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Kunst im Netz: große Quantitäten

Morgen, am 12.2.2011 um 13.45h halte ich bei der Veranstaltung Der Kongress bloggt im Kunsthaus Rhenania in Köln den Vortrag „Kunst im Netz: große Quantitäten“. Als zweiten Teil werde ich dann am 29.3. in Zürich an der Hochschule für Musik den Vortrag „Kunst im Netz: kreative Aneignung“ halten.

Kreidler @ Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Morgen, Donnerstag 10.2. mache ich um 11h im elektronischen Studio der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover eine Präsentation eigener Werke. Kommet, alle alle!

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Kreidleragenda Februar/März/April

8./9.4.2011
Warum moderner Musik applaudiert wird, schwierigen Schriftstellern hingegen nicht – oder umgekehrt / Jedermann als Publizist / Porträt Johannes Kreidler
Podiumsdiskussionen auf der Frankfurter Musikmesse / Stand der Neue Musikzeitung

29./30.3.2011
Kreative Neudeutung
Vortrag und Konzerte / Hochschule für Musik Zürich

18.3.2011
slot machines
Uraufführung – Sebastian Berweck, Klavier / ZKM Karlsruhe
Vortrag „Neue Technologie und was für Musik durch sie entsteht“

8.3.2011
Privataufführungen
Kai Wangler, Akk., Hannes Reich, Vc.
Unerhörte Musik – BKA Berlin, Mehringdamm, 20.30h

27.2.2011
In hyper intervals
Eindhoven / Nadar Ensemble, Daan Janssens Ltg.

12.2.2011
Kunst im Netz: große Quantitäten
Vortrag / Der Kongress bloggt, Köln, Kunsthaus Rhenania, 13.45h

10.2.2011
Präsentation eigener Werke
Elektronisches Studio der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

3.2.2011
Klavierstück 5
Elisa Medinilla, Klavier; Jasper Braet, Elektronik, Royal Conservatory Ghent, Brüssel, Hoogpoort 64, 11h

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Living in a Box @ Frankfurt a.M.

Samstag abend ist die Uraufführung von „Living in a Box“, für großes Ensemble, Sampler und Video. Es spielt das Ensemble Modern unter der Leitung von Kasper de Roo, Alexander Giesche hat die Videos betreut. Eine weitere Aufführung findet Sonntag abend statt. Das Ganze im Rahmen des Festivals Frankfurter Positionen.

Die Komponisten Johannes Kreidler, John Oswald und Michael Iber modifizieren bestehendes musikalisches Material nach unterschiedlichen Prinzipien. Kreidler bearbeitet in „Living in a Box“ Reproduktionen von Musik mit digitalen Techniken, Oswald neukontextualisiert in „b9″ bekannte Themen der Symphonien Beethovens im Sinne heutiger Rezeptionsbedingungen, Ibers Werk knüpft an seine im Rahmen der Frankfurter Positionen gezeigte Installation an.

29. Januar, 20:00 Uhr sowie 30. Januar, 20:00 Uhr
Frankfurt LAB, Schmidtstraße 12, Frankfurt am Main

V. Frankfurter Positionen 2011

John Oswald: b9 (2010) (Uraufführung)
Michael Iber: soundalike: music collection II (2010) – für Ensemble (Uraufführung)
Johannes Kreidler: Living in a Box (2010) (Uraufführung)

Dirigent: Kasper de Roo
Realisation Video: Alexander Giesche
Klangregie: Norbert Ommer und Felix Dreher

Auftragskompositionen der BHF Bank Stiftung für das Ensemble Modern

http://frankfurterpositionen.de

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Kreidler – Radiosendung „Musik mit Musik“

Das radiophone Selbstportrait für den SWR, „Musik mit Musik“, ausgestrahlt am 17.1.2011, steht nun online:

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Kreidler @ Basel

colloquium 48

Johannes Kreidler

Musik mit Musik

Dienstag, 18. Januar 2011, 19 Uhr

Musik-Akademie Basel, Raum 48 (3. Stock)

Was ist in der Musik heute eigen, und was ist fremd? Wirklich neue Klänge sind eine Seltenheit geworden, und vielleicht ist es wesentlich kreativer, bewusst mit dem Bestehenden zu arbeiten. Hier spielt der Computer eine entscheidende Rolle: Im Internetzeitalter ist praktisch die gesamte Musikgeschichte verfügbar und kann als Medium benutzt werden.

Der hier vorgestellte Kompositionsansatz arbeitet mit bestehender Musik, zum Beispiel in der Kombination von live-Instrumenten und bearbeiteten Soundfiles. Als Medien dienen dafür vornehmlich die Errungenschaften der Neuen Musik und Popmusik. In der Konsequenz führt das auch in die Bereiche des Musiktheaters und der Aktionskunst, und bildet eine medienreflexive, mit musikalischer Semantik operierende und teilweise auch konkret politische Ästhetik.

Eintritt frei

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Kreidler @ SWR2

Heute abend um 23.03h strahlt SWR2 ein Selbstporträt aus.

SWR2 JetztMusikDigitalisierung und Musik (III)

Musik mit Musik

Sendung am Montag, 17.01.2011, 23.03 bis 0.00 Uhr

Von Johannes Kreidler

Unter dem Titel „Die Digitalisierung der Neuen Musik. Ein Gedankenexperiment“ veröffentlichte der Philosoph und Physiker Harry Lehmann einen provokanten Text, der sich mit den Veränderungen und Auswirklungen der digitalen Medien auf das Komponieren von Neuer Musik befasst. Obwohl selbst ein Vertreter des avancierten Komponierens – also einem künstlerischen Schaffen, das an den Fortschritt in der Neuen Musik glaubt und denkt – riefen die Thesen Lehmanns prompt den Widerspruch des Komponisten Claus Steffen Mahnkopf hervor. Er antwortete dabei auf die Zustimmung, die Harry Lehmann durch den Komponisten Johannes Kreidler erfuhr. Darauf hin entspann sich ein heftiger Generationenkonflikt, der sich in mehreren Folgen in der Zeitschrift „MusikTexte“ niederschlug. Bislang ohne Ergebnis, aber mit weitreichenden Folgen. Die Darmstädter Ferienkurse griffen die Diskussion im vergangenen Sommer ebenfalls auf.

Und ohne jeden Zweifel: natürlich haben die Entwicklungen der digitalen Welt einen tiefgreifenden Einfluss auch auf das Komponieren und das musikalische Denken der Neuen Musik. Braucht es in der digitalen Welt der globalen Vernetzung überhaupt noch Verlage? Was geschieht mit dem für die neue Musik einst so wichtigen Materialbegriff, wenn alles im Internet verfügbar ist, wenn das Sampling wichtiger wird als das Erfinden? Wie steht es um die Instrumente, wenn diese längst durch die Elektronik erweitert, verändert und umgebogen werden können? Fragen denen sich die mehrteilige Reihe „Digitalisierung und Musik“ in SWR2 JetztMusik stellt.

In der dritten Folge stellt der Komponist Johannes Kreidler seinen Ansatz des musikalischen Materials im digitalen Zeitalter vor: Was ist in der Musik heute eigen, und was ist fremd? Wirklich neue Klänge sind eine Seltenheit geworden, und vielleicht ist es wesentlich kreativer, bewusst mit dem Bestehenden zu arbeiten. Hier spielt der Computer eine entscheidende Rolle: Im Internetzeitalter ist praktisch die gesamte Musikgeschichte verfügbar und kann als Medium benutzt werden.

Der hier vorgestellte Kompositionsansatz arbeitet mit bestehender Musik, zum Beispiel in der Kombination von live-Instrumenten und bearbeiteten Soundfiles. Als Medien dienen dafür vornehmlich die Errungenschaften der Neuen Musik und Popmusik. In der Konsequenz führt das auch in die Bereiche des Musiktheaters und der Aktionskunst, und bildet eine medienreflexive, mit musikalischer Semantik operierende und teilweise auch konkret politische Ästhetik.

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/jetztmusik/-/id=659442/nid=659442/did=7119416/1733xf4/index.html

Livestrom:
http://mp3-live.swr.de/swr2_m.m3u

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Eltär vs. Populär – Essay

Letzten Oktober war ich zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „populär vs. elitär“ im Rahmen der Dresdner Tage für zeitgenössische Musik eingeladen. Zur Vorbereitung hatte ich einige Skizzen gemacht, die ich jetzt zu einem Text zusammenbringe. Hier die Vor-Veröffentlichung.

Johannes Kreidler

Eltär vs. Populär

 

-2.

 

Wie in jeder Wissenschaft ist auch in der praktischen Ästhetik – vulgo Design und Kunst – „Grundlagenforschung“ unverzichtbar. Im Chemielabor forschen Spezialisten an Dingen, die außer ihnen keiner versteht – aber aus den Ergebnissen entsteht später vielleicht etwas allgemein Nutzbares. Auch das „strukturelle Hören“, ein Paradigma der Neuen Musik und im Grunde ganz der akademischen Elite vorbehalten, hat seine längerfristigen kulturellen Auswirkungen. (Stockhausen wurde zu Recht als „Großvater des Techno“ bezeichnet, und die Neue Musik reklamiert ja gerne, dass sie experimentell ergründet, was der Pop mit mehreren Dekaden Verspätung übernimmt.) Selbst das sperrigste Musikstück bewirkt möglicherweise ein Stück Aufklärung in den Köpfen Einzelner, die wiederum ihre demokratische Stimme geltend machen. Niemand kann widerlegen, dass auch Weberns Quartett Opus 22 ein kleines Bisschen zum Fall der Mauer beigetragen hat!

 

-1.

 

Was lässt sich für solche bildungselitären, inhaltlich kompromisslos anspruchsvollen Güter zunächst tun? Vermittlung – Bildung, Bildung, Bildung. Aber allererst: Verbreitung. Jedes Laborergebnis gehört ins Internet.

 

0.

 

Auch wenn die „Grundlagenforschung“ wichtig ist, habe ich in meiner Arbeit mitunter eine andere Intention. Zumindest möchte ich nicht nur im Labor stehen.

 

„Die Inakzeptanz der modernen Musik ist eines

der größten Desaster der Kunstgeschichte.“

Jean-Luc Godard

 

1.

 

„Kulturelle Lernprozesse sind stets verschlungene“ schrieb unlängst ein auch als Publizist sehr aktiver Komponist. „Stets“? Das ist falsch, bequem kulturpessimistisch und im schlechtesten Sinne elitär. (Der Relativitätstheorie kann man nicht Elitarismus vorwerfen, nur weil sie fast niemand versteht; einer Haltung aber sehr wohl.) Die Aussage, Weberns Quartett erbrachte einen Teil zur friedlichen Revolution 1989, darf kein Trostbrief für „verkannte Genies“ sein. Sonst kann man auch gleich im Glauben arbeiten, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings andernorts ein Unwetter auslöst – bei dem auch noch glatt ein Diktator vom Ast erschlagen wird. Es gibt direktere Möglichkeiten.

 

 

2.

 

In anderen Medien ist die Kunstavantgarde des 20. Jahrhunderts ja angekommen. Warhols knallfarbene Marilyn Monroe ist eine Ikone, Apples Logo – Augen frontal und Nase im Profil – zitiert den kubistischen Klassiker, und unlängst erhielt ich in einer schwäbischen Kleinstadt eine Brottüte, deren Hintergrunddruck unverkennbar von Mondrian abgekupfert worden war. Analog hätte in der schwäbschen Kleinstadtbäckerei dann eigentlich ein leicht elektronisierter Webern aus dem Radio klingen müssen – das allerdings geschieht bekanntlich nicht. Offenbar gibt es angeborene oder kulturelle Divergenzen in der Wahrnehmung verschiedener Medien. Aber immerhin können wir Warhol & Co als Hoffnungszeichen nehmen, dass es nicht grundsätzlich an intellektuellen Fähigkeiten mangelt.

 

3.

 

Ich habe mit den nicht-professionellen Musikern aus meinem Freundeskreis, also vor allem mit Künstlern anderer Sparten und Akademikern, eine kleine (nicht-repräsentative, aber beispielhafte) Umfrage durchgeführt: Was für Musik hört ihr? – Anders gefragt: Wodurch zeichnet sich anspruchsvolle Popmusik aus? Denn Neue Musik hören sie kaum bis gar nicht, aber auch nicht gerade Dieter Bohlen (ich glaube, man kann das unabhängig vom funktionalen Bezug verschiedener Musiken betrachten; es geht überhaupt um’s Kennen und Wertschätzen). Ein erstes Ziel der Ausweitung des Neue-Musik-Radius wäre schließlich, neben der Jugend, diese Gruppe.

(Wenn man Poptheoretiker wie Diedrich Diederichsen liest, bekommt man das Gefühl, U sei das neue E und in House Music steckt mehr Dialektik als Adorno je bei Schönberg entdeckte.)

Ich habe die genannten Musiken im engeren Sinne analysiert; ich beschreibe die Unterschiede dieses „Intellektuellenpop“ als Gegensätze zur Neuen Musik:

 

a) Die Popmusik ist allermeist mit Text (Gesang), die semantische Ebene wird also durchgehend mitstimuliert.

b) Die Popmusik hat andere Instrumente (Band / Elektronisches und oft sehr charismatische, unverwechselbare Sänger).

c)  Die Popmusik ist, trotz gelegentlicher Wagnisse, letztlich tonal (harmonisch, metrisch, formal).

d) Die Popmusik ist primär auf Reproduktionsmedien angelegt.

 

 

Das ist jetzt sehr schwarz-weiß, aber ich meine doch feststellen zu können, dass die Neue Musik größtenteils als „reine Musik“ ohne Text angelegt ist, ihre instrumentale Basis die klassischen, akademisch eingeschulten und institutionell gruppierten Instrumente sind, sie bei aller Re-Inklusion tonaler Mittel im Wesen atonal ist und ihr eigentlicher Austragungsort der Konzertsaal ist. (Und umgekehrt, dass das Gros der Popmusik den obigen Analysen entspricht.) Indes möchte ich in Frage stellen, ob diese Distinktionen einen Qualitätsunterschied bedeuten.

 

4.

 

Ich bin der Ansicht, dass die Neue Musik einige Aspekte ihres Elitarismus abschütteln könnte und ihr das gut täte, ohne einen Anspruch preiszugeben:

 

a) Text

 

„Absolute Musik“ gibt es nicht, auch nicht „autonome“, Musik steht in Zusammenhängen (ökonomisch, gesellschaftlich, politisch, privat, …). Komponisten geben ihren Stücken ja zumindest Titel und schreiben meist eine Programmnotiz. Ich bin dafür, die Textseite zu stärken; nicht unbedingt gesungen, das gleitet zu schnell in (unverständliche) Musik, nicht als Programmtext, da ist viel zu unklar, von wem-wann-ob-wie das gelesen wird, sondern mit Moderationen, Textprojektionen, Videos, Handouts. Beispielsweise habe ich in meinem Stück Fremdarbeit nicht selber komponiert, sondern Komponisten aus Billiglohnländern dafür bezahlt, mir Stilkopien meiner Musik anfertigen zu lassen. Dieses Konzept musste natürlich mitkommuniziert werden, die Musik versteht sonst keiner, weder Laie noch Profi. Also habe ich das Stück moderiert, was zu einem lebendigem Konzertereignis führte.

Solche Konzeptualisierung ermöglicht grundsätzlich, Themen – und das heißt auch gesellschaftlich brisante Themen – in die Musik zu bringen und ein reflexives Niveau einzunehmen. Weitere „Vermittlung“ sollte dann eigentlich nicht nötig sein.

 

b) Instrumente

 

Großen Reformbedarf sehe ich beim Instrumentarium. Ich gehe oft ins Theater, vor allem in mein Lieblingstheater, dem HAU in Berlin, einer der fortschrittlichsten Spielstätten Deutschlands. Sehr bekannt ist mittlerweile die ansässige Gruppe Rimini Protokoll, die ein aktualitätsbezogenes Dokumentartheater inszeniert; gerne arbeiten sie dabei auch mit Musik. Ich glaube, wenn die mich nach einer Musik fragten, und ich käme ihnen mit Streichquartett oder Fagott an, würden sie mir den Vogel zeigen! Mit Recht: Die Aura dieser Instrumente ist bürgerlich, altmodisch, unsexy, verschlissen. Die Neue Musik dockt meist ans klassische Publikum an, aber ich glaube, dadurch versperrt sie mehr möglichen Hörern den Zugang als sie gewinnt. Das Klassikimage ist schädlich, die Berliner Philharmonie ein Altenheim – als junger Mensch, so sehr ich persönlich Beethoven liebe, möchte als Künstler kein Altenpfleger sein.

 

Ich hoffe, dass digitale Controller, heute noch im experimentellen und spektakulären Stadium, in Zukunft probate Alternativen zu den alten Instrumenten sein werden. Neue Musik soll nicht neue klassische Musik sein, sondern die eigenständige, ästhetisch und technisch avancierte Kunstmusik der Gegenwart.

 

c) Tonales

 

Mir fällt es schwer, Tonales einzubeziehen. Die Freiheit der Atonalität ist ein hohes Gut; zweiwertige Beats und funktionsharmonische Turnarounds empfinde ich als ästhetisch unterkomplex. Wohl die meisten Komponisten der Neuen Musik hierzulande denken so. Damit verschließt man sich aber freilich dem Gros der Hörer; allem Anschein nach ist Atonalität absolut unvereinbar mit Pop. Natürlich gibt es Ausnahmen – es gibt ja alles irgendwo –, doch das systemlose, systemnegierende Hören bedarf in den allermeisten Fällen der professionellen Schulung und wird darum gemieden.

Integration von Tonalem ist aber natürlich möglich; es ist ein Unterschied, ob tonal gedacht oder Tonales genutzt wird; auch wenn das dann wesensmäßig atonal bleibt (Versöhnung halte ich für schwer möglich), ist vielleicht doch eine Öffnung geschehen. Ein Unterscheid ist allerdings auch, ob jene Tonalität des 19. Jahrhunderts, sprich der „klassischen Musik“ genutzt wird, wie es in der Neuen Musik meist der Fall ist, oder die tonale Musik der Gegenwart – der Popmusik. Hier greift wiederum das Manko der alten Instrumente.

 

Mit stärkerem konzeptuellen Verständnis ist auch für mich Tonales nutzbar; in meinem Stück Charts Music war durch eine konterkarierende Video-Addition möglich, ausschließlich Popmusik zu verwenden (nur die Form ist eine atonale Reihenform bzw. eine Collage). Ich halte das Stück, das weltweit ein großer Erfolg war, dennoch für „Neue Musik“ (der oben zitierte Publizist nicht).

 

d) Reproduktionen

Ein Paradigmenwechsel in der Verbreitung liegt auf der Hand: Im Konzertsaal findet eine einmalige (sehr teure) Aufführung statt, und in der Regel können zwischen 50 und 500 Stühle besetzt werden. An Rechnern mit Internetzugang, von denen sich auf alles Kopierbare zugreifen lässt, stehen derzeit rund 2 000 000 000 Stühle. Ich halte es für sinnvoll und die Neue Musik für wert, sie kopierbar fürs World Wide Web zu gestalten, sie auf „Virtugenität“ (Harry Lehmann) von vornherein anzulegen. Mittlerweile sind Aufführungen für mich zu erheblichem Grad auch dazu da, später dem „Long Tail“ des Internets in Form von Dokumentationen zur Verfügung zu stehen.

 

5.

Alle diese Maßnahmen erachte ich im Grunde nicht als generöses ‚Entgegenkommen’ an ein breiteres Publikum, sondern als gegebene Optionen der heutigen Kunstmittel. Jeder der genannten Punkte hat mit den Novitäten der Digitalen Revolution zu tun. Diese zu nutzen ist schlichtweg Avantgarde.

Darum soll jedes Heilsversprechen unterbleiben und schon gar kein Dogma ausgesprochen werden. Hier ist von nicht mehr und nicht weniger als von Möglichkeiten die Rede; aber wer an die Möglichkeit des „Neuen“ in der Musik glaubt, wird sie nutzen.

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untitled performance #3 – Dokumentation

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„Computer und Musik“ Radiodebatte online

Das Streitgespräch zwischen Claus-Steffen Mahnkopf und mir, moderiert von Björn Gottstein, ausgestrahlt auf SWR2 (Redaktion: Bernd Künzig, Armin Köhler) am 3.1.2011, hat erfreulicherweise jemand online gestellt: