Am Freitag, 9.10. bin ich bei der Podiumsdiskussion „Creative Commons 3.0 – Nationales Recht und Internationale Rechte der Musikschaffenden“ um 16.45h beim Netaudio-Festival Berlin vertreten. Alle Infos und ein sehr gelungenes Plakat (aus Bruderkuss wird Hollywoodkuss) unten.
Friday – 16:45 – Back Door Room
discussion-2(Held in German) Durch den internationalen Rechtsrahmen, der unter dem Sammelbegriff der „Creative Commons“ (CC) bereitgestellt wird, setzt die Open Content Entwickler das um, was durch die EU Kommission für die bestehenden Verwertungs- und Urheberrechtsgesellschaften aktuell per Klage einfordert: einen vergleichbaren Rechtsrahmen für alle in der EU gemeldeten Künstler unabhängig von ihrem Wohnort zu schaffen.
„Die EU-Kommission hat ein “formales Verfahren” gegen den Dachverband der Verwertungsgesellschaften International Confederation of Societies of Authors and Composers (CISAC) sowie deren nationale Einzelmitglieder eröffnet. Im Visier haben die europäischen Wettbewerbshüter die Verwertung von Musikstücken, die über Internet, Satellit und Kabel vertrieben werden, nicht aber die herkömmliche Verwertung. Zur CISAC gehört neben anderen auch die deutsche GEMA. Die EU-Kommission vermutet, dass unter anderem die Bestimmung von Verwertungsgesellschaften, die vorsieht, dass Autoren ihre Rechte nur an ihre nationale Gesellschaften übertragen können, gegen die in Artikel 81 des EG-Vertrags festgelegten Wettbewerbsregeln verstoßen.“ [aus: EU-Kommission eröffnet Kartellverfahren gegen Musikverwertungsgesellschaften, Heise online 07.02.2006]
Denn die z.T. weit auseinander laufenden Bedingungen und praktische Handhabung derselben in den verschiedenen Verwertungsgesellschaften schafft für die Künstler international ungleiche Bedingungen – und alles andere als Rechtssicherheit. Doch wie steht es mit der Rechtssicherheit unter CC? Wer schützt den Künstler praktisch vor der unerlaubten Nutzung seiner Werke, bspw. der kommerziellen Verwertung in der Werbung für Konsumprodukte? Wie kann zusätzlich zum Rahmenwerk für Rechts- und Lizenzbedingungen ein wirksamer Missbrauchsschutz etabliert werden?
Moderator: Volker Tripp (Ideology/Jura Intensiv)
Participants:
Markus Beckedahl (newthinking)
Johannes Kreidler (kreidler-net.de)
Danny Bruder (Copycan)
Netaudio Festival 2009 – Die internationale Netaudio-Community versammelt sich in Berlin
Vom 8. – 11. Oktober 2009 findet sich die internationale Netaudio-Community auf dem Netaudio Festival in Berlin zusammen. Vier Tage lang wird sich alles rund um Netlabels und digitale Musik drehen – mit einem ausgeprägtem Tagesprogramm mit Diskussionen, Workshops und Networking und einem stilistisch vielfältigen Nachtprogramm.
Während die kommerzielle Musikindustrie kostenfreie Musikdownloads bekämpft, wird bei Netlabels das Potenzial nichtkommerzieller Musik ausgenutzt. Netlabels machen sich das ‘ungeliebte’ Konsumverhalten der Hörer zu Nutze, denn durch das Herunterladen verliert ein musikalisches Werk nicht an Wert, sondern im Gegenteil erhält ihn eben erst und macht den Schöpfer bekannt. Künstler verdienen dadurch zunächst kein Geld, behalten indes aber alle Rechte an ihrer Musik. Zum Grundgedanken der Netlabels zählt die Übernahme des Creative Commons-Lizenzmodells, in dem der Urheber entscheidet, welche Rechte er an seinem Werk an wen und unter welchen Voraussetzungen übertragen will.
Befreit von den Sachzwängen der traditionellen Musikindustrie entstehen so in Europa und der Welt immer mehr netzbasierte Plattformen für Musik unterschiedlichster Genres und Spielarten. Zum Einfluß von Netlabels auf die Musikindustrie bemerkt Raimund Reintjes, einer der Organisatoren des Festivals, in einem Interview: “Music is basically something to touch your heart and soul – not for the profit of a few big companies. Netaudio is bringing dignity back into the music business by eliminating the financial aspect as the roots of engagement. This is not the end of the story – but it’s meant to wipe out the conditions of greed and replace them with an economy of trust and attention.”
Der Themenschwerpunkt liegt im 20. Jahr des Mauerfalls auf dem Fokus „East meets West“ – Referenten, Künstler und Netlabelbetreiber aus Ost- und Westeuropa, aber auch aus den USA sind eingeladen um sich über Herausforderungen und Chancen von Netaudio unter verschiedensten kulturellen Rahmenbedingungen auszutauschen und neue Perspektiven der Zusammenarbeit über Grenzen hinweg zu diskutieren. In den letzten Jahren hat sich zunehmend auch in den Ländern Osteuropas eine Netaudio-Landschaft formiert, die ihren Charme und ihre Kraft aus neuen Möglichkeiten der netzbasierten Musikdistribution zieht.
Mit weit über 100 teilnehmenden Künstlern und Bands im Nachtprogramm und über 3 Nächte hinweg zeigt dieses Netaudio Festival den größtmöglichen Ausschnitt aus der enormen Vielfalt der verschiedenen musikalischen Strömungen. Auch wenn die junge Netaudioszene überwiegend von eher unbekannten Künstlern lebt, so gesellen sich doch auch zahlreiche bekannte Namen von internationalem Rang unter sie Schar der auftretenden Künstler, wie z.B. Pheek, D. Diggler, Erich Lesovsky, Marc Schneider, Goldwill, Tanith, Stereoshape, SCSI-9, Disrupt, Holger Flinsch, Marko Fürstenberg sowie das Kraftfuttermischwerk. Für einen Vorgeschmack auf die vertretenen Künstler hat Netaudio Berlin zwei Sampler zusammengestellt, die angehört und kostenlos heruntergeladen werden können.
Im kostenlosen Tagesprogramm des Festivals wird es am Freitag und Samstag Diskussionen und Vorträge zu den Themen Musik- und Netlabelkultur, Creative Commons und Musikvertrieb geben, u.a. mit Moritz Sauer, Volker Tripp, Johnny Häusler, Markus Beckedahl, Johannes Kreidler, Andrew Dubber und Tanith. In Workshops kann man sich in der Musikproduktion mit freier Software, Abelton und Synthesizern erproben. Auf der Netaudio-Fair und diversen Showcases präsentieren sich Netlabels und Künsteler sowie verschiedene Projekte der Netaudioszene. Ausserdem werden im Rahmenprogramm auch CC-Filme aus dem Hause VEB FILM Leipzig zu sehen sein.
Wer nicht beim Festival dabei sein kann, hat – wenn alles klappt – die Möglichkeit das Programm per Internet-Stream und in Berlin auch im UKW-Radio über BLN.FM und herbstradio.org mit zu verfolgen. Ausserdem wird die Sendung Breitband im Deutschlandradio Kultur am Samstag Nachmittag live und bundesweit ab 14 Uhr vom Festival senden und auch der Berliner Sender Fritz wird voraussichtlich mit seiner Sendung Trackback live vor Ort sein.
Kurzinfos: Netaudio Festival Berlin, vom 8. – 11. Oktober, Maria am Ostbahnhof, Berlin. Festivaltickets: 25 Euro (für alle drei Abende), Tagestickets variieren je nach Abend, http://www.netaudioberlin.de.