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Fehlerästhetik #3: Unschärfe

Als nur ein (prominentes) Beispiel für die Ästhetisierung der Unschärfe, ein abgemaltes Foto von Gerhard Richter, die Matrosen von 1965:

Ein ganzes Buch von Wolfgang Ullrich befasst sich mit der „Geschichte der Unschärfe„, das ich im Augenglick leider nicht zur Hand habe.

Der erste Sprachsynthesizer (1939)

Considered the first electrical speech synthesizer, VODER (Voice Operation DEmonstratoR) was developed by Homer Dudley at Bell Labs and demonstrated at both the 1939 New York World’s Fair and the 1939 Golden Gate International Exposition. Difficult to use and difficult to operate, VODER nonetheless paved the way for future machine-generated speech.

Vielen Dank für den Tipp, Michael!

Fehlerästhetik #2: visuelle Artefakte / Glitches


Glitch Art

Wikipedia:

[…] In der Elektronik bezeichnet man mit Glitch [glɪtʃ] eine kurzzeitige Falschaussage in logischen Schaltungen. Diese tritt auf, weil die Signallaufzeiten in den einzelnen Gattern niemals vollkommen gleich sind. Die Anfälligkeit für Glitches steigt mit der Komplexität der Schaltungen, kann aber auch bereits bei sehr einfachen Schaltungen vorhanden sein. Sie stellen ein wesentliches Problem bei der Entwicklung moderner elektronischer Schaltungen und schneller Mikroprozessoren dar.

[…] Als Glitch [glɪtʃ] wird in der Fernseh- und Videotechnik eine kurzzeitige Falschausgabe von Bild- oder Toninhalten bezeichnet, ähnlich den Glitches in der Elektronik.

Diese Fehler treten häufig beim Spulen innerhalb eines Filmes bzw. beim Wiedereinsetzen des Filmes nach einem Spulvorgang auf, wenn die benötigten Daten nicht schnell genug zwischengespeichert und wiedergegeben werden können.

Ebenfalls entstehen Glitche(s) beim Interpolieren von einzelnen Datenbestandteilen des Signals, welche bei einem Kopier- oder Übertragungsvorgang verfälscht oder ausgelassen wurden.

Im Bild wirkt sich das durch vemehrte Artefaktbildung oder gar andersfarbige Klötzchenbildung aus. Beim Ton kann es zu störenden Verzerrungen der Frequenz oder Nebengeräuschen kommen.

Interview mit UbuWeb-Chef Kenneth Goldsmith

Der Macher des fantastischen UbuWeb gibt Auskunft. Er tut so bescheiden, dabei ist er gegenwärtig der bedeutendste Museumsleiter der Welt.

Fehlerästhetik #1: Glitches, Clicks & Cuts

Heute beginnt eine zwölfteilige Reihe, die über die nächste Zeit verteilt hier erscheint. Thema ist die ‚Fehlerästhetik‘ in Musik und visueller Kunst. Das Thema ist interessant und reichhaltig, aber Ziel der Abhandlung ist eine Kritik. Los geht’s erst mal mit Materialsammlung. Heute: Glitches, Clicks & Cuts in der Musik. Gemeint sind typische Fehler in der Produktion von elektronischer Musik – Klickgeräusche, gegenmetrische Schnitte und andere Störelemente wie zB ein Hänger in der CD (siehe auch Wikipedia). Die Ästhetik wurde in den letzten beiden Jahrzehnten exzessiv durchgeführt, hier nur ein paar wenige Beispiele:

http://hoteldiscipline.net/wp-content/uploads/2008/10/careless-semantics-12-reasons-to-live.mp3

Glitch music caused by a Game Genie. The code used actually affects all the music in the game, but most of the music in this video is in World 1. It also makes some of the sound effects sound more Atari 2600 like.

Geräuscheschallplatten

Man beachte die Damen. Ich kann mir ja gar nichts Schöneres vorstellen als am Strand zu liegen und Geräuscheschallplatten anzuhören (mit überdimensionalem Kopfhörer).

(via usernamealreadyexists)

Update: Musik und Geräusche zu Ihrem Jugoslawienfilm:

(Danke, Paul!)

Büchereikunst

“Die Neue Lektüre/ The New Readings”, 2008-2010: “Neue Lektüre” ist eine Reihe von bildhauerischen Eingriffen, welche ich 2008 angefangen habe. Nach dem Auswahl von Bibliothek und Regal, fange ich an, die Bücher nach meine eigene ästhetischen Kriterien zu arrangieren. Da die Arbeiten von den Mitarbeiter der Bibliotheken abgebaut werden, ist die einzige Möglichkeit die Arbeiten zu dokumentieren, die Fotografie.”

Früher auf Kulturtechno: Kunst im Baumarkt und im IKEA

(via rebel:art)

Zeichenmaschine malt Zeichenmaschinen

Selbstportrait: Pablo Garcia lässt eine Zeichenmaschine Zeichenmaschinen seit Dürer zeichnen.

(via exinfoam)

Mythos Obama

 

 

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(via AK)

Kreidler @Witten

Morgen findet an der Universität Witten das Symposium „Musik als Material – Bearbeitung, Sampling, Bricolage“ statt. Dort werde ich den Vortrag „Paneklektizismus“ halten.

Abstract:

Paneklektizismus
Außer dem nur noch selten gelingenden Kunststück, einen nie gehörten Klang hervorzuzaubern, bedienen sich die Komponisten heute zwangsläufig des Bestehenden. Das betrifft nicht nur musikalische Grundelemente, wie die 88 Tasten des Klaviers, sondern auch deren Kombinationen. Instrumentale Gesten, standardisierte Satztechniken und expressive Topoi sind allgegenwärtig und können nach 100 Jahren Neue Musik und 30 Jahren ihrer institutionellen Durchorganisierung kaum noch umgangen oder umgedeutet werden (ähnlich gilt das auch für die Popmusik); endgültig wird durch das Internet, das „totale Archiv“, das Vergessen der Kunstgeschichte nahezu unmöglich. Darum setzt ein Kategorienwechsel ein: Die Frage ist immer weniger, ob ein Komponist zitiert, sondern was, wie und wofür.

Musik als Material – Bearbeitung, Sampling, Bricolage

Eine Tagung des Lehrstuhls für Phänomenologie der Musik findet in Kooperation mit den „Wittener Tagen für Neue Kammermusik“ am Freitag, 27. April 2012, im Haus Witten statt.

Mit Vorträgen und Diskussionen von und mit:

Roger Behrens – Philosoph, Sozialwissenschaftler
Christian Grüny – Philosoph
Jörn-Peter Hiekel – Musikwissenschaftler
Rainer Nonnenmann – Musikwissenschaftler
Marc Andre – Komponist
Johannes Kreidler – Komponist
Elmar Lampson – Komponist
Ingo Ernst Reihl – Dirigent

Die Frage nach dem musikalischen Material ist alles andere als neutral. Die grundsätzliche Frage, was im Falle der Musik als ihr Material gelten kann, wird von vornherein von derjenigen überlagert, welches Material überhaupt zu einer gegebenen Zeit zur Verfügung steht. Wenn es eine neutrale Bestimmung musikalischen Materials nicht geben kann, ist die Frage nach dem Material immer historisch gesättigt und normativ aufgeladen – auch wenn man nicht mehr Adorno folgend von einem „Stand des Materials“ sprechen mag.

Hinzu kommt die Heterogenität dessen, was überhaupt als musikalisches Material angesprochen werden kann: Töne, Tonsysteme, Wendungen, überkommene Formen, Geräusche, instrumentale Konstellationen etc. Abgesehen von dem Fall, in dem außermusikalisches Klangmaterial musikalisiert wird, liegen alle diese Materialien nur in der Musik oder besser als Musik vor. Das Material von Stücken sind Dimensionen anderer Stücke.

Ein besonderer Fall tritt dann ein, wenn Musikstücke als solche den Ausgangspunkt einer Komposition bilden. Klassisch ist die Bearbeitung eines anderen Stücks, die sich mehr oder weniger weit von diesem entfernen kann, um möglicherweise zu einem neuen Stück eigenen Rechts zu werden. Zu diesem traditionell „erlaubten“ Fall treten im 20. Jahrhundert Verfahren, die mit Versatzstücken anderer Kompositionen arbeiten, sie montieren, sie verfremden, nebeneinander stehen lassen, in neue Zusammenhänge stellen, als Fremdkörper in eigenen Gestaltungen auftauchen lassen und anderes mehr. Das organische Kunstwerk wird zur Bricolage. Das mittlerweile für jedermann erreichbare technische Verfahren des Samplings erweitert die Möglichkeiten hier unabsehbar – verglichen etwa mit John Cages monatelanger Arbeit an den vier Minuten von Williams Mix, einer Art analogem Sampling avant la lettre.

Die Tagung stellt die Frage nach Möglichkeiten und Legitimität dieser Art von Bearbeitung, die bei aller Kritik an der Vorstellung eines Materialstandes doch immer wieder als einzig angemessene Form des Umgangs mit der Tradition affirmiert oder als Regression verfemt wird.

Termin: Freitag, 27. April 2012 (10 Uhr – 17.30 Uhr, Haus Witten, Ruhrstr. 86, Otto-Schott-Saal). Der Eintritt ist frei.

10:00 Uhr  Christian Grüny (Witten) : Einführung
10:30 Uhr  Jörn Peter Hiekel (Dresden) : Provokation oder Selbst-
verständlichkeit? Kreative Neudeutung vorhandenen
Materials als Konstante (nicht nur) der Musik des
20./21. Jahrhunderts

11:30 Uhr  Johannes Kreidler (Berlin) : Paneklektizismus

12:30 – 13:30 Uhr Mittagspause

13:30 Uhr  Rainer Nonnenmann (Köln) : Mediale Unschärferelation.
Zur Produktion von Musik durch ihre Reproduktion

14:30 Uhr  Roger Behrens (Hamburg) : Kritik, Material, Ästhetik.
Einige Überlegungen angesichts der aktuellen gesell-
schaftlichen Lage der Musik

15:30 – 16:00  Pause

16:00 Uhr  Podium mit den Komponisten Marc Andre (Berlin),       Johannes Kreidler (Berlin), Elmar Lampson (Hamburg)
Moderation: Ingo Ernst Reihl (Witten)

17:30 Uhr  Ende der Tagung

Eine Veranstaltung der Fakultät für Kulturreflexion
– Studium fundamentale –
Sekretariat: Tel. 02302-926815

Weitere Informationen:

Hier finden Sie den Flyer zur Tagung.
Hier finden Sie Informationen zu den Wittener Tagen für neue Kammermusik.