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Kategorie Kritik der reinen Vernunft

Negativer Dollar

(via)

Zur GEMA-Petition

Was ich nicht für möglich gehalten habe, ist schon drei Wochen vor Petitionsende erreicht: Über 50 000 Email-Accounts haben die GEMA-Petition unterzeichnet (mittlerweile sind wir schon bei über 78 000). Das freut. Ein guter Artikel dazu von Martin Hufner in der Frankfurter Rundschau:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1816024_Gema-Petition-Undurchschaubare-Geruempelkammer.html

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Institutionen komponieren

Habe im Bad Blog of Musick von Moritz Eggert auf dem Portal der Neuen Musikzeitung einen Gastbeitrag geschrieben. Er heißt „Institutionen komponieren“:


http://blogs.nmz.de/badblog/2009/06/20/institutionen-komponieren/

Das Kampflied der Gegenwart

In diesem Post geht’s nicht um Zensursula. Es geht um politische Musik.

Hier sieht man leider wieder, wie wenig der Populärsound politisch ist. Die Botschaft wird allein über den Text mitgeteilt (ein kleiner Hoffnungsschimmer ist immerhin der gefilterte Refrain später); polemisch gesagt: Zu der selben Musik hätte man auch einen Liedtext FÜR Internetsperren singen können (genauso gleichen sich, musikalisch, linke und rechte Rockmusik).
Noch davon abgesehen ist das ästhetisch eine grässliche Infantilisierung, Ballermann lässt grüßen – da könnt ich mir glatt doch Zensur wünschen…

Es kommt mir wie ein Glücksfall vor, dass es bei dem Aktienkurs-Song möglich war, die Melodik umzufunktionieren. Aber mehr fällt mir nicht ein.

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Subversive Affirmation der Zensursula

Einfach niederschmetternd ist die Nachricht, dass der Bundestag trotz gigantisch erfolgreicher Online-Petition das Gesetz zur Netzzensur durchgewunken hat. Dass Frau Zypries auch noch zur Internetpolitikerin des Jahres gekürt wird lässt schon fast zum Strategiewechsel inspirieren:

Eine Online-Petition FÜR die Blockade von oppositionellen Webseiten.

Das Verfahren nennt man „subversive Affirmation“, genau was ich bei der GEMA getan habe – die Bedingungen, gegen die ich bin, übererfüllen und damit zum Kollabieren bringen. Würde diese Petition Aufmerksamkeit bekommen, müssten klare Worte – natürlich dagegen – fallen, an die wir uns erinnern würden.

Tageslink

Zurücklehnen und genießen!

…denn was da zeitgleich an der Ostfront passiert ist doch zu grässlich.

GEMA!

Die GEMA schafft es schon wieder, Unmut zu stiften, und diesmal ganz ohne Urheberrechte: Im Bad Blog of Musick berichtet Moritz Eggert, dass wegen technischer Umstellung viele der 2009 anstehenden Ausschüttungen erst 2010 erfolgen werden. Jaja, da geriert sich die GEMA immer als die Schutzhülle der armen Komponisten, aber die können jetzt mal zusehen wie sie ihre Miete bezahlen. So viel Verlass auf die GEMA. Man hielt es ja noch nicht mal für angebracht, die Mitglieder zu informieren, da geht nur, nachdem alle schon auf die Ausschüttung warten, so ein Brief an die Komponistenverbände.

Theo Geissler von der NMZ im Kommentar dazu:

…bei dem “Rückstand” soll es sich um eine höhere fünfstellige Zahl von nicht abgerechneten Programmen handeln. Der Vertrag von Heker [GEMA-Chef] ist vom “alten” Aufsichtsrat im Vorfeld der Wahlen bei der Mitgliederversammlung demnächst sicherheitsalber um fünf Jahre verlängert worden. Ein trefflicher Beitrag zur “System-Stabilisierung”…

Nur nebenbei: Unter der „höheren fünfstelligen Zahl“ sind natürlich auch alle meine Aufführungen.

Dass die Information erst jetzt, nach der Jahrespressekonferenz herausgegeben wird, wird auch kein Zufall sein.

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Online-Petition zur GEMA-Reform

Gulli berichtet über eine gestartete Online-Petition zur Reformierung der GEMA. Ich habe unterzeichnet, trotz grundsätzlicher Bedenken zu Online-Petitionen, und in dem Fall trotz meiner Skepsis, was der Gesetzgeber da richten soll, die GEMA ist zunächst ein selbstorganisierter Verein (bei dem allerdings nur die gut Verdienenden abstimmen dürfen; nicht zuletzt darum habe ich mit anderen Mitteln mich bei der GEMA zu Wort gemeldet *g* ). Außerdem kann ich einfach nicht glauben, dass sich nötige 50 000 für die GEMA interessieren.
Wie dem auch sei, es zeigt sich erneut, dass der Wunsch nach GEMA-Reformen immer lauter wird.

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Into no brain

Mir geht gerade das Messer in der Hose auf, wenn ich Starkomponist Jörg Widmann darüber schwafeln sehe, was er nichts zu sagen hat zu seiner Deplatzierung seinem Aufenthalt in Dubai im Rahmen des Projekts „into“, bei dem Komponisten in bestimmte Städte geschickt wurden, um sich kompositorisch mit ihnen zu beschäftigen.

Dubai ist 1. eine riesige Spekulationsblase (siehe hier) und 2. ein Ort extremer Ausbeutung (siehe hier). Erst heute habe ich mich mit Christian von Borries unterhalten, der zwei mal in Dubai war für einen Dokufilm, und der erzählt hat von den Gastarbeitern, die die Hochhäuser bauen weil sie für ihre Arbeit da ein paar Groschen mehr kriegen als in Pakistan, auch wenn sie in Dubai ebenfalls in Slums ohne fließend Wasser wohnen müssen, und die jetzt, wo die Blase platzt und sie nur noch unnützer Menschenmüll sind sofort ausgewiesen werden usw.

Naivling Widmann tangiert das natürlich nicht und komponiert in seinem Appartment mit Konzertflügel Wiener Walzer.

Meine ursprüngliche Reaktion nach zwei, drei Wochen auf all das Neue und Fremde war ja auch die, dass ich plötzlich diesen skurrilen alpenländischen Walzer geschrieben habe und überhaupt sehr kurze, aphoristische Stücke. Es ist eine seltsame, aber für mich heute nachvollziehbare Reaktion: Man vergewissert sich des Eigenen. Genauso, wie es einen unter Umständen zuhause woandershin in die Fremde drängt, so trieb es mich in der Fremde zum Eigenen.
Ich habe hier auf der Klarinette unendlich viel Mozart gespielt, auch auf dem Klavier Mozart, Schumann und Brahms und Berg.

(quelle)

Genau, flüchte dich in die große abendländische Musik. Mit ökonomischen Ungleichheiten, mit Wohlstand auf Kosten von ausgebeuteten Gastarbeitern etc. hat die Kunst ja nichts zu tun. Vergewissere dich ja deiner eigenen Identität, die dort an der Schnittstelle zwischen erster und dritter Welt sonst bedroht werden könnte. Hoffentlich platzt die Blase Jörg Widmann bald.