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Kategorie Kritik der reinen Vernunft

Mehr schlechtes Fernsehen fordern!

Wie sich jetzt abzeichnet, verpufft Marcel Reich-Ranickis Fernseh-Kritik. Nicht, dass Fernsehen doch gut wäre, aber für Reformforderungen ist es nicht schlecht genug.

Was dann, wo doch die Kanzlerin selbst ununterbrochen davon redet, dass Bildung oberstes Staatsziel sei? Die ästhetisch-politische Methode ist jetzt, mehr schlechtes Fernsehen zu fordern, sich die andere Seite zu eigen zu machen, sie ins Extreme führen. Als Schlingensief bei seiner Neonazi-Hamletinszenierung in Zürich zu hören bekam, dass man für so etwas keine Subventionen ausgeben dürfe, organisierte er eine Demo FÜR die Streichung SÄMTLICHER Theatersubventionen.

Fassbinder ist der Satz zugeschrieben, was man nicht ändern könne, dass solle man versuchen zu beschreiben. Es hat seine tieferen Gründe, warum Fernsehen so ist wie es ist. Der Arbeitnehmer will abends unterhalten werden und sich entspannen können, Fragen nach dem Sinn des Lebens oder dem des Kapitalismus würden nur das System destabilisieren. Das ist alles lange bekannt („Kulturindustrie“) und droht langweilig zu werden, muss aber einfach immer wieder repetiert und aktualisiert werden, eben: wieder beschrieben werden, so lange es sich nicht ändert.

„Lebensqualität als Krise“ könnte der Zustand genannt werden. Für die Masse erübrigen sich die Fragen nach woher wir kommen woher wir gehen und s. weiter oder werden vom „perfekten Promidinner“ beantwortet, wenn das Einkommen geregelt ist und die Arbeit erträglich. Dumm sein und Arbeit haben, das ist Glück. schreibt Benn in einem Gedicht, und was zetern dann Künstler und Intellektuelle subventionsgebauchpinselt von besserer Welt mit Denksportaufgaben. „Hören Sie auf zu Grinsen, wir haben 6 Millionen Arbeitslose“ lässt von Stuckrad-Barre Schlingensief im „Soloalbum“ brüllen. Das ist zu Ende, jetzt sollten alle Zwangsgrinsen. Letztes Zitat für heute: Heiner Müller erzählte gerne die Geschichte vom Marxisten, der in Indien Coca-Cola verkauft, denn seiner Meinung nach kann der Marxismus erst beginnen, wenn der Dritten Welt das Coca-Cola zu den Ohren rausläuft.  So gesehen sind die wohldosierten Kultursubventionen dafür gut, zu verhindern, dass den Leuten das Cola zu den Ohren rausläuft und der Marxismus ausbricht. Dem entspricht die Eigentümlichkeit, dass die kunstaffinste Partei Deutschlands die CDU ist.

Die Qualitätsdebatte

ist nun endlich eingeläutet. Marcel Reich-Ranickis Vorstoß dürfte sich schon herumgesprochen haben, Elke Heidenreich hat aber noch nachgelegt:

http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EE91B6E359E494E34BE66891A5D35B7AB~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Tschüß Musikantenstadl!

Über den Zusammenhang von ästhetischen Krisen und medialen Umbrüchen

Heute in einer Kulturtheorie von 1932 gelesen. Dort wird geäußert, dass das „Lichtspiel“, also das Kino, nicht eigentlich das Theater in eine Krise manövriert, sondern nur eine ohnehin existierende, inhaltliche Theaterkrise verschärft hat. Dem wäre auch aktuell bei der Musikindustrie nachzuspüren, inwieweit das Modell der Album-CD inhaltlich nicht mehr zukunftsträchtig geworden ist und stilistisch der Innovationen entbehrte, während die Mp3s im großen Stil der Industrie das Monetenwasser abgrabten.

Wahrscheinlich wirkt beides aufeinander ein. Der Film hat ja nicht über Nacht die Welt erobert, sondern brauchte fast ein Vierteljahrhundert, bis er Kunstform war.

Zur Finanzkrise

Ich habe ja auch schon darauf gewartet, aber man muss wohl trotz Desaster nachhelfen:

(via rebel.art)

Wie schön sagte gestern einer in der Küchenradio-Sendung: Am besten dran ist jetzt der, der gar kein Geld hat.