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Email zu „Feeds“.

Folgende Email will ich hier nicht vorenthalten. Nachdem ähnliche Leserbriefe in diversen Lokalblättern des Ruhrgebietes abgedruckt wurden, soll auch hier das Forum eröffnet werden:

Hallo Herr Kreidler,

nach dem Besuch Ihres Musiktheaterwerkes „Feeds. Hören TV“ habe ich mich gefragt: Müssen wir Gelsenkirchener nicht alle zusammenhalten, damit möglichst viele Menschen in unser Musiktheater kommen? Nein!! Darf ich als Gelsenkirchenerin etwas an meinem Musiktheater schlecht machen? Ich muss!! Hin und her gerissen zwischen Stolz, den mein Musiktheater mit dieser mutigen Kooperation mit der Kunsthochschule Köln bewiesen hat und Fremdschämen. Die Ensemble-Mitglieder des Musiktheaters müssen es doch als Strafversetzung ansehen, bei Feeds mitmachen zu müssen. Man konnte es kaum ertragen, aber es ist wohl auch menschlich, dass man die Augen vom Grauen nicht abwenden kann. Aber meine Ohren mussten nach der Pause in die hinterste Ecke des kleinen Hauses.
Dabei täte Ihnen etwas mehr Ehrlichkeit gut. Ein Künstler wird dann erfolgreich, wenn es seine Kunst aus dem kleinen Kreis der Schickeria herausschafft.
Was Sie da dem Publikum präsentiert haben, entbehrt jeder Qualität. Bordell, Geschlechtsteile, Musikverramschung und CDU-Runtermachen, ja, Runtermachen scheint Ihr primärer Impuls zu sein, aber verschonen Sie doch einfach das Musiktheater mit Ihrem Kunstbegriff und bleiben in Berlin oder noch besser in Ihren eigenen vier Wänden.
Ich freue mich auf den kommenden „Mefistofele“ am Musiktheater im Revier, ebenfalls mutig, mit herausragenden Kostümen und gewaltigen Klängen. Aber wesentlich gewissenhafter inszeniert.

XXX

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8 Kommentare

  1. Tristan sagt:

    Der coolste Satz ist: „verschonen Sie doch einfach das Musiktheater mit Ihrem Kunstbegriff und bleiben in Berlin“

  2. Bin sehr gespannt auf das Video, das hoffentlich bald online geht. Diese kleingeistige E-Mail einer Frau, die zu einem merkwürdig hohen Anteil Ihr Persönchen über die unbedeutende Stadt Gelsenkirchen definiert, und eine entsprechend kleingeistige E-Mail verfaßt, motviert mich noch mehr das Video zu schauen.

  3. Ghost in the Shell sagt:

    edit: Video vom Stück Feeds natürlich.

  4. Tristan sagt:

    Zugleich zeugen solche Emails immer auch von einem Einmischbedürfnis, welches ich gut finde.

  5. Ja finde ich auch gut, so entwickelt man sich schneller weiter, auch als Gesellschaft *^.^* Man müßte sich z.B. auch mal über den Begriff Erfolg unterhalten, den die Schreiberin in der E-Mail erwähnt.

  6. Arne Bense sagt:

    Wo kämen wir denn da hin, wenn die Künstler ihren Kunstbegriff einfach so unter die Leute bringen wollten… Vielmehr sollten sie in ihren eigenen vier Wänden bleiben (!) und von Gesandten der Politik (am besten der CDU) bei regelmäßigen Hausbesuchen nach eben diesem Kunstbegriff befragt werden. Ist dieser dann genehm und gesellschaftspolitisch vertretbar, ließe sich zunächst über das Verlassen der Wohnung des betreffenden Künstlers, später gar über die Aufführung eines Werkes, verhandeln. Fällt einem gleich eine halbe Posse dazu ein.

    Man glaubt ja kaum, dass es diese Form des Kulturpessimismus tatsächlich noch gibt. Er existiert aber sehr wohl noch, von den Eva Hermans dieser Republik bis zu
    Frau XXX (es gibt natürlich auch jede Menge von Herr XXX). Das dürfen wir nicht vergessen, und deshalb ist es tatsächlich immer mal wieder schön, so etwas zu lesen. Gibt gleich mehr Motivation, dagegen zu steuern.

    Gruß, Arne

  7. Cooler Comment Arne ^.^

    Hier, wenn man so will, ein eindrucksvolles Video zum Thema Kulturpessimismus.

    http://wn.com/Das_Supertalent_2010__Geigerin_Korea_Lee

    Wäre es fast wert einen eigenen Blogeintrag zu bekommen imo :-)

  8. qweilth sagt:

    Sorry, ich sehe gerade, dass der Sound von dem Video weg ist, schade -.-