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Immaterial

Konzeptoetik

„Männer und Frauen stürmen mit ihren sexuellen Werkzeugen den Himmel.“ (Miller)

Den weiblichen Uterus an den männlichen Teilen zu entdecken, hat die meiste Schwierigkeit gemacht.“ Unglücklicherweise glaubte man, ihn im Hodensack, im Skrotum zu erkennen, da die Testikel sich genau als das den Ovarien entsprechende anzeigen. Nun ist es aber vielmehr die Prostata, die beim Mann eine als die des Uterus bezeichnete Funktion erfüllt. Beim Mann sinkt, fällt (tombe) der Uterus in einer Art undifferenzierter Allgemeinheit auf den Zustand einer Drüse (glande) herab. Hegel bezieht sich hierbei auf die Darstellung der Lebenskräfte* von Ackermann. Dieser zeigte an seinem Hermaphroditen den Platz des Uterus in den „ansonsten männlichen Formationen“. Doch dieser Uterus ist nicht nur anstelle/an dem Platz der Prostata: Die Ausführungsgänge des Samens gehen auch durch seine Substanz und öffnen sich an der crista galli in die Harnröhre. Die Lippen der Vulva sind ferner zusammengegangene Hodensäcke, und Bildungen von Testikeln erfüllen die Lippen des Hermaphroditen. Die Mittellinie des Skrotum teilt sich (s’ecarte) schließlich bei der Frau und bildet die Vagina. „Man versteht auf diese Weise die Umbildung des einen Geschlechts in das andere vollkommen. Wie im Manne der Uterus zur bloßen Drüse herabsinkt, so bleibt dagegen der männliche Testikel beim Weibe im Eierstocke eingeschlossen…“

 

Ist damit Keim — endlicher Keim der sexuellen Differenz, Keim des Todes – eine Metapher des unendlichen Keims? Oder das Gegenteil? Der Wert Metapher wäre ohnmächtig, darüber zu entscheiden, wenn man ihn nicht selbst von dieser Frage her wiederaufbauen würde. „Das Aufheben dieser Unangemessenheit“, der sexuellen Differenz und des Todes, ist die Rückkehr zu sich des verlorenen Geistes, verloren für eine Zeit, die Zeit, in der Natur. Zur Vollstreckung dieses „Schicksals“ „tötet“ das natürliche Leben „sich selbst“. Die Selbsttötung ist natürlich; sie ist das Tun des Geistes in der Natur. Der Geist versteht sich als Selbsttötung, darin beginnt er, für sich selbst widerzuklingen (resonner), wird er Gegenstand für sich selbst, Selbstbewußtsein. Darin ruft/nennt sich der Geist — der Geist —, ruft sich zu sich zurück/ruft sich in Erinnerung. So wie das männliche Geschlecht aktiv wird, um aus der Hülle herauszutreten, die es bei der Frau eingeschlossen hielt, geht der Geist aus der „toten Hülle“ hervor, die ihn noch in der Natur umfing: Über diesem Tode der Natur, aus dieser toten Hülle geht eine schönere Natur, geht der Geist hervor.*“ Hülle*, das ist die Umhüllung (enveloppe), der Schleier, die Maske, die Haut, die Scheide (gaine). Und der Geist, „eine schönere Natur“, ist folglich die Erhebung einer Leiche, eine Art von ihren Binden befreite Aufrichtung/entspannte Erektion (erection debandee), der glorreiche (glorieuse) Aufstieg einer „(sterblichen) Hülle“/„abgestreiften Haut“ („depouille). Dialektik der Natur.