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Beethovens Eroica – die Anfangsakkorde seit 1924

Danke für den Tipp, Simon!

Musik für Schreibmaschine / Computertastatur

Diesen Freitag wird in Oslo eine gänzlich neue Version meiner untitled performance #3 uraufgeführt, ein Auftrag von Ny Musikk, mit dem Ning Ensemble. Wie schon in #1 spielen die Musiker auf einer Computertastatur. Am Vormittag werde ich im Goethe-Institut eine Einführung in das Stück machen und dafür etwas in die Geschichte zurückgehen, was die Benutzung von Schreibmaschine und Computertastatur in der Musik angeht.

Basislektüre für alle medientheoretisch Interessierten ist hier natürlich das „Typewriter“-Kapitel aus Friedrich Kittlers Buch Grammophon, Film, Typewriter. Kittler holt weit aus und zeigt die Genese des technischen Mediums auf – unter anderem referiert er Nietzsche, der sich kurze Zeit mit einer Schreibmaschine versuchte, was ihn vielleicht zu dem berühmten Satz veranlasste: „Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken.“

Was meine Recherchen in der Musik erbrachten (vielen Dank an alle Informanten auf Facebook und Twitter!):

-Der Futurist Luigi Russolo imitierte auf dem Klavier die Schreibmaschine
-Erik Satie verwendete 1917 in dem Ballett Parade, möglicherweise von den italienischen Futuristen angeregt, eine Schreibmaschine
-Paul Hindemith gebraucht in einer Szene der Oper „Neues vom Tage“ eine Schreibmaschine
-Krysztof Penderecki: Fluorescences
-Mason Bates: B-Sides
-Leroy Anderson’s The Typewriter ist natürlich DER Klassiker, vor allem dank Jerry Lewis
-In John Cages „Songbook“ gibt es eine grafische Partitur für verstärkte Schreibmaschine
-Es gibt von John Cage ein Typewriter Piece
-Robert Nasveld: Preparation for Coma von 1974 für Bassklarinette und Schreibmaschine
-Olga Bochikhina: SIGNature
-Sergej Newski: Bastelmusik II
-Moritz Eggert: Melodie 1.0 (Schreibmaschinentrio)
-Jan Trützschler von Falkenstein: Apparaat 3
-Das Boston Typewriter Orchestra

Auf Platz zwei steht Moritz Eggerts „Symphone 1.0 (Concerto Grosso)“ für 12 Schreibmaschinen, die Spitzenposition hat Rolf Liebermann mit Les Echanges für 156 Schreibmaschinen inne!

Und aus dem Pop:
-Cornelius: Typewriter Lesson
-Bo Katzman Gang: I’m in Love with my Typewriter

Die Schreibmaschine ist heute natürlich vom Computer überholt. Nun wäre also Musik für Computertastatur dran. Viel habe ich allerdings nicht gefunden. Die Tastatur ist insofern etwas anderes, als sie nicht derart sonore Klänge erzeugt wie die alte mechanische Schreibmaschine; dafür kann sie als Controller alle nur erdenklichen Computerklänge ansteuern. Natürlich könnte man jetzt all die Laptop-Musicians nennen, aber ich meine doch den Gebrauch der Computertastatur in expressiverer Weise.

Außer meinen eigenen Arbeiten konnte ich nur in Erfahrung bringen:

-Nan Zhang hat 2003 eine Performance mit verstärkter Computertastatur gemacht
-Francesco Filidei hat 2007 mit dem Ensemble Recherche bei den Donaueschinger Musiktagen u.a. auch eine Computertastatur verwendet
-Niklas Seidl gebraucht in „Bottichkulturen“ eine Computertastatur
-Ewan Stefani hat eine Installation mit einer Computertastatur gemacht (Fotos)

Die filmische Bemächtigung der Thematik ist als Film-im-Film bereits 1970 dieser indischen Produktion gelungen:

Hegel über Regietheater

Werden daher fremde [gemeint sind ältere] dramatische Werke in Szene gesetzt, so hat jedes Volk ein Recht, Umarbeitungen zu verlangen. Auch das Vortrefflichste bedarf in dieser Rücksicht einer Umarbeitung. Man könnte zwar sagen, das eigentlich Vortreffliche müsse für alle Zeiten vortrefflich sein, aber das Kunstwerk hat auch eine zeitliche, sterbliche Seite, und diese ist es, mit welcher eine Änderung vorzunehmen ist.

(Vorlesungen über Ästhetik)

Splitscreen Music, 1967 und 1975

Splitscreen-Musik scheint eine typische Form des YouTube-Zeitalters zu sein, wie sie vor allem Kutiman populär gemacht hat. Ich selbst wende das Verfahren in meinen nächsten Stücken an und habe schon mal eine Studie dazu erstellt. Die Idee ist aber freilich so alt wie Film überhaupt, wie man schon bei Méliès 1900 sehen kann und wie auch die folgenden Videos von 1967 und 1975, wenn auch mit Hilfe von Spiegeln, zeigen:

(Dank an Pieter!)

Die Lautspecherisierung der Welt

Ai Weiwei, Without Fear or Favour (BBC)

Danke für den Tipp, Harry!

Früher auf Kulturtechno: Ai Weiwei: Never Sorry

Avantgarde Music Composer – Mythos und Wirklichkeit

Derzeit mach das Meme die Runde, das irgendeine Berufsgruppe aus verschiedenen Wahrnehmungsperspektiven zeigt. Auf Kulturtechno kam da unlängst der Contemporary Artist. Nun wäre also auch der Neue-Musik-Komponist dran, nur leider funktioniert das Meme da nicht so gut. Es sieht nämlich folgendermaßen aus:

(inspiriert von Weltsicht aus der Nische)

Update: Sollte nur ein Witz, ich will freilich keiner Larmoyanz frönen.

Zeit verschnipselt & versetzt

Arbeiten von Isabel Martinez. Ein ähnliches Verfahren wende ich gelegentlich in meiner Musik an:

(via designboom)

Michael Beil: Blackjack

Michael Beil hat wieder ein phänomenales Live-Video-Musikstück gemacht, hier zusammen mit dem Ensemble musikFabrik.

BLACKJACK für 17 Instrumente mit Live-Audio und Live-Video
Musik : Michael Beil
Regie : Thierry Bruehl
Ensemble musikFabrik
Leitung : Otto Tausk
Klangregie : Paul Jeukendrup

Früher auf Kulturtechno:
Doppel
Mahlzeit Provokation

Schuberts Musik mit Schuberts Gesicht vertont

Anton Wassiljew hat ein paar ulkige Rendering Studies erstellt, bei denen Visuelles in Klang bzw. Klangsteuerungen transformiert wird.

(via usernamealreadyexists)