Kürzlich hatte ich hier die Notensuchmaschine peachnote. Auf noteflight.com wiederum kann man Noten eingeben, und in Zugriff auf die Notensuchmaschine wird ein „Autocomplete“ durchgeführt, die selbständige Fortsetzung, je nach gewähltem historischen Stil.
Tatsächlich arbeite ich auch in COIT mit einer Autocomplete-Funktion. Ich komponiere ein paar Takte, die Software komponiert dann selbständig weiter.
Heuer Bald jährt sich zum 100. mal die Uraufführung von Igor Strawinskys epochalem „Le Sacre du Printemps“; aus diesem Anlass hat das London Symphony Orchestra eine öffentliche Aufführung auf dem Trafalgar Square mit diesem witzigen Film beworben:
Mein Komponistenkollege Patrick Frank hat mit seinem Team eine super Idee realisiert: Eine Plattform, auf der Menschen per Videotelefonie Informationen anbieten. Zum Beispiel könnte dort ein Zeitzeuge der 40er Jahre berichten, oder ein Sachkundiger im Bereich australischer Steppengräser erzählt Interessierten aus seinem nerdigen Nähkästchen, usw.
Meiner einer bietet dort nun Unterricht in Komposition Neuer Musik / elektronischer Musik / Medienkunst / Musiktheorie / Medientheorie an. Schaut mal rein, ich finde die Idee großartig und die Umsetzung ist perfekt:
Und just heute abend findet im Soupanova, Stargarder Str. 24 in Berlin-Prenzlberg die Eröffnungsparty statt, ab 20.30h. Dort werden die Macher ihr Projekt beschreiben und einige Early Adopter, zum Beispiel der Philosoph Harry Lehmann, ihre Kluuu-Offerte vorstellen.
Kommentare deaktiviert für Ab jetzt möglich: Kompositionsunterricht bei mir auf kluuu.com| Kategorie: ID, Technologik
Ein schöner Auftritt der Gruppe WITHOUT ADDITIVES NO STARS BIG BAND. Es besteht kein Zweifel mehr, dass nun Elemente der atonalen Musik und der Popmusik verschmelzen, zumindest bildet Pop einen noch reichlich unerschlossenen Fundus für die Neue Musik – merkwürdig genug, dass erst Jahrzehnte nach ihrer Erfindung ein atonales Stück für Hammondorgel (bzw. dann schon virtuelle Hammondorgel, von Enno Poppe) geschrieben wird. Aber besser spät als nie; im besten Fall kommt ein best-of dabei heraus.
This is the video of the latest [-+] without additives NO STARS BIG BAND – show in Lübeck. Are you tired of being confused? This band will make it even worse! [-+] WITHOUT ADDITIVES NO STARS BIG BAND plays the most bone-crunching, gut-ripping and brain-melting music in the whole universe. Incorporating a handful of totally unrecognizable elements from the most obscure corners of music history, they not only combine them in most inappropriate ways, but most of all they create new disturbing music-genres, revealing so the self-mutating gene of music.
Glasklar sieht Cage 1972 das Internet und die Möglichkeit des Filesharings voraus, und begrüßt das.
Sehen Sie, meiner Meinung nach sind die Massenmedien nicht so, wie sie in einer positiven Zukunft sein könnten. Wenn wir unsere Technik so einsetzen würden, dass jeder Mensch jeden anderen Menschen über seine Aufführungen oder eine Veröffentlichung, nennen wir es Kommunikationsmittel, erreichen könnte, so hielte ich das für besser als die Art, wie Technik zur Zeit verwendet wird. Ich denke ganz speziell an eine telefonische Einrichtung… die technischen Möglichkeiten hierfür existieren in den Vereinigten Staaten, werden aber nur von der Industrie, der Regierung und der Armee genutzt. Wir können davon ausgehen, dass sie schließlich auch für Zivilisten zugänglich werden, so dass man nur eine Nummer zu wählen bräuchte, um sofort ein Buch oder ein Musikstück zur Verfügung zu haben und es jederzeit durch ein anderes zu ersetzen.
Aus: Richard Kostelanetz, John Cage im Gespräch zu Musik, Kunst und geistigen Fragen unserer Zeit, S.205.
Erscheint irgend ein neues Gadget oder ein neuer Google-Dienst, fangen auch gleich die Leute an, Fehler zu finden, vollgekackte Kameras bei Google Streetview, absurde Dialoge mit Siri. Die „Finde-den-Fehler“-Strategie ist einfach Usus. Ähnlich ist mittlerweile Samuel Becketts „Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better.“ zu Tode rumzitiert, ich kann’s nicht mehr hören.
Musik findet auf Gerätschaften statt, und die sollten auch gründlich durchgecheckt werden, keine Frage, wurde auch viel gemacht und immer noch, gut. Man mag sich mit dem eigenen Medium beschäftigen, aber das ist nur ein Thema unter unzähligen anderen; es droht die Gefahr der sterilen Selbstreferentialität.
Medien sollen uns dienen. Sie haben ihre eigenen Bedingungen, und so dienen wir auch ihnen. Trotzdem wäre es borniert, nur noch die medialen Normen zu sehen. Man kann freilich im Film auch mal die Tatsache fokussieren, dass Film nur die Simulation von Bewegung durch 24 schnell ablaufende Einzelbilder erzeugt, aber wo kämen wir dahin, wenn jeder Spielfilm sich dem zuwenden müsste? Ein Fassbinderfilm, bei dem auf einmal die Filmrolle artifiziell hakt? Albern.
„Zeigen, wie’s gemacht ist“ ist so eine Parole, die ich oft gehört habe in Kunstkreisen. Das ist ok, aber es ist auch höchst willkürlich, weil unendlich. Was denn nun zeigen? Wie die Filmrolle läuft? Wie das Celluloid hergestellt wird? Wie der Strom aus dem Kraftwerk kommt? Was die Darsteller zum Frühstück gegessen haben?
Zum Abschluss ein Harald und Eddi – Film für alle Gegner des E-Books, die so gerne auf die materiellen Vorzüge des gedruckten Buches bestehen:
St John the Evangelist, Upperthong
Wednesday, May 23, 2012 – 20:30
Music Soundtracks
The Music Soundtracks Night has a new venue and format – destined to be a highlight of the festival. Experimental pianist and performer Sebastian Berweck is one of Europe’s most sought-after musicians for contemporary music having performed over one hundred pieces at numerous international festivals.
The church is a perfect setting for Berweck’s live performance of works by Orm Finnendahl, Ludger Brummer and a brilliant Terry Riley study with a movie by German video-makers Thomas Ploentzke/Jan-Peter Sonntag, and short films with live electronic sound.
Aus „Musikalische Diebe, unmusikalische Richter“ (1934), Gesamtausgabe Band 17, S.292ff:
Die einzigen Dinge der Musik, die sich stehlen lassen, sind meßbare, zählbare Folgen von Tönen: Motive und Themen. Da mittlerweile auch die harmonische Dimension derart aufgelockert ist, daß ein Akkord so gut ein Einfall sein kann wie ein Thema; und da es keine harmonischen Konventionen mehr gibt, die lediglich eine schmale Zahl von Klängen dem Gebrauch freigeben, dürfte man heute auch gestohlenen Harmonien nachforschen; aber so weit sind die noch nicht, die derlei Sorgen haben. Sie halten sich an das, was sie Melodie nennen, an größere oder kürzere sukzessive Tonreihen, gewöhnlich solche, die auch rhythmisch einander gleichen. […]
Alle Rede vom musikalischen Diebstahl setzt einen Mechanismus der Verdinglichung voraus, der mit der wahren Objektivität der Kunstwerke nicht verwechselt werden darf, in welchem ihr Leben als Geschichte spielt. Erst wo dies Leben erstorben ist, oder nicht mehr wahrgenommen wird, wachen sie eifernd über die bloßen, beharrlichen Einfälle, als wären sie sakrosankt. […]
Kaum Zufall, daß der Zeitraum, auf welchen die Rede von gestohlener Musik überhaupt sich beziehen kann, mit dem der entfalteten kapitalistischen Gesellschaft genau zusammenfällt. […]
Jene Themen, wahrhaft »Einfälle«, die Sternen gleich eingefallen sind und sich behaupten, jenseits aller Formimmanenz, aber auch jenseits aller Dinglichkeit dessen, was vom Hörer gestohlen ist aus der Form, in der es lebt. Das sind die Themen, die schon beim ersten Erscheinen klingen wie Zitate; Schubert ist ihr oberster Hüter. Aber um sie braucht kein Hörer sich Sorgen zu machen. Sie sind gefeit; niemand kann sie sich aneignen, weil sie kein Eigentum sind, sondern Figuren der erscheinenden Wahrheit selber. Sie lassen sich so wenig stehlen wie die authentischen Sprichwörter. Versuchte es einer – sie schlügen nur zum Segen aus.
Die angesprochene Dialektik vom ersten Erscheinen, das wie ein Zitat klingt, hat auch schon Schumann benannt:
„Um zu komponieren, braucht man sich nur an eine Melodie zu erinnern, die noch niemandem eingefallen ist.“ Das Original ist die erste Kopie.
Heute halte ich meinen am 27.4. in Witten zuerst präsentierten Vortrag „Paneklektizismus“ noch einmal in Berlin, und zwar auf Einladung der Liedertafel im Ballhaus Mitte, 21.15h.
Heute abend 23.03h beginnt bei SWR2 „JetztMusik“ eine sechsteilige Reihe von Bernd Künzig über fünf junge Komponisten: Ondrej Adamek, Johannes Kreidler, Marko Nikodijevic, Simon Steen-Andersen und Vito Zuraj. Den Beginn macht ein virtueller „Stammtisch“, an dem sich alle fünf über die aktuelle Musik, historische Schlagworte, Vorbilder usw. austauschen. Der Geräuschkulisse nach ist es allerdings weniger ein Stammtisch als ein Kaffeekränzchen.
Eine 6-teilige Reihe stellt fünf junge Komponisten unserer Zeit vor: Ondrej Adamek, Johannes Kreidler, Marko Nikodijevic, Simon Steen-Andersen und Vito Zuraj gehören zu der Reihe von neueren Musikautoren, die in den letzten Jahren zunehmend auf sich aufmerksam machen konnten. Sie stammen aus unterschiedlichen Kulturen, aber aus der gleichen Generation. Selbstverständlich verstehen sie sich untereinander, aber selten sprechen sie wirklich miteinander. Jetzt treffen sich die fünf Komponisten vielleicht zum ersten und einzigen Mal zu einem Komponierstammtisch: Es ist der elektronische Schnitttisch des SWR, an dem sie sich virtuell in einer Runde versammeln, bei dem es um brisante Problemstellungen, Namen und Ideologien der zeitgenössischen Musik gehen wird. In den folgenden fünf Einzelporträts werden die Komponisten dann alleine über sich selbst sprechen.