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Goethe, der Filesharer (7)

Zu Eckermann, wie immer:

Eine einzige Entdeckung kann einen Mann berühmt machen und sein bürgerliches Glück begründen. Deshalb herrscht auch in den Wissenschaften diese große Strenge und dieses Festhalten und diese Eifersucht auf das Aperçu eines anderen. Im Reich der Ästhetik dagegen ist alles weit läßlicher; die Gedanken sind mehr oder weniger ein angeborenes Eigentum aller Menschen, wobei alles auf die Behandlung und Ausführung ankommt und billigerweise wenig Neid stattfindet. Ein einziger Gedanke kann das Fundament zu hundert Epigrammen hergeben, und es fragt sich bloß, welcher Poet denn nun diesen Gedanken auf die wirksamste und schönste Weise zu versinnlichen gewußt habe.“

http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/biografien/eckermann/3-1823/18231230.htm

Nun sagen die einfältigen Menschen, Herr von Reutern habe in der Kunst niemanden etwas zu verdanken, sondern habe alles von sich selber. Als ob der Mensch etwas anderes aus sich selber hätte als die Dummheit und das Ungeschick! Wenn dieser Künstler auch keinen namhaften Meister gehabt, so hat er doch mit trefflichen Meistern verkehrt und hat ihnen und großen Vorgängern und der überall gegenwärtigen Natur das Seinige abgelernt. Die Natur hat ihm ein treffliches Talent gegeben, und Kunst und Natur haben ihn ausgebildet. Er ist vortrefflich und in manchen Dingen einzig, aber man kann nicht sagen, daß er alles von sich selber habe. Von einem durchaus verrückten und fehlerhaften Künstler ließe sich jedenfalls sagen, er habe alles von sich selber, allein von einem trefflichen nicht.“

http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/biografie/eckermann/1831/18310401.htm