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Kategorie Kritik der reinen Vernunft

Notwendigkeit von Massenmedien

In der NZZ:

Moderne Gesellschaften sind auf die Institutionen der Massenmedien zur Realisierung ihrer öffentlichen Kommunikation angewiesen. Medial vermittelte Kommunikation ist immer eine organisierte Form der Kommunikation – und das setzt Organisationen, Rollenträger und aufseiten des Publikums die Kenntnis ebendieser sozialen Strukturen voraus. Es bedarf also vor allem einer Organisation, und mehr noch: Es bedarf sogar spezifischer Organisationen für die gesellschaftlich anerkannte publizistische Leistungserbringung.

Es darf bezweifelt werden, dass das so sakrosankt ist. Die „moderne“ Gesellschaft bedarf vielleicht der Massenmedien, aber es kann sich ja eine nachmoderne Gesellschaft ankünden, die sich ausdifferenziert und deren Kommunikation eben auch neue Technologien nutzrn kann.
Wenn dann sind die Massenmedien ökonomisch begründet: Die Leute wollen Qualität, und die kostet, und diese Kosten können nur an einem Massenmarkt amortisiert werden. Das akkumuliert dann doch große Leserzahlen auf wenige Portale wie Spiegel Online etc. Qualität ist aber nicht nur an nennenswerten monetären Aufwand gebunden, darum können „Memes“ und YouTube-Ideen über die vernetzte 2.0-Sphäre andererseits massenwirksam werden, ohne dass aufwändige Zwischenhändlerschritte erforderlich wären.
Zuletzt: Der Mangel an journalistischer Qualität ist mitunter auch erfreulich, denn es liegt leider im Wesen der Bearbeitung, dass sie den Gegenstand ideologisch einfärbt, und zwar unkenntlicher als es der gemeine Mann / die gemeine Frau tut. Gut ist letztlich, wenn es Beides gibt: Bürgerjournalismus und professioneller.

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Dafür-zahl-ich-nicht: GEZ-Aktion

Telepolis macht auf die Aktion Dafür zahl ich nicht aufmerksam, die mehr Qualität von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verlangt. Dem kann ich mich nur anschließen.

Kurz dargelegt: Ich bin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Natürlich auch deshalb, weil ich als Komponist ernster Musik vom „Bildungsauftrag“ durch Kompositionsaufträge der Rundfunkanstalten profitiere. Aber es muss grundsätzlich einen qualitativen Gegenpol zum Werbefernsehen geben. Nur ist mir schleierhaft, was das Musikantenstadl, mein musikalischer Erzfeind, etc. da zu suchen hat, und wofür Gottschalk Millionen kriegen muss. Es ist wahrscheinlich gut, dass ich da nix zu sagen habe, denn wenn’s nach mir ginge reduzierte man die GEZ-Gebühr auf 3€ pro Person, dafür würde aber wirklich nur oberste Qualität (die kostet nicht mehr!) produziert, und die wäre mit CC-Lizenz immer im Netz abrufbar.

Übrigens ist die Einrichtung GEZ historisch begründet; man wollte keine Steuer einrichten, um nicht zu staatsnah zu sein. Das ist heute leider moralisch verheerend – über das Finanzamt regt man sich nicht so auf.

Woher nimmt der Staat das viele Geld?

Telepolis-Artikel zur viel zu wenig gestellten Frage, woher denn die ganzen Milliarden kommen:

Doch wer sind die Geldgeber? Konkrete Informationen dazu bleiben rar. Die Finanzagentur veröffentlicht lediglich eine [extern] allgemeine Liste der „Bietergruppe Bundesemissionen“. Diese nennt für das Jahr 2008 als Hauptkreditgeber die Barclays Bank, die Deutsche Bank, Merrill Lynch, UBS und Morgan Stanley, weiter unten tauchen Goldman Sachs und Citigroup auf, schließlich sogar die mittlerweile teilverstaatlichte Commerzbank.

Ich habe schon überlegt, als Aktion einen Politiker-Computer auf den Alex zu stellen, der ständig Geld druckt. Könnte provokant sein, denn bei Geldscheine Kopieren kommt man schnell mit dem Gesetz in Konflikt. Ich will aber doch bei meinen Leisten bleiben und wenn dann etwas machen, bei dem etwas klingt (Druckergeräusche ist mir zu wenig..).

Aktion des Monats (Update)

Der Komponist, Musikwissenschaftler und Musikkritiker Arno Lücker hat heute abend nach einem Konzert im Theater Brandenburg, wo sein Stück

I was like: „Oh my God!“
And she was like: „What the fuck!“
And we were like: „Oh my God, what the fuck!“
(für Trompete und Zuspielung) (2008/2009)

von Paul Hübner gespielt worden war, einem Gast der während dem Konzert andauernd gelacht hatte, einen Eimer Wasser über dem Kopf ausgeleert. Chapeau!

Update: Arno Lücker wird nun mit einer Anzeige gedroht. Ich rufe zur Solidarität auf zu Gunsten störungsfreier Konzerte!

Kein Kino über Politik! (Update)

Ein bemerkenswerter Artikel zum Abschluss der Berlinale in der FAZ, bei dem es am Schluss heißt:

Allerdings sollte man sich dann in Erinnerung rufen, dass Menschen, wenn die Lage draußen ernst wird – jedenfalls war das bei allen bisherigen weltweiten Erschütterungen so – im Kino Eskapismus suchen. Das wissen die Produzenten natürlich auch. Also können wir erwarten, dass in den nächsten Jahren das politische Kino, das sich über seine Inhalte definiert, vielleicht ein wenig in den Hintergrund tritt. Und Platz macht für ein Kino der visuellen Abenteuer, der verwegenen Wendungen, sinnlichen Überraschungen und Entdeckungen. Das jedenfalls hoffen wir. Und vertrauen darauf, dass die Berlinale dann erkennt, dass auch in solchen Filmen etwas Politisches liegt, und zwar in einer Weise, wie nur das Kino es hervorbringen kann. Wir brauchen also das politische Kino. Aber nicht unbedingt Filme über Politik.

Ein filmsprachliches „Esperanto“, das man auf jederlei Inhalt anwenden kann, fordert in der Tat zum Widerspruch. Bestes Beispiel: Steven Spielbergs Stil nutzt für „Jurassic Park“ ebenso wie für „Schindlers Liste“. Und in der Musik habe ich immer mehr den Eindruck, dass die Komponisten abertausende Melodien in C-Dur schreiben und ihre Fantasie darin auspressen, statt die Fantasie einmal auf die Frage anzuwenden, was es statt C-Dur geben könnte.

Dazu passt auch die Urheberrechts-Gräuelpropaganda, die immer behauptet: Ohne Urheberrecht können Neonazis und Kinderschänder eure Musik für ihre Inhalte mißbrauchen! Klar, wer ein musikalisches Esperanto produziert, wird mißbrauchbar. Darum darf sich ein Komponist, dessen Musik von Neonazis gebraucht wird, getrost selber fragen, was für eine Allerweltsästhetik er da produziert hat, die sich von Neonazis vor den Karren spannen lässt.

Ich bin dafür, dass die Kunst selbst mißbraucht, was dafür eignet. Songsmith.

Grundeinkommen-Petition – verlängert!

Wegen Serverprobleme (ich berichtete) ist die Frist der Petition für ein bedingungsloses Grundeinkommen um eine Woche verlängert worden.

https://epetitionen.bundestag.de/index.php?PHPSESSID=93439e416b7c011ed775e6fe9e1ddb20&action=petition;sa=details;petition=1422

Heckler & Koch

Ein Aktivist aus UK macht mich auf diese Seite aufmerksam:

http://nottsantimilitarism.wordpress.com/heckler-koch/

Ich bin ihm sehr dankbar und fühle immer mehr das Bedürfnis, als nächstes eine gezielte Aktion gegen Waffenfirmen zu machen. Da wird ganz deutlich die Verbindung von Kapitalismus und Kriegstreiberei sichtbar. Und es gibt einfach kaum was Perverseres als Geschäfte mit Krieg zu machen.

Elektrischer Reporter: Digitaler Aktivismus

Öffentlich-rechtlich und privat

Ein recht präziser Artikel zum 25. Gerburtstag des Privatfernsehens beim Tagesspiegel:

Auch nach 25 langen Jahren haben die Öffentlich-Rechtlichen keine Antwort auf die private Herausforderung gefunden. Ihre Lage ist schwierig, das stimmt. Werden sie zu populär, wirft man ihnen die Gebühren vor, die sie kassieren. Die Privaten leisten das Gleiche gratis! Werden sie zu elitär, wirft man ihnen ebenfalls die Gebühren vor. Jeder muss zahlen, aber ihr macht nur ein Programm für wenige!

http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Fernsehen;art141,2699279

Wind der Zukunft

Im Tagesspiegel von heute ein lesens- und bedenkenswerter Text zur post-Finanzkrisenzeit, die ganz im Zeichen der ökologischen Frage stehen wird.

Am Schluss kommt der Autor auf die schöne Idee, dass die Kunst ja nicht immer nur widerspiegelt, sondern auch vorgeben kann:

Wie es in den Künsten nach allen Ab- straktionen und Fragmenten die Sehnsucht gibt nach der wieder fassbaren Figur (in der Malerei) und dem unzersplitterten Erzählen (in der Literatur, im Theater) und wie sich dort die strenge Scheidung von Hoch und Niedrig, E- und U-Kultur aufgelöst hat, so könnten sich Hightech und Lowtech, Global- und Lokalwirtschaft demnächst neu vereinen. Es wäre für Mensch und Natur vermutlich kein Rückschritt.

Mir ist diese Kunstauffassung zwar tendenziell zu konservativ, aber dass überhaupt die Kunst als Vorbild genommen wird, ist in diesen Medien viel zu selten zu lesen.