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Die ZEIT über „A House full of Music“ und „Charts Music“

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT steht eine Besprechung der großen Darmstädter Ausstellung „A House full of Music“ (Kulturtechno berichtete), darin auch über mein Stück Charts Music:

Eines der witzigsten und zugleich bedrückendsten Werke erwartet den Besucher am Ausgang. Dort verwandelt Johannes Kreidler mithilfe einer Komponiersoftware beunruhigende Statistikkurven in unbekümmerte Dudelmusik. Ob tote Soldaten im Irak, fallende Börsenkurse, Wachstumsraten der Pornobranche – seine Charts Music (2009) kennt nur heitere Beeps. Das ist es, was Kunst leisten kann: den irdischen Wahnsinn mit einem Soundtrack zu unterlegen, der nicht selbst agitatorischer Natur sein muss, um den Hörer dazu zu veranlassen, wieder mal zur Jagd zu blasen.

http://www.zeit.de/2012/27/Ausstellung-Musik/komplettansicht

Die verwendete Software ist „Songsmith“ von Microsoft, das Verfahren, das zur Anwendung kam ist die Sonifikation. Letztes Jahr habe ich in zwei Vorträgen für die Volkswagen Uni vor den dortigen Managern und Gästen wie dem früheren Finanzminister Hans Eichel oder Medientheoretiker Norbert Bolz das Verfahren anhand des VW-Kurses gezeigt, und ihn mit verschiedenen Arrangements verschieden interpretiert: So kann man den Kurs als flotte Ralley ebenso darstellen wie als quälendes Gekraxel. Nachdem Stockhausen und Xenakis die „statistische Musik“ entworfen haben, wird es Zeit, auch diese Wahrheit einzubringen: Dass nur der Statistik geglaubt werden kann, die man selbst (musikalisch) gefälscht hat.