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Buchveröffentlichung: NEUE MUSIK HEUTE?: Versuch einer Standortbestimmung

Vor zwei Jahren fand bei Wien Modern das Symposium statt, zu dem ich auch eingeladen war. Jetzt ist die zugehörige Buchpublikation veröffentlicht, u.a. mit Beiträgen von mir: „Materialstand: Firma“, „Komponieren heute“ und ein Gespräch zwischen Markus Hinterhäuser, Lothar Knessel et moi, und heute abend findet bei Wien Modern eine Präsentation des Buchs statt.

http://www.musicaustria.at/magazin/neue-musik/artikel-berichte/buchpraesentation-neue-musik-heute

Elektronische Möglichkeiten der Klangerzeugung und -veränderung erfüllen in den letzten Jahrzehnten mit leicht zugänglichen Mitteln schier jeden Wunsch akustischen Formens; und in Verbindung mit akustischen Instrumenten bieten sich unzählige weitere Arten des Kombinierens und Experimentierens. In dieser heterogenen Welt bilden sich Genres, um angesichts dieser Informationsflut das Gefühl der Orientierung zu vermitteln. Welchen Weg beschreitet in diesem vielgestaltigen Feld insbesondere die „Neue Musik“, die als Genre das „Neue“ bereits in ihrem Namen trägt und gleichzeitig ständig auf ihre Tradition referenziert? Diese Frage stellen sich zunächst die Musikschaffenden selbst, denn ihnen werden diese Umwälzungen als erste bewusst, aber auch WissenschaftlerInnen und Personen aus dem Kulturbetrieb beteiligen sich an der Diskussion. Mit Beiträgen von: Wolfgang Seierl, Doris Weberberger, Sabine Sanio, Peter Tschmuck, Martha Brech, Sylvia Wendrock, Rosa Reitsamer, Marko Ciciliani, Alfred Smudits, Susanne Kirchmayr, Ludger Hofmann-Engl, Hans Schneider, Emilija Jovanovic, Thorsten Wagner, Constanze Wimmer, Anna Schauberger, Bill Drummond, Curt Cuisine, Barbara Lüneburg, Marie Luise Maintz, Johannes Kreidler, Franz Kasper Krönig.

Audioguide, Photo Gallery

Credits stehen ggf. bei dem einzelnen Foto (draufklicken).

Das „Konzept“ des 11. Septembers

Herrje, in meinem Musiktheater „Audioguide“ ging es im ersten Talk-Teil um 9/11; habe dazu viele Texte gelesen und eingearbeitet, bezüglich der ästhetischen Effekte der Aktion, der Avantgarde-Logik, die Stockhausen als erster darin erkannte, der hypermodernen Zahlengewalt, die Wolfgang Ullrich in der Gegenwartskunst beschreibt.

Im Stück fällt zB der Satz:

Unlike other symbolic events such as the sinking of the Titanic, 9/11 is a work of art because it was intended and deliberately executed, the realisation of a concept. No nature and no destiny involved here.

(bei 5’30“)
(Hervorhebung nachträglich)

Und jetzt erst sehe ich, dass ich ein Buch sträflich übersehen habe: Der Dialog zwischen Derrida und Habermas zu diesem Ereignis – Titel: Le ‚concept‘ du 11 septembre.

Aber war der Riecher da. *schulterklopf*

Mein Text „Das Neue am Neuen Konzeptualismus“ online

Mein Text „Das Neue am Neuen Konzeptualismus“, der in der Neuen Zeitschrift für Musik 1/2014, die „Konzeptmusik“ als Thema hatte, erschienen war, steht nun online:

http://www.kreidler-net.de/theorie/Kreidler__Das_Neue_am_Neuen_Konzeptualismus.pdf

Snip:

Der Neue Konzeptualismus, der seit Beginn des neuen Jahrtausends zunehmend in der Neuen Musik auftritt, greift diese Denkweise wieder auf. Wiederum prägt eine übergeordnete Idee das ganze Werk: Peter Ablinger deckt die live spielenden Musiker passgenau mit Rauschen zu, Kirill Shirokov verstärkt die Stillen an den Track-Anfängen von Klassik-CDs, Trond Reinholdtsen zweckentfremdet Musiktheoriebücher als Blasinstrumente, Jarrod Fawler begreift die Kapitelnummerierung in Wittgensteins Tractatus als musikalische Proportionsangaben, Seth Kim-Cohen ersetzt die Bass Drum-Fußmaschine mit einem Wagenheber, der den Bühnenboden immer stärker anwinkelt bis zum Weggleiten des ganzen Drumsets, Alexander Grebtschenko lässt kleine Lautsprecher crescendieren bis sie bersten, Hans W. Koch bringt Computer durch fortlaufende Oszillatoraddition zum Absturz, ein anonymes holländisches Kollektiv veröffentlicht täglich auf Twitter kurze Instruktionen wie die, eine Partitur längere Zeit in der Erde zu vergraben, um sie danach auszubuddeln und als klingendes „Tombeau“ spielend zu entziffern.

Eigenlinks

Ein paar Meldungen in eigener Sache-


Am 10. Juli war ich bei der Wikimedia eingeladen zum Thema Urheberrecht – also im Haus, in dem die deutsche Wikipedia zu Hause ist! – hier ein Link zur Veranstaltung, hier gibt’s Fotos, hier der Videomitschnitt.

 


Der australische Radiosender ABC hat eine Sendung über den „Stutterances“-Abend beim Liquid Architecture-Festival in Melbourne gemacht, hier die Website der Sendung, hier die Sendung (ab 27’47“ wird Kreidler besprochen).

Dem Radiosender AZZZFM habe ich in Melbourne ein Interview gegeben, hier die Website, hier der Podcast.

Die Pianistin Rei Nakamura tourt im November mit einem Programm, das auch meine Study enthält, hier ein Ankündigungsvideo ihrer Tour.

Das Chicagoer Studentenensemble Mocrep hat mein Stück „Der ‚Weg der Verzweiflung‘ (Hegel) ist der chromatische“ vergangenen Juni aufgeführt, hier ein Video der Aufführung.

Dan Tramte hat sein Rotations-Diskontinuitätskonzept (Kulturtechno früher) als Hommage an „Audioguide“ in eine 7-Stunden-Version gebracht / gebracht.

In der Schweizer Musikzeitung Nr. 7/8/2014 steht ein Artikel über meine Aktion „product placements„.

 


Martin „Hufi“ Hufner hat ein Darmstadt-Kreidler-Photobomb-Meme gemacht. Böse Zungen meinen, das käme der gefühlten Wahrheit über Darmstadt ziemlich nahe.

Die Darmstädter Frühjahrstagung für Neue Musik 2015 wird „Überblendungen. Neue Musik und Film“ zum Thema haben, ich werde dabei sein, hier der Flyer.

In der aktuellen „Titanic“ ist ein Fachmann-Beitrag von mir abgedruckt.

Kreidler @SWR2

Heute Nacht ab 2.03h sendet SWR2 die „Nacht der Ars Acoustica“, u.a. mit Musik von mir.

02.03 Uhr Die SWR2 Nacht der Ars Acustica
Ars acustica als Neue Musik
Moderation: Bernd Künzig

Mit Werken von Pierre Jodlowski, Dieter Schnebel, Johannes Kreidler, Stefan Prins, Simon Steen-Andersen, The Residents, Pink Floyd, Jean-Luc Godard

Livestrom:
http://www.swr.de/swr2/-/id=7576/webRadioOrWebTV=true/sdpgid=994062/nid=7576/did=1586900/pv=mplayer/1scvxmw/index.html

22 music pieces for video

Dieses Jahr standen die Donaueschinger Musiktage unter dem Motto „und+“, womit Komponisten gemeint waren, die auch in anderen Medien künstlerisch tätig sind. Ich hatte den Auftrag, eine neue Videoarbeit für die Ausstellung zu machen. Here it is.

 

Aus dem Katalog:

Johannes Kreidler gilt als einer der Hauptvertreter einer Richtung, die als „Neuer Konzeptualismus“ bezeichnet wird. Diese programmatische Ankündigung ist nur auf den ersten Blick aufwühlend, denn die Konzeptkunst hat bereits seit den 1960er Jahren ausprobiert, wie es möglich ist, mit Musik Kunst im Sinne des Kontextes zu machen. Hinter der Geschichte der Konzeptkunst steckt die Idee der Institutionenkritik, wie sie frühestens mit Marcel Duchamps berühmter skulpturaler Geste eines ausgestellten Urinals, dervon ihm so benannten Fontaine, ihren Ausgang nimmt. Etwas vom Geist dieser Institutionenkritik scheint gleich am Anfangvon Johannes Kreidlers Videoarbeit 22 music pieces for video durch. Auf einem sechzehnfach geteilten Monitor begeht der Komponist in sechzehn unterschiedlichen Handlungen Selbstmord. An späterer Stelle tauchen andere Formen des kompositorischen Selbstmordes auf. Das Komponieren also am Ende? – Zumindest in seiner konventionellen Form als niedergelegte Schrift in Form einer umzusetzenden Partitur. So jedenfalls könnte man eine dieser Grundideen der Videoarbeit verstehen. Es handelt sich aber auch um eine der Grundfragen eines Bildes von einer Komposition, denn in Form einer Partiturschrift kann Musik auch ein Bild sein.
[…]
Diese das Video durchziehende Sprachskepsis hat ihren Vorläufer in der konkreten Poesie, die Kreidler in der durchgängigen Verfahrensweise seines Videos zitiert. Zu sehen ist das berühmte „Apfel-Gedicht“ von Reinhard Döhl. In ungefährer Kreisform angeordnet, formt das wiederholte „Apfel“-Zeichen das Bild eines Apfels, in dessen rechter Ecke der Wurm als „Wurm“ steckt. So wie in Döhls wunderbarem Gedicht Schrift, Sprache, Lesen und Sprechen in einem Augen-Blick auseinander dividiert werden, lässt auch Johannes Kreidler Bild und Klang auseinander fallen, um dennoch ein funktionierendes Ganzes zu bilden. Der Komponist also doch nicht am Ende? In der Tat handelt es sich nicht um 22 Stücke für Musik, sondern – so der korrekte Titel der Videoarbeit – um 22 Musikstücke für Video. Das heißt, die Videotechnik mit ihren Schnittfunktionen, ihren Möglichkeiten der Synchronisation von Ton und Bild und die Multiplikation des Bildes in zahllose Bildfelder sind die neuen Kompositionstechniken, die in derTat nichts mehrzu tun haben mit dem traditionellen, arbiträren Zusammenhang von Schrift und Klang. Insofern überlebt der Komponist doch am Ende und die bildliche Behauptung seines Selbstmordes am Beginn ist eben nur eine Behauptung. Da sie aber schon penetrant sechzehnmal behauptet wird, muss sie auch nicht wahr sein. Und so manch böser Scherz wird um die ewige Wahrheit der Musikgeschichte getrieben: Drei mit „This is old“ beschriebene CD-ROMs werden in ein akustisches Lesegerät geschoben. Zu hören ist dann Beethovens Für Elise. Und die vom Kreidler’schen Scanner gelesene Stille John Cages kann sehr beredt sein.

Bernd Künzig

Die Stuttgarter Zeitung schreibt:

Auch der Komponist Johannes Kreidler bewegt sich in seiner unter Aspekten der musikalischen Form und Technik geschnittenen Video-Installation „22 Stücke für Musik“ intelligent zwischen Klang und Bild – wobei er nicht nur bei seiner multiplen Selbsttötung auf einem sechzehnfach geteilten Bildschirm mit bizarrer Selbstironie den Zusammenhang zwischen Zeichen und Bezeichnetem infrage stellt.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.donaueschinger-musiktage-ich-glaub-mein-schwein-pfeift.e62cbcf3-ab00-44fa-8135-e88c52334fb3.html

Portraitsendung online

Das auf Deutschlandfunk vergangenen Samstag gesendete Portrait über mich von Gisela Nauck hat jemand mitgeschnitten und hochgeladen.

Emoticons – Performing Techniques

Helmut Lachenmann’s Gran Torso explanations, signs replaced by emoticons.
Perform iPhone chats (with string quartet).

 

Score example:

Portraitsendung @Deutschlandfunk

Heute abend um 22.05h strahlt der Deutschlandfunk eine neue Portraitsendung über mich aus, Autorin ist Gisela Nauck.

11.10.2014, 22:05 Uhr
Neues in der Musik von Johannes Kreidler Polymediales Komponieren

Von Gisela Nauck

Livestrom:
http://srv.deutschlandradio.de/themes/dradio/script/aod/index.html?audioMode=2&audioID=4

Johannes Kreidler, Jahrgang 1980, gehört zu jener Komponistengeneration, die in die technologische Revolution per Digitalisierung mitten hineingewachsen ist. Als Student von Mathias Spahlinger und Orm Finnendahl in Freiburg hat er sich das notwendige Rüstzeug angeeignet, darauf kompositorisch zu reagieren.

Kritisches Denken und den Umgang mit elektronischen und digitalen Medien führte zu Um- und Neuorientierungen in Kreidlers Musik. Wichtig wurde für ihn dabei die gleichwertige Verfügbarkeit sowohl akustischer, musikalischer als auch visueller Materialien aller Art als Datenfile. Autorin Gisela Nauck erörtert in ihrer Sendung die Konsequenzen für sein Komponieren: Was verbirgt sich hinter der kompositorischen Strategie einer ‚Musik über Musik‘? Was versteht man unter ‚Neuem Konzeptualismus‘? Warum ist es Kreidler wichtig, eher vom Sound als vom Klang seiner Musik zu sprechen? Und warum ist das Internet möglicherweise künftig der geeignete Präsentationsraum für derartige neue Musik?


http://www.deutschlandfunk.de/neues-in-der-musik-von-johannes-kreidler-polymediales.1990.de.html?dram:article_id=298898