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Text „Ästhetischer Gehalt zwischen autonomer Musik und einem neuen Konzeptualismus“ von Tobias E. Schick erschienen

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Musik & Ästhetik“ ist ein Aufsatz von Tobias Eduard Schick erschienen, der sich mit „Ästhetischem Gehalt zwischen autonomer Musik und einem neuen Konzeptualismus“ befasst.

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Der »Neue Konzeptualismus«
In den letzten Jahren machen verstärkt Vertreter einer etwa Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre geborenen Komponistengeneration auf sich aufmerksam, die durch substantielle ästhetische Gemeinsamkeiten verbunden sind. Vielfach nehmen ihre Werke von einer materialbezogenen Ästhetik Abstand und fokussieren das Interesse vorrangig auf das künstlerische Konzept. Kennzeichen dieses »Neuen Konzeptualismus« sind etwa die Abwendung von den der Musik immanenten strukturellen Beziehungsgeflechten und deren klanglicher Oberfläche sowie die Fokussierung auf den Gehalt der Werke, welcher als ästhetische Aussagen verstanden wird, die die immanente Ebene der Musik übersteigen und somit eine Brücke zur Lebenswelt schlagen können. Da der Musik jedoch ein Referenzproblem eigen ist, es nicht klar ist, worauf sie sich bezieht, weil sie von sich aus nicht in eindeutiger Weise auf die Welt verweisen kann, wird die Musik vielfach mit anderen Medien kombiniert und steht etwa neben textlichen Aussagen, Videos und performativen Elementen, die in ihrem Zusammenspiel die Erfahrung des ästhetischen Gehalts, der spezifischen ästhetischen Aussage des jeweiligen Werkes ermöglichen sollen. In Johannes Kreidlers Stück Die »sich sammelnde Erfahrung« (Benn): der Ton sind Video, eingeblendeter Text und performative Gesten der Musiker integraler Bestandteil des Werks, denn nur so kann einer der zentralen Aspekte des Stücks, die Objekthaftigkeit, Allverfügbarkeit und Manipulierbarkeit (insbesondere wird geschnitten, gestaucht, neu zusammengesetzt, multipliziert) von Musik deutlich erfahrbar werden. Auch Jennifer Walshes WATCHED OVER LOVINGLY BY SILENT MACHINES (für fünf Stimmen und DVD) ist eine Collage aus Gesangspassagen, Sprachperformance, Gestik und Video. Cory Arcangel stellt Schönbergs Klavierstücke op.11 mittels eines Zusammenschnitts von verschiedenen YouTube-Videoaufnahmen nach, in denen Katzen über Klaviertasten laufen. Johannes Kreidlers kinect 3D sensor studies untersucht den Zusammenhang von Bewegung und Klang mit Hilfe einer speziellen technischen Konfiguration: ein Bewegungssensor ist mit einem musikalischen Algorithmus verknüpft, wodurch bestimmte Bewegungen bestimmte Klänge auslösen. Auch ein Geigensolostück ist Teil von kinect 3D sensor studies. Kreidler, der die Performance selbst ausführt, spielt jedoch nicht auf herkömmliche Weise auf dieser, sondern die Faktur der Musik resultiert aus der Bewegung der Geige durch einen vom Sensor erfassten räumlichen Bereich – eine witzige Infragestellung des herkömmlichen Kausalzusammenhangs von Instrumentalmusik. Dass man die Performance sieht, ist Voraussetzung, die ästhetische Idee zu verstehen, und daher essenzieller Bestandteil des Werks. Ebenso wichtig wie die Nachvollziehbarkeit des ästhetischen Gehalts ist jedoch auch der Weltbezug der Musik. Statt um abstrakte Formen und Klangexperimente soll es um Themen gehen, die unser Leben im Hier und Jetzt betreffen. »Zeitgeistiges ist ein starker Aspekt des Gehalts.« Alle oben genannten Beispiele weisen Bezüge zum Alltag auf: Walshes WATCHED OVER LOVINGLY BY SILENT MACHINES in der Bildebene und den Gesten, Die »sich sammelnde Erfahrung« (Benn): der Ton in der Verwendung eines alltäglichen Mediums und alltäglicher Techniken, Cory Arcangel durch die Verwendung von Alltagsvideos, in den kinect 3D sensor studies spielt Kreidler nicht nur Geige, sondern bügelt auch. Martin Schüttler geht in vielen seiner Werke von einem Alltagsklang oder einer alltäglichen Situation aus, um diese dann kompositorisch zu bearbeiten, weiterzuentwickeln und damit zu kommentieren.

Der Text mündet in einem Plädoyer für „immanentistische Musik“, wofür allerdings Beispiele fehlen.
Eine Erwiderung auf den Text von einem namhaften Autor ist angeblich in Arbeit.

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Aphorismen des Tages:

 

Papierabfall strukturell

Artikulationsmomente 9-10

Baum
Zeit
Töne

Berio ausgepeitscht

Memory-Impuls

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Stück
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