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Das hässlichste Musikstück der Welt

„Ich bin auf der Suche nach dem Dümmsten“ sagte Beuys, und wenn es in der Kunst darum geht, alle Bereiche des Ästhetischen auszuloten, dann dürfen auch die untersten Schubladen und das Unkünstlerischste nicht fehlen. Lachenmann betont immer, dass man eine „Nicht-Musik“ schaffen müsse, und Duchamp fragte sich: „Wie machen wir ein Kunstwerk, das kein Kunstwerk ist?“ Mein alter Lehrer Spahlinger pflegte zu sagen: „nur das ist eine neue musik, bei der man sich fragt, ob es sich überhaupt um musik handelt.“
Etwas populärer formuliert es Scott Rickard, wenn er in diesem Talk das „hässlichste Musikstück der Welt“ mathematisch konstruieren will. Seine – sorry, dämliche – Prämisse ist, dass Schönheit durch Wiederholung entstünde, und entsprechend will er nun – jetzt wird es wieder interessant – eine gänzlich wiederholungslose Musik herstellen. Das ist erst mal als mathematische Frage faszinierend, ich gehöre ja zu den Nerds, denen beim Anblick einer Formel Tränen kommen können.
Also Nerds, zieht’s euch rein; wer dagegen nur das „Musikstück“ hören will, springe zu 7’47“.

Von der dümmlichen ästhetischen Wertung ganz abgesehen muss man zu dem Resultat allerdings sagen: FAIL. Die Oktaven stechen so als Gestalten heraus, dass der gewünschte Effekt einigermaßen ausbleibt. Zum anderen, wenn es nur um Tonhöhen geht, sollte das ein mechanisches Klavier spielen, denn beim menschlichen Pianisten entstehen natürlich noch artikulatorische und dynamische Feinheiten, die die Wahrnehmung ablenken.

Das Mathematik ein probates Mittel ist, ästhetische Konventionen zu durchbrechen, hat zB Tom Johnson öfter gezeigt, und ein paar Sachen, die er ausgelassen hat, habe ich umgesetzt, etwa die sämtlichen möglichen 680 Dreiklänge im Ambitus einer Duodezim.

(via Bad Blog of Musick)

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Unser Kulturtechno-Karikaturist veranschaulicht das Dilemma des TED-Talks mit zwei Zeichnungen: