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Immaterial

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Konzept verwandelt.

Der Aphorismus / die Idee / das Konzept ist das kleinste / das einzig mögliche Ganze. Eine Idee ist irreduzibel, unteilbar, ein Individuum, eine Singularität.
Atonale Musik ist in ihrem Wesen etwas Offenes, aber nie Fragement – ein Fragment kann nur Fragment VON etwas sein, von einem vormalig Ganzen, das nicht Fragment sein wollte. Atonale Musik ist nicht im geringsten fragmentarisch, sie ist von vornherein kein Ganzes. Im Medium der Atonalität sind Fragmente nicht möglich. Nonos Quartett ist nicht im Geringsten fragmentarischer als Stockhausens Klavierstücke. Sie sind es beide überhaupt nicht. Atonale Musik ist kein Ganzes und kein Halbes, sie ist etwas Offenes, Ungebundenes. Ein atonales Musikstück kann nicht fragmentarischer sein als ein anderes atonales Musikstück.

Der Konzeptualismus ist ebenfalls nicht fragmentarisch. Konzepte sind ein Ganzes. Es gibt keine halbe Idee, keine Hälfte einer Idee. Es gibt nur bessere und schlechtere, gehaltvollere und magerere Ideen. Eine Idee aber ist eine Entität.
Die Form eines Konzeptstückes ist ein Ganzes. Konzeptualismus ist eine spezielle Antwort auf das Formproblem.

Form
Format
Formel
Formulierung
Formular
formidabel
formell
vorm
Fohrm
Form / Erektion / Verformung / Verführung
Form / Gefäß / Scheide / Mund / Anus
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Das Konzept als notwendiges einheitsstiftendes Moment von Kunst. Eine Idee ist / hat eine Identität, ist ein Individuum, unteilbar, unzerstörbar – was einmal gedacht ist, ist da. Sie ist auch etwas unrelativierbares oder zumindest schwer relativierbares. Eine Idee ist ein Apfel in einer Welt voller Birnen.

Individuum = Innovation. Eine Idee ist eine Innovation. Kein Konzept ohne Innovation.
Ein Konzept ermöglicht Variationen, ist selber hingegen invariant. Das Konzept geht aber wiederum auf im Konzeptualismus. Es ist nach innen wie außen offen – obwohl / weil es selbst ein Ganzes ist.

Starker Formbegriff, schwacher Werkbegriff
Sprengung des Werks in Splitter, die ganz unterschiedliche Formen haben. Die Idee hat eine abstrakte Form, aber erst mal keine konkrete (zeitliche), das heißt sie führt zu einer Vielzahl von (neuen) Formen. Die wiederum auf eine Gesamtform oder eine eigentümliche Struktur verweisen.
Die Struktur der Relationalität
Die Struktur der Maschine
Formen der Relationalität
Konzepte der Maschine

Form der Formen.

Form aus der Zeit in das Ideelle nehmen. Entzeitlichung der Musik ebenso wie ihre Enträumlichung.

Reduktion, aber kein Fragment, im Gegenteil, Ganzheit durch Reduktion.

Reduktion / Produktion

Ein Kommentar

  1. @Johannes: Manchmal kommt mir ästhetischer Konzeptualismus wie eine Übersprungshandlung vor (psychologisierende Sichtweise, ich weiß): Wenn ich nicht alles haben kann, dann nehme ich eben gar nichts. Man könnte dieses Phänomen als Maßlosigkeit bezeichnen, die sich als Askese tarnt, als (ästhetische) Völlerei, die sich offiziell auf Nulldiät setzt. Zu Ende gedachter künstlerischer Konzeptualismus, wie du ihn hier formulierst, ist – auf arbeitstechnischer Ebene – aber auch konkurrenzlos effizient – wenn „die Idee“ denn „funktioniert“. Wenn nicht, bleibt kein „Werk“ mehr übrig, an das man sich halten könnte.

    In der preußischen Armee wurden Rekruten angeblich in vier Gruppen geteilt: Dumme und Faule wurde einfache Soldaten, Dumme und Fleißige Unteroffiziere, Schlaue und Fleißige wurden Offiziere – und Schlaue und Faule schließlich Stabsoffiziere.

    Welcher dieser vier Gruppen der Konzeptkünstler zuzuordnen wäre, liegt auf der Hand ;-)