Die ganze Ästhetik von Helmut Lachenmann basiert darauf, klassische Instrumente verfremdet zu spielen, als „Kritik am philharmonischen Schönklang“ und am tonalen, exkludierenden Hören.
Die Crux ist daran jedoch, dass Lachenmann mit diesen „Fehlern“ so streng komponiert wie Beethoven; anarchisch ist das (heute) gar nicht, und er wird mittlerweile im Klassikbetrieb gefeiert wie Beethoven – außerdem stirbt der Klassikbetrieb langsam aus. Unbestritten ist die Musik aber sehr schön. Doch zum Preis, dass der ‚Fehler‘ verschwunden ist. Hier ist er dagegen noch da:
Etwas ähnliches gibt es auch bei Kagel (in Exotica beispielsweise). Seiner Konzeption des instrumentalen Theaters folgend gibt er an, wie eine Note (oder ein Takt oder eine Passage) zu spielen ist: gut, schlecht oder sehr schlecht. „Gut“ meint möglichst genau so, wie es notiert ist, „schlecht“ meint das Gegenteil – also wenn pianissimo notiert ist, fortissimo spielen etc. Das ist jetzt natürlich nicht so radikal wie bei Lachenmann, aber auch eine Art, sich den Fehler ästhetisch anzueignen.