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Post von Wagner

Lieber Felix Mendelssohn-Bartholdy,

in meiner Jugend musste ich um 4 Uhr morgens Bierfässer verladen, im Regen Zeitungen austragen und nach Betrieb im Pornokino durchwischen. Die 351 Mark Miete waren stets sauer verdient. Mein Rücken ist heute noch davon krumm.
Sie fragen sich bestimmt, warum ich Ihnen das schreibe. Ihnen wurde von früh an alles auf dem Silbertablett serviert. Hatten nie einen Kampf, nie einen Widerstand, keine einzige existenzielle Sorge.
Das neide ich Ihnen nicht. Aber Ihr riesiges Talent wurde dadurch verdorben. Sie konnten dann nicht mehr als gehobene Unterhaltungsmusik schreiben. Kommt an keinen Takt von Chopin heran.
Gute Komponisten können nur aus der Art gefallene Kleinbürger sein, keine bourgeoisen Musterknaben.
Ihre Musik klingt immer wie ein 1,0-Abituraufsatz. Von mir kriegen Sie dafür keinen Applaus.

Herzlichst, Ihr Franz-Joseph Wagner