Und der zweite Punkt ist ebenfalls noch wenig im allgemeinen Bewusstsein: Twitter und YouTube sind die veritablen Patentamte der Gegenwart, denn dort lässt sich genau nachsehen, wer eine Idee in die Welt gesetzt hat.

Kulturtechno verstehe ich auch im Sinne von Open Science: Ein öffentliches Forschen in der Ästhetik der Gegenwart.

Früher auf Kulturtechno: Stockhausen über geistiges Eigentum, 1960