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Stil 1c

Die Aufnahme der Uraufführung vom 7.10.2011, Akademie der Künste, Kammerensemble Neue Musik Berlin.

“Stil 1” ist ein Baukastensystem und kann mit verschiedenen Instrumentationen realisiert werden (bislang in den Realisationen 1a für Zither, Cello und Zuspielung, 1b für piccolo Flöte, Akkordeon, Bassklarinette und Zuspielung, 1c für piccolo Flöte, Vibraphon, Baritonsaxofon und Zuspielung sowie 1d für Zither, Bassklarinette und Zuspielung). Das Grundkonzept ist, große Zahlen von Varianten abfolgen zu lassen, seien es musikalische Stile, Transpositionen, Sprechmelodien oder unlimitierte Oktavierungen. Als Medien dienen dafür vor allem Samples aus den Massenmedien; ich nenne diesen Ansatz „Musik mit Musik“.

Stil 1 ist außerdem eine Übung in Minimalismus.

 

Derzeit schreibe ich an dem Text Die Stilmelodie für den Band New Music and Aesthetics in the 21st Century, vol. 6. Darin komme ich auch auf Stil 1c zu sprechen:

In Stil 1 für variable Besetzung erklingen in konsequenter Reihung bis zu 100 verschiedene Stile hintereinander; zum Beispiel beginnt Stil 1 Version für piccolo Flöte, Vibraphon, Baritonsaxofon und Zuspielung mit diesem Takt,

der dann 30 mal leise und 55 mal sehr laut wiederholt wird, jedesmal in einem anderen Stilarrangement:

Die Musiker spielen immer zu Taktbeginn einen Akzent, wie der Mausklick, der die Dateien startet.

In Anlehnung an Schönbergs Klangfarbenmelodie nenne ich dies also eine „Stilmelodie“. Der Melodie-Begriff ist hier, nach Schönberg, abstrahiert zu verstehen; gemeint ist der Wechsel an musikalischen Qualitäten in einem definierten Medium – ursprünglich im Medium der Tonleiter, hier nun im Medium der stilistischen Palette von Band in a Box.

Motivisch-thematische Arbeit. Über Motivation von Komponisten.

Vortrag von Johannes Kreidler, gehalten beim Symposium „Wozu Musik?“ am 23.11.2011 an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.

Wer mit Musik intensiv zu tun hat, weiß um deren Unverzichtbarkeit. Andererseits deutet im heutigen Kulturbetrieb manches darauf hin, dass es eher um die (kommerziell nutzbare) Wiederholung des Immergleichen und weniger um die Entdeckung des Ungewohnten geht. Wird die Musik dadurch die Musik, auch die „klassische“, weithin zu dem degradiert, was schon Richard Wagner seinen Zeitgenossen kritisch vorhielt: zur bloßen Unterhaltung der Gelangweilten? Das Symposion will nicht in erster Linie eine „Klagemauer“ errichten, sondern eher danach fragen, worin die Faszinationskraft und die Entfaltungswege jener Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten liegen können, die wir mit heute komponierter Musik (unterschiedlichster stilistischer Ausrichtung) verbinden.

10:00 Begrüßung
Peter Gülke Präsident der Sächsischen Akademie der
Künste/Ehrendoktor der Hochschule für Musik Dresden
Einführung
Musik wozu? Und warum sich diese Frage
überhaupt stellt.
Jörn Peter Hiekel Dresden
10:30 Vom Verschwinden der Musik und anderer
Habseligkeiten. Ein diagnostischer Versuch über
gesellschaftliches Wohlbefinden.
Referent: Wilfried Krätzschmar Dresden
11:15 Pause
11:30 Ideologie als „Reduplikation dessen, was
ohnehin ist“ (Adorno). Auseinandersetzungen um
Neue Musik und was wir (nicht nur in Portugal)
daraus lernen können.
Referent: Mario Viera de Cavalho Lissabon
12:15 Wozu Musik wozu!? Von den Bedingungen der
Aufführung und den Bedingungen der Bedingungen
Referent: Manos Tsangaris Dresden
13:00 Mittagspause
14:30 57 Jahre danach. John Cage und die Folgen
Referent: Max Nyffeler München
15:15 Motivisch-thematische Arbeit. Über Motivation von
Komponisten
Referent: Johannes Kreidler Berlin
16:15-17:30
Musik wozu? Ein Roundtable
Mit Paul-Heinz Dittrich Zeuthen, Brigitta Muntendorf Köln,
Anette Schlünz Kehl und Sergej Newski Moskau

Screening @Antwerpen – Video

Im Oktober gab es bei einem Konzert des Nadar Ensemble (Kulturtechno berichtete) ein Screening mit diversen Werken von mir – thanx!

Pd-Tutorial jetzt auch auf Spanisch

Ich freue mich mitzuteilen, dass mein Pd-Tutorial nun auch in der finalen Version ins Spanische übersetzt wurde, und zwar von Lucas Cordiviola in Buenos Aires, Argentinien!


http://lucarda.com.ar/pd-tutorial/index.html

Laptop als Instrument? Radiodiskussion online

Die Diskussionsrunde zum Thema „Laptop als Instrument?“, die am 31.5.2011 im Rahmen der „Matrix-Akademie“ im Experimentalstudio des SWR in Freiburg stattgefunden hat und am 19.11.2011 auf SWR2 ausgestrahlt wurde (Kulturtechno berichtete), steht nun online. Die ersten drei Minuten fehlen.

Laptop als Instrument?

Podiumsdiskussion im Experimentalstudio des SWR am 31.5.2011, mit Daniel Peter Biró, Orm Finnendahl, Johannes Kreidler und André Richard, moderiert von Björn Gottstein.

Kreidler @Universität Marburg

Morgen um 16h mache ich auf Einladung von Martin Schüttler an der Philipps Universität Marburg im Studiengang Medien eine Präsentation eigener Werke, mit Schwerpunkt auf Medienzeugs und Konzeptualität. Wer einen Schein will, muss anwesend sein und mitdiskutieren!

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Das meint der Kulturtechno-Karikaturist dazu:

Johannes Kreidler: windowed 1 version 1

Johannes Kreidler
windowed 1 Version 1 (2006)
for percussion and audio playback
Alexandre Babel

Concert of the Academy of Arts Berlin, 7.10.2011

Seit einigen Jahren konzentriert sich meine kompositorische Arbeit auf die Idee einer „Musik mit Musik“: Reproduktionen von Musik werden collagiert und digital verändert, mit Live-Instrumenten neukontextualisiert und überschrieben. Durch alle möglichen Bearbeitungstechniken – Zerschneiden, Transponieren, Filtern, Schichten, Dämpfen usw. – und instrumentalen Kombinationen erforsche ich das Feld zwischen „reinen“ Klängen mit gewisser parametrischer Ordnung und „bedeutsamen“ Klängen mit Erfahrungswerten.
Als Material verwende ich hauptsächlich flache, anonyme Popmusik, die sich gut als Medium für eine neue Musik zweckentfremden lässt. Sie ist außerdem die alltägliche akustische Realität, das Mediengeräusch, das ich wieder musikalisiere (absichtlich verwende ich dafür schlechte Mp3-Qualität).

Zur Podiumsdiskussion via Skype

Letzte Woche habe ich an der Podiumsdiskussion „Musik?“ in Salzburg teilgenommen, aus Zeitmangel allerdings nur von Berlin aus via Skype (Kulturtechno berichtete).

Leider war die Verbindung sehr schlecht, es war nicht ganz leicht für mich, dem Verlauf zu folgen, und erst recht, mitzureden wegen Delay und Rauschen. Zudem waren die dortigen Diskutanten alle schon sehr gut, die hätten das auch alleine bestreiten können (eigentlich ist meine Erfahrung immer mehr, dass schon zwei oder drei Leute plus Moderator für eine Podiumsdiskussion von 90 Minuten Länge genügen).

Es war aber eine interessante Erfahrung, und wenn man eine etwas bessere Leitung hinkriegt könnte das durchaus weiterpraktiziert werden – da könnten auf Festivals mal spannende Konferenzen abgehalten werden.

(Foto: Wolfgang Seierl)

Autorenmusiktheater, Konzeptmusiktheater

Der Fonds experimentelles Musiktheater hat mich vor einiger Zeit um ein kleines Statement zu dem Fonds gebeten. That’s it:

 

Autorenmusiktheater, Konzeptmusiktheater


Die Idee des Fonds experimentelles Musiktheater ist, dass ein Team jüngerer Künstler ein Opernhaus in Nordrheinwestfalen und dessen Publikum mit neuen Ansätzen aufmischt.

Es muss aufgemischt werden, keine Frage! Wobei das in meinem Fall (Musiktheater im Revier Gelsenkirchen) weniger beim Haus als bei dem Publikum nötig war. Jedenfalls kann man sich nur wünschen, Initiativen dieser Art gäbe es noch hundert mal mehr.

Etwas weniger richtig erscheint mir, dass der Fonds (vielleicht weil die Geldvergabe sonst zu unsozial wäre?) auf den Kollektivgedanken fixiert ist. Zugespitzt: Die Jury sucht einen begnadeten Librettisten, einen genialen Komponisten, einen kongenialen Regisseur und einen fantastischen Bühnenbildner – damit das 400prozentige Gesamtkunstwerk herauskommt? Meiner Ansicht nach ist bei vielen neuen Musiktheaterproduktionen gerade das Problem, dass zu viele Köche den Brei verderben. Ich kenne fast keine kongeniale Text-Musik-Symbiose im Theater. Beim Wozzeck hat es funktioniert, aber auch da hatte der Komponist das letzte Wort, denn der Dichter war schon lange tot. Nicht ohne Grund gibt es andernorts die Bewegung des Autorenfilms, um die Arbeitsteiligkeit wenigstens zu mindern. Ich glaube, Musiktheater ist gar nicht der Ort, an dem verschiedene Künste zusammentreten, sondern verschiedene Medien: Es braucht nicht unbedingt Literatur, es braucht nicht ständig Musik, es braucht vielleicht mehr wirkliche Welt als artifizielle Kulissen, es braucht womöglich mehr Freilauf als eine stramme Durchinszenierung. Damit könnte auch der Fonds noch experimentieren.

 

Johannes Kreidler, September 2011

Giving Talks – Fotos

„Giving Talks“ im Rahmen der rainy days 2011 – „talk to each other“.

Eine szenische Kompilation der Werke “Fremdarbeit”, “Music for a Solo Western Man”, “Compression Sound Art” und Teile aus “Feeds. Hören TV”. Es spielte das Ensemble Lucilin geleitet von David Reiland.

Moderator: Johannes Kreidler
Sidekick: Bernhard Günther
Tänzer: Manuel Romen

Fotos: Ada Günther