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Kategorie Theorie

Immaterial

Eine Philosophie des Punktes, der Ausdehnungslosigkeit, der Entwicklungslosigkeit. Der kleinsten Einheit, die sich weder teilen noch verbinden lässt. Ein Individuum. Ein Ton geht ein im Akkord. Eine musikalische Idee behauptet seine Identität gegen jede Ausbreitung. Ein Konzept wird niemals zur Symphonie.
Das Ausdehnungslose. Der Punkt ist kein Kreis, er hat keinen Radius, so wie ein Pizzicato mit einer bestimmten Lautstärke keine variable Dauer hat. Ein Punkt, ein Stadium, ein diskreter Schritt, ein Zustand innerhalb einer Bewegung, die absolute Ruhe. Ein Punkt steht still, ist still. Der Punkt hat keine Möglichkeit. Er ist der offene Mund des unmittelbaren Entsetzensschreis.

Dialektisch drückt das abgeschlossene Konzept aber auch die Bewegung aus, jede mögliche Bewegung, der Punkt ist die Station jeder möglichen Geraden.

„Spektral-Bruitismus“ (Strauch)
Algorithmischer Expressionismus
Algorithmischer Bruitismus
Statistischer Bruitismus
Statistischer Expressionismus
Bruitistischer Impressionismus
Konkreter Serialismus
Serieller Minimalismus
Abstrakte politische musik
Kritisches Computerkomponieren
Algorithmischer Kritizismus
Stochastischer Kritizismus
Serielle Collagen
Serieller Bruitismus
Spektralcollagen
Melodischer Spektralkritizismus

 

Legitimationsprobleme im Spätkonzeptualismus

Jürgen Habermas‘ Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, das Wort „Kapitalismus“ durch „Konzeptualismus“ ersetzt.

In der Geschichte der bürgerlichen Sozialwissenschaft haben diese Theorien heute eine ähnliche Funktion wie in früheren Phasen der konzeptualistischen Entwicklung die klassische Lehre der Politischen Ökonomie, welche die »Natürlichkeit« der konzeptualistischen Wirtschaftsgesellschaft suggerierte.

Klassenstruktur
Während in traditionalen Gesellschaften die politische Form der Produktionsverhältnisse eine Identifikation herrschender Gruppen ohne Schwierigkeiten erlaubte, ist die manifeste Herrschaft im Liberalkonzeptualismus durch die politisch anonyme Gewalt von Privatrechtssubjekten ersetzt worden (in den durch ökonomische Krisen ausgelösten sozialen Krisen gewinnen/diese freilich, wie die Fronten der europäischen Arbeiter-bewegung zeigen, wieder die identifizierbare Gestalt eines politischen Gegners). Nun werden zwar die Produktionsverhältnisse im organisierten Konzeptualismus gewissermaßen re-politisiert; dadurch stellt sich aber die politische Form des Klassenverhältnisses nicht wieder her. Die politische Anonymisierung der Klassenherrschaft wird vielmehr durch eine soziale Anonymisierung überboten. Die Strukturen des Spätkonzeptualismus lassen sich nämlich als Reaktionsbildungen gegen die endemische Krise verstehen. Zur Abwehr der Systemkrise lenken spätkonzeptualistische Gesellschaften alle sozialitegrativen Kräfte auf den Ort des strukturell wahrscheinlichsten Konfliktes, um ihn desto wirksamer latent zu halten; zugleich befriedigen sie damit politische Forderungen der reformistischen Arbeiterparteien.

„-kapitalismus“-Wörter mit „-konzeptualismus“ ersetzen:
Spätkonzeptualismus
Staatskonzeptualismus
Konzeptualismuskritik
Kasinokonzeptualismus
Manchester-Konzeptualismus
Konsumkonzeptualismus
Turbokonzeptualismus

Immaterial

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Konzept verwandelt.

Der Aphorismus / die Idee / das Konzept ist das kleinste / das einzig mögliche Ganze. Eine Idee ist irreduzibel, unteilbar, ein Individuum, eine Singularität.
Atonale Musik ist in ihrem Wesen etwas Offenes, aber nie Fragement – ein Fragment kann nur Fragment VON etwas sein, von einem vormalig Ganzen, das nicht Fragment sein wollte. Atonale Musik ist nicht im geringsten fragmentarisch, sie ist von vornherein kein Ganzes. Im Medium der Atonalität sind Fragmente nicht möglich. Nonos Quartett ist nicht im Geringsten fragmentarischer als Stockhausens Klavierstücke. Sie sind es beide überhaupt nicht. Atonale Musik ist kein Ganzes und kein Halbes, sie ist etwas Offenes, Ungebundenes. Ein atonales Musikstück kann nicht fragmentarischer sein als ein anderes atonales Musikstück.

Der Konzeptualismus ist ebenfalls nicht fragmentarisch. Konzepte sind ein Ganzes. Es gibt keine halbe Idee, keine Hälfte einer Idee. Es gibt nur bessere und schlechtere, gehaltvollere und magerere Ideen. Eine Idee aber ist eine Entität.
Die Form eines Konzeptstückes ist ein Ganzes. Konzeptualismus ist eine spezielle Antwort auf das Formproblem.

Form
Format
Formel
Formulierung
Formular
formidabel
formell
vorm
Fohrm
Form / Erektion / Verformung / Verführung
Form / Gefäß / Scheide / Mund / Anus
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Das Konzept als notwendiges einheitsstiftendes Moment von Kunst. Eine Idee ist / hat eine Identität, ist ein Individuum, unteilbar, unzerstörbar – was einmal gedacht ist, ist da. Sie ist auch etwas unrelativierbares oder zumindest schwer relativierbares. Eine Idee ist ein Apfel in einer Welt voller Birnen.

Individuum = Innovation. Eine Idee ist eine Innovation. Kein Konzept ohne Innovation.
Ein Konzept ermöglicht Variationen, ist selber hingegen invariant. Das Konzept geht aber wiederum auf im Konzeptualismus. Es ist nach innen wie außen offen – obwohl / weil es selbst ein Ganzes ist.

Starker Formbegriff, schwacher Werkbegriff
Sprengung des Werks in Splitter, die ganz unterschiedliche Formen haben. Die Idee hat eine abstrakte Form, aber erst mal keine konkrete (zeitliche), das heißt sie führt zu einer Vielzahl von (neuen) Formen. Die wiederum auf eine Gesamtform oder eine eigentümliche Struktur verweisen.
Die Struktur der Relationalität
Die Struktur der Maschine
Formen der Relationalität
Konzepte der Maschine

Form der Formen.

Form aus der Zeit in das Ideelle nehmen. Entzeitlichung der Musik ebenso wie ihre Enträumlichung.

Reduktion, aber kein Fragment, im Gegenteil, Ganzheit durch Reduktion.

Reduktion / Produktion

Vortrag von Christoph Cox über Materialität von Sound

In den USA gilt der Philosoph und Künstler Christoph Cox als ein Gegenspieler zu Seth Kim-Cohen, der den „conceptual turn“ und den „social turn“ in der Musik/Klangkunst seit Jahren beschreibt. Cox hingegen fokussiert auf die Materialität von Sound. Nunja, ich muss sagen, dass ich seine Beispiele nicht sonderlich interessant finde.

(via mediateletipos)

What is the relationship between Conceptual art and conceptual writing?

Parallel zum Neuen Konzeptualismus in der Musik gibt es seit etwa einer Dekade im englischsprachigen Raum die Strömung des Conceptual Writing. Das kommt nicht von ungefähr, und es ist sehr interessant, die Parallelen zu beobachten. (Nächstes Jahr soll es mehrere Veranstaltungen in USA und Australien geben, die dann konzeptuelle Literatur und Musik zusammenbringen wollen.)

Der oben gestellten Frage haben sich in einer Umfrage mehrere einschlägige Schriftsteller gestellt.

In 1959, Brion Gysin said that writing was fifty years behind painting. And it still is. So if conceptual art happened fifty years ago, we’re just beginning to get around to it now. These are ideas that have never been explored in poetry. We’ve had a little bit of pastiche, a little bit of — you know, a line from here, a line from there. But we’ve never had the concept of lifting something that you didn’t write and moving it over five inches, saying that it’s yours, and claiming that it’s a newly authored text.
[…]
I think that writers often try too hard in the name of expression, when often it’s just a matter of reframing what’s around you or republishing a preexisting text into a new environment that makes for a successful work. Of course this is nothing new: think of John Cage’s notion of silence or Duchamp’s urinal. But when it comes to writing, these approaches have rarely been investigated.

http://jacket2.org/commentary/what-relationship-between-conceptual-art-and-conceptual-writing

Danke für den Tipp, Seth.

Geschichte des Applauses

Ich schreibe gerade an einem Text über Applaus (Spoiler: Ich fordere darin die Abschaffung des Applauses). Dabei bin ich auf diese Diplomarbeit von Alexander Lechner gestoßen, die, hervorragend geschrieben, die Geschichte des Beifalls zum Gegenstand hat. Man glaubt es kaum – es gibt dazu bislang noch fast keine Literatur.

http://othes.univie.ac.at/6926/1/2009-10-13_0347850.pdf

Applaus
Publikumskundgebungen vom Affekt zur Konvention.
Fragmentarische theaterhistorische Untersuchung des Beifalls.

Applaus als letztes Relikt einer Jahrtausende langen Entwicklung? Schwacher Applaus als letzte Waffe gegen schlechte Aufführungen? Oder sind Funktion und Rolle der Zuschauer heute Ausdruck und Spiegelbild einer gesellschaftlichen Schieflage, Ziel eines gesellschafts-politischen Prozesses, dessen sich selbige gar nicht gewahr sind?
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, diese Fragen einer Antwort zuzuführen. Dass dies nur in Ansätzen gelingen kann, liegt sowohl an der Interdisziplinarität der ausgehenden Fragestellung, die historische, soziologische, anthropologische sowie psychologische Kerngebiete umfasst und hier lediglich aus der theaterwissenschaftlichen Perspektive angegangen werden kann, als auch an der beschränkten Vorarbeit, die auf diesem Gebiet geleistet wurde. Meines Wissens hat sich noch keine wissenschaftliche Arbeit dezidiert mit Applaus als Forschungsgegenstand befasst; es handelt sich hier also um wissenschaftliches Neuland, ein Umstand, der in den Monaten des Verfassens auch eine Triebfeder war. Mangelnde Fachliteratur, Schwierigkeiten in der Fokussierung der Fragestellung und globales Interesse am Forschungsgegenstand kamen als erschwerende Bedingungen hinzu. Letztendlich ist es gelungen, dem Thema eine angemessene Form und Stringenz zu verleihen, die dem Leser/der Leserin eine hoffentlich interessante und vor allem informative Lektüre bereitet.

A Job at McDonald’s Now Includes Singing and Dancing on Demand

The Nation schreibt über neue Anforderungen für (extrem schlecht bezahlte) McDonald’s-Mitarbeiter.

But McDonald’s is now asking its employees to do even more. They have to come up with cutesy tasks for their customers. And if the ad itself is any indication, they can’t just deadpan a request that a family hug. If someone dances, they have to dance too.

McDonald’s-Gesang, McDonald’s-Tanz, McDonald’s-Performance: So werden die Kunstkategorien und das ästhetische „Material“ im 21. Jahrhundert – mal wieder – umdefiniert.

Philosophie des Konzeptualismus (Stanford Encyclopedia)

Die Stanford Encyclopedia hat einen Eintrag zum Konzeptualismus; ich sammle seit einiger Zeit Material für eine ‚Poetik‘ des Konzeptualismus, wird aber noch dauern.

The philosophy of art addresses a broad spectrum of theoretical issues arising from a wide variety of objects of attention. These range from Paleolithic cave painting to postmodern poetry, and from the problem of how music can convey emotion to that of the metaphysical status of fictional characters. Until recently, however, philosophical interest in conceptual art, or conceptualism, has been notably sparse. Why? After all, both philosophy and the myriad of kinds and styles of art and art-making that fall under the conceptual tradition all have one thing in common: they are both intended to make you think and ask pressing questions. What are those questions and how do we go about answering them?


http://plato.stanford.edu/entries/conceptual-art/

(via Weltsicht)
(Foto via Disquiet)

New Conceptualism: A Dead End or a Way Out?

»Debate: Darmstadt Forum I – New Conceptualism: A Dead End or a Way Out?«, with Dániel Péter Biró, Max Murray, Kai Johannes Polzhofer (Pro- A dead end) and Ashley Fure, Harry Lehmann, Martin Schüttler (Con- A way out) at the 47. Internationale Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt at the 4th of August 2014.

Das „Konzept“ des 11. Septembers

Herrje, in meinem Musiktheater „Audioguide“ ging es im ersten Talk-Teil um 9/11; habe dazu viele Texte gelesen und eingearbeitet, bezüglich der ästhetischen Effekte der Aktion, der Avantgarde-Logik, die Stockhausen als erster darin erkannte, der hypermodernen Zahlengewalt, die Wolfgang Ullrich in der Gegenwartskunst beschreibt.

Im Stück fällt zB der Satz:

Unlike other symbolic events such as the sinking of the Titanic, 9/11 is a work of art because it was intended and deliberately executed, the realisation of a concept. No nature and no destiny involved here.

(bei 5’30“)
(Hervorhebung nachträglich)

Und jetzt erst sehe ich, dass ich ein Buch sträflich übersehen habe: Der Dialog zwischen Derrida und Habermas zu diesem Ereignis – Titel: Le ‚concept‘ du 11 septembre.

Aber war der Riecher da. *schulterklopf*

Harry Lehmanns Darmstädter Vortrag über Konzeptmusik

Lecture at the 47. Internationale Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt at the 5th of August 2014.