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Immaterial

Der Sound der Popmusik, der, anders als die meist live, also reproduktiv hervorgebrachte Neue Musik, akribisch im Studio, also auf der Bühne ausgetüftelt ist, und nahezu jahrgangsweise, also nie wechselt, zeigt, wie sehr der Parameter Klangfarbe ein Identifikationsmoment hat. Mir geht es zumindest so: Wenn es um heute zeitgemäße, also veraltete Tonhöhen und Rhythmen geht, kann ich mich, was die Klangfarbe und Instrumentalaura betrifft, mit Lautsprecherklang stärker, also gar nicht identifizieren als beispielsweise mit dem Klang eines Fagotts.

Die Pendants im Akustischen zu den Geräten des Sehens. Die Brille, die Fensterglasbrille, für die Ohren. Der Gehörgang als unendlicher Gang mit virginalen Membranen, das Trommelfell als Leinwand, als Buchseite einer Inkunabel. Der Körper des Hörens ist die Partitur. Die durchlässige Haut der Membran, durch die man zwar keine Objekte stoßen kann, aber Wellen, den Stoßimpuls. Ein Tattoo, eine Tätowierung hätte nur Sinn auf dem Trommelfell, wo es niemand sehen kann.

Das Spektrum eines Rhythmus, seine umgekippten Dauern, die umgekippte Zeit ins Denken. Das Denken mit Zeit füllen. Das Kind mit dem Bade waschen.
Die Intellektualisierung der Musik seit der Atonalität hat nun einen Namen: Konzeptualismus.

Diese „dumpfe Teleologie“ über Materialdebatten zur endgültigen Intellektualisierung der Neuen Musik mit dem Musikkonzeptualismus. Anhören tut man sich Neue Musik eh nicht oft, viel mehr redet man darüber, das bringt der Konzeptualismus auf die Spitze.

„Alle Neue Musik hat konzeptuelle Anteile“ -> Achtung, Verwässerungsgefahr, auf so einen Konzeptbegriff beruft sich im Zuge der Konzeptualismusmode dann jeder.
Etliche Beispiele, die im Diskurs genannt werden, sind nicht wirklich konzeptuell. Bisweilen wird einfach alles, was heute irgendwie mit Elektronik oder Video daherkommt, konzeptuell genannt. Trittbrettfahrerei auf dem Drittbrett.

Negativer Black Metal
Negativer Speed Metal
Negativer Drone Doom Metal
Negativer Epic Hollywood Metal
Negativer Swedish Death Metal

Deleuze/Guattari, Was ist Philosophie. Was ist Musikkonzeptualismus.

Konzeptmusik ist der endgültige Bruch mit der Klassik.
Konzeptualismus macht auch die Hässlichkeit der Atonalität endlich zum Programm, sie ist äußerst hässlich.

Am Ende überlebt nicht schöne Musik, sondern diskursive. Neue Musik überlebt nicht auf der Bühne, das wenigste wird wiedergespielt, auch Schönberg wird kaum gespielt. Es überlebt
a) im Diskurs
b) als Reproduktion
die Konzerte sind Werbung dafür.

Begleitung zur Begleitung.
Könnte ja den Minusbolero oder die linke Hand einer Mozartsonate in so eine Software einspeisen, die versucht, Begleitarrangements zu generieren.
Tja und dass sowas dann immer in Endlosschleife geht, Begleitung zur Begleitung zur Begleitung, also immer ein Lucier-Konzept wird, das ist auch so ein Endpunkt der Musikgeschichte.
Oder polyphone Musik so interpretieren, dass jede Stimme die Begleitung der anderen ist, als wäre es die Begleitung zu einer Melodie. Vielleicht könnte man Goulds Mozartinterpretation so erklären.
Hab mal (natürlich auf Facebook) das Konzept notiert, von einem Klavierkonzert den Solopart orchestrieren und dazu vom Orchesterpart den Klavierauszug spielen.
Vor ca. 8 Jahren wollte ich auch mal musiktheoretisch was zu Begleitungen machen, „vom Albertibass bis zur Brucknerschen Klangfläche“.

Konzeptmusik – der Bezug zur Musik ist ein Übergangsbegriff, denn eigentlich stehen Konzepte hinter allen Medien. Der Neue Konzeptualismus, der von der Musik ausging, einhergehend mit dem conceptual writing, ist eigentlich der Konzeptualismus, der über alle Medien geht. Konzeptkünstler aller Medien, vereinigt euch! Also individualisiert euch.

Konzeptualismus ist das Durchbrechen der Schallmauer.

Der Erste Weltkrieg brachte das schwarze Quadrat und das Readymade.

Wechsel von der Bewusstseins- zur Sprachphilosophie in der Musik. Wittgensteinway B.