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Aus Tralien #22

Brisbane 28.8.
Wortspiele. Versuche englische Neuschöpfungen: Vitamisation. Uselessisation. „Please make yourself useless“. Can we uselessize this object for a while?

Ausflug in Brisbane. An einen See in den Bergen, dort nimmt unsere Gruppe ein Nacktbad. Ein Adler fliegt übers Wasser; eine sagt, das sei schon der zweite, den sie in meiner Nähe sieht die Tage, das sei selten, der Adler müsse mein >Totem< sein. Leo meinte sowas auch vor Jahren, das >Krafttier<. Derrida bringt in >Glas< Hegel mit Aigle zusammen. Eukalyptuswälder, in denen Kakadus krass schreien. Ich sammle nun Feldaufnahmen für den Hessischen Rundfunk. Joel erinnert an Herzogs Wort: „They don’t enjoy themselves. They constantly scream in pain because of the terrors of nature.” Brisbane ist wesentlich tropischer, die Häuser aus Holz, genannt >Queenslander< und >Weatherboard<. Haie seien Tiere, die nicht schlafen, müssen sich immer bewegen. Theorie: Darum sind sie immer schlecht drauf, weil unausgeschlafen, darum aggressiv und reißen Menschen. Würde Haie schlafen, sie würden nur Tofusurfer mampfen. Im Museum für moderne Kunst, schöne Aborigine-Arbeiten. Fast keine Zeit, wieder mal ein Reenactment von Bande à part. Bäume im Wasser, deren Wurzeln nach oben wachsen, aus dem Wasser heraus, um Luft zu bekommen. Ein letztes Essen, Abschied. Flug. Perlen vor die Säue, aber zeitlich: Um 16h werfen wir Perlen, bevor den Säuen. Im Flugzeug 29.8. Beim Anschlussflug >gradet< man mich >up< in die Businessclass. Aber als Upgrader ist man doch Zweitklässler unter Erstklässlern. Das Essen bekomme ich zuletzt, ich kann nur aus den Resten aussuchen, die die anderen nicht bestellt haben. Soziale Aufsteiger steigen eben nie restlos auf. Im Flug ein scheußlicher Albtraum, dass ein Familienmitglied verrückt geworden ist, wir sitzen im Auto und sie greift von hinten plötzlich ins Steuer. Träume sind einfach immer schlecht. Ich will diesen Scheiß nicht träumen. Ich möchte mein Unterbewusstsein verklagen für die Schäden, die es meiner Lebensqualität antut. Wie leben in einem Rechtsstaat, es müsste für alles den Rechtsweg geben, für schlechte Träume, Krankheiten, verflossene Liebe, das schlechte Wetter. >Kritik des Traumes< Es fällt mir schwer, Eardrops reinzudrehen, möchte die Ohren nicht zugestopft bekommen. Wie schon beim Hinflug eine scharfe Kurve um Syrien herum. Trauer denken. Drei Akkorde. Fern der Weinerlichkeit das generell und konkret Bedauerliche bedenken. Vor genau 10 Jahren bin ich nach Berlin gezogen. Damals dachte ich, der Hype des Berlin-Zuzugs sei vorüber. "Die Zukunft kann nur den Gespenstern gehören. Und die Vergangenheit." (Derrida) Links: Bande à part, Louvre scène