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Komponieren lassen

in der „Welt“ steht heute ein interessanter Artikel zum Fortschritt von Kompositionsprogrammen:

http://www.welt.de/die-welt/article4047761/Jetzt-komponiert-er-selbst.html

Die Maschine erobert sich nun also eine Kunst, die bisher noch vom Nimbus der Kreativität umweht war. Die Resultate sind atemberaubend.

Zwar wird da noch betont, dass der Mensch natürlich dem überlegen sei – aber man bedenke, dass Schachcomputer auch mal belächelt wurden; die Programmierer sind übrigens die selben.

Man kann nur hoffen, dass es solche Software irgendwann auch für Avantgarde-Musik des 20. Jahrhunderts geben wird. Das IRCAM soll mal basteln. Dann tritt ein, was Harry Lehmann in seinem gerade erschienen Text „Die Digitalisierung der Neuen Musik“ prognostiziert:

Nicht die Tatsache, dass man mit Hilfe des Computers neue Kompositionstechniken entwickeln kann, sondern dass der Computer im Prinzip alle jemals entwickelten Kompositionsstile zu simulieren vermag, ist die Innovation, welche die Kategorie des Komponierens transformiert. Die sich abzeichnende Neuerung wäre, dass ein ganzes Arsenal an musikalischen Objekten und Prozessen aus dem Repertoire der Neuen Musik zur Verfügung steht – wie etwa Lachenmann’sche Geräuschfelder, Ferneyhough’sche Texturen oder Grisey’sche Spektralakkorde –, die sich in Analogie zum grafischen Programm [Photoshop] mit wenigen Handgriffen stauchen oder strecken, instrumental färben oder honogenisieren, rhythmisch schärfen oder verlangsamen, mit dem Pathos-Generator beschweren, mit der Fragment-Funktion nonoisieren oder mit dem neusten Spieltechniken-Plugin avantgardisieren lassen.

(Harry Lehmann, Die Digitalisierung der Neuen Musik. In: Vernetzungen. Neue Musik im Kontext von Wissenschaft und Technik, INMM Darmstadt Bd. 49, hg. von Jörn Peter Hiekel, Mainz 2009.)

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