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Neuer Konzeptualismus – Methoden | Nachwort: Legitimationsprobleme im Spätkonzeptualismus

Erfreulicherweise haben zwei philosophische Schwergewichte sich nun auch dem Neuen Konzeptualismus zugewandt. Theodor W. Adorno hat eine „Ästhetische Theorie der Konzeptmusik“ entworfen (leider Fragment geblieben):

Ästhetische Theorie der Konzeptmusik

Zur Selbstverständlichkeit wurde, daß nichts, was die Konzeptmusik betrifft, mehr selbstverständlich ist, weder in ihr noch in ihrem Verhältnis zum Ganzen, nicht einmal ihr Existenzrecht. Die Einbuße an reflexionslos oder unproblematisch zu Tuendem wird nicht kompensiert durch die offene Unendlichkeit des möglich Gewordenen, der die Reflexion sich gegenübersieht. Erweiterung zeigt in vielen Dimensionen sich als Schrumpfung. Das Meer des nie Geahnten, auf das die revolutionären Konzeptmusikbewegungen um 1910 sich hinauswagten, hat nicht das verhießene abenteuerliche Glück beschieden. Statt dessen hat der damals ausgelöste Prozeß die Kategorien angefressen, in deren Namen er begonnen wurde. Mehr stets wurde in den Strudel des neu Tabuierten hineingerissen; allerorten freuten die Künstler weniger sich des neu gewonnenen Reiches der Freiheit, als daß sie sogleich wieder nach vorgeblicher, kaum je tragfähiger Ordnung trachteten. Denn die absolute Freiheit in der Konzeptmusik, stets noch einem Partikularen, gerät in Widerspruch zum perennierenden Stande von Unfreiheit im Ganzen.

Und Jürgen Habermas hat nun endlich auch seine lang erwartete Kunstphilosophie vorgelegt (danke für den Hinweis, Larson):

Legitimationsprobleme im Spätkonzeptualismus

In der Geschichte der bürgerlichen Sozialwissenschaft haben diese Theorien heute eine ähnliche Funktion wie in früheren Phasen der konzeptualistischen Entwicklung die klassische Lehre der Politischen Ökonomie, welche die »Natürlichkeit« der konzeptualistischen Wirtschaftsgesellschaft suggerierte.

Klassenstruktur
Während in traditionalen Gesellschaften die politische Form der Produktionsverhältnisse eine Identifikation herrschender Gruppen ohne Schwierigkeiten erlaubte, ist die manifeste Herrschaft im Liberalkonzeptualismus durch die politisch anonyme Gewalt von Privatrechtssubjekten ersetzt worden (in den durch ökonomische Krisen ausgelösten sozialen Krisen gewinnen/diese freilich, wie die Fronten der europäischen Arbeiter-bewegung zeigen, wieder die identifizierbare Gestalt eines politischen Gegners). Nun werden zwar die Produktionsverhältnisse im organisierten Konzeptualismus gewissermaßen re-politisiert; dadurch stellt sich aber die politische Form des Klassenverhältnisses nicht wieder her. Die politische Anonymisierung der Klassenherrschaft wird vielmehr durch eine soziale Anonymisierung überboten. Die Strukturen des Spätkonzeptualismus lassen sich nämlich als Reaktionsbildungen gegen die endemische Krise verstehen. Zur Abwehr der Systemkrise lenken spätkonzeptualistische Gesellschaften alle sozialitegrativen Kräfte auf den Ort des strukturell wahrscheinlichsten Konfliktes, um ihn desto wirksamer latent zu halten; zugleich befriedigen sie damit politische Forderungen der reformistischen Arbeiterparteien.

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Die gesamte „Neuer Konzeptualismus-Methoden“-Ausstellung kann unterm Tag neuerkonzeptualismus angesehen werden.

Ein Kommentar

  1. @Johannes: Like :-)