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Kategorie Museum für moderne Kunst

World of Warcraft real

Wunderbare Arbeit von Aram Bartholl: Man trägt im wirklichen Leben seinen Namen gut sichtbar mit sich rum, dem Computerspiel World of Warcraft nachgebildet. Das Wesen kann man aus dem Namen lesen! (Goethe, Faust)

Shitlist

Reihungen interessieren mich schon lange, großen Zahlen interessieren mich schon lange, fremdes Material zu nehmen interessiert mich schon lange. Folglich interessiert mich der ästhetische Effekt von Folgendem:


(Und Provokation interessiert mich ja auch, aber davon kann man hier eigentlich nicht mehr sprechen, oder?)
(via)

Ken Jacobs‘ The Georgetown Loop

Ein Experimentalfilm, der mich sehr inspirierte bzw. in meiner Arbeit mit „found footage“ und dem Wechsel von konkreter und abstrakter Wahrnehmung bestätigte.

Mein nächster Essay „Bestehendes“, der Ende April in KunstMusik erscheint, beginnt mit einer Betrachtung dieses Films:

„Das Material des Experimentalfilms The Georgetown Loop von Ken Jacobs ist eine auf 1903 datierte Aufnahme, auf der eine Eisenbahn die Rocky Mountains in Colorado durchkreuzt, verstreute Ortschaften passiert und deren Fahrgäste der auf dem hintersten Wagen befestigten Kamera zuwinken. Nach einleitendem Ablauf der ganzen zweiminütigen Sequenz beginnt diese wieder von vorn; nun ist die Leinwand zweigeteilt, links der Originalfilm, rechts dagegen seine horizontale Spiegelung, so dass es scheint, als ob aus der Mittelachse alle Bewegung herausflösse oder darin verschlungen würde. Danach kommen Original und Spiegelbild komplett auf dem Kopf, und zuletzt noch auf dem Kopf und rückwärts.
Mit elementaren Bearbeitungen einer bestehenden Aufnahme schafft der Avantgarde-Filmer Jacobs ein eigenständiges Werk. (Er verkehrt, von der doppelten Projektion abgesehen, einfach die Handgriffe eines Kinovorführers.) Durch die Kombination von räumlicher und zeitlicher Invertierung ist das eingangs vorgestellte Material im Endstadium kaum noch identifizierbar. Der Prozess dorthin macht aus der nostalgischen Konserve ein immer komplexeres Bewegungsmuster, in dem das Schwarz und Weiß der vorbeiziehenden Landschaft zu referenzlosen psychedelischen Formen verschmelzen; der panoramatische Blick aus dem fahrenden Zug verwandelt sich stufenweise zu symmetrisch entstellten Räumen. Mit der verblüffenden Wucht einfachster Mittel ist ein Übergang von konkreter zu abstrakter Wahrnehmung dargestellt.
Aber warum verwendet Ken Jacobs hierfür prä-existentes Material, „found footage“, wie die Filmemacher sagen? Sicher bringt der historische Schwarzweißfilm verwertbare Charakteristika für die Idee, und verleiht dem Ergebnis mit seinem simplen Sujet einen zusätzlichen Charme. Aber Jacobs hätte doch, selbst mit der Kamera bewaffnet, das bestmögliche Material für sein Vorhaben einfangen können, statt mit Gegebenem Vorlieb zu nehmen, welches überdeutlich in ganz anderer Intention gedreht wurde. Vielleicht steckt in seiner Entscheidung ein rein persönliches Faible für solche Uralt-Aufnahmen, die er selbst aus fragilen Papier-Speicherbeständen der kinematographischen Frühzeit ausgegraben hat. Oder dieses Material gewährleistet einfach nur das, worauf es ihm ankommt, so dass er sich mit diesem seinem Fund hierfür just zufrieden gibt (und keine eigene, kostspielige Produktion anstrengen muss). Er mag die Auseinandersetzung mit etwas Vorgegebenem, Fremdem suchen, eine provokante Differenz zwischen Original und Bearbeitung erheischen wollen – aber eine wirklich schlüssige Erklärung für gerade diese Wahl, der Bahnfahrt durch die eisbedeckten Rockies 1903, gibt es wahrscheinlich gar nicht.“

Moving Sounds: Bernhard Lang

Ein kurzer Film über Bernhard Lang, imho einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart:

Isch scheiss disch sowas von zu mit meinem Geld

Wer kennt nicht Kir Royal, DIE Kultserie der 80er? Ich, ich durfte 1986 (6 Jahre alt) noch nicht so lange aufbleiben. Und schon gar nicht Dialoge sehen in denen davon die Rede ist, dass einer den anderen mit Geld „hinten und vorne“ reingeschoben „fertisch“ macht, weil der ihn „wie ne Deppen“ stehen zu lassen droht. Gott sei Dank gibt es YouTube und Mario Adorf!

Update: Natürlich hätte auch mein GEMA-Video so sein müssen: „GEMA, isch scheiss disch sowas von zu mit meinen Formularen…“

John Cages 4’33“ für großes Orchester

Update: Heute in der NZZ, die immer wieder durch kluge Texte zur Neuen Musik auffällt, über das Schweigen in der Musik:

Das in gewisser Hinsicht radikalste Musikstück der Musikgeschichte widerlegt das Vorurteil, Musik müsse hörbar sein und sei an Töne gebunden. John Cage ist der «unhörbare» Komponist des Stücks. «4′33′′» heisst es. Aus vier Minuten und dreiunddreissig Sekunden Stille besteht es. Es handelt sich um das Paradox komponierter Stille – völliger Stille. Sie ist der Stoff und zugleich die Form des Stücks, sein Thema und zugleich die Durchführung – könnte man sagen, wenn diese formelle Unterscheidung nicht von dem sujetlosen Sujet der Stille ad absurdum geführt würde. «4′33′′» ist in der musikalischen Avantgarde geradezu populär geworden. Die Tendenz der künstlerischen Moderne, sich am Rande des Sprachlosen, Bilderlosen, Tonlosen, ja jenseits dieser Grenze zu situieren, gewinnt bei Cage ihren konsequentesten Ausdruck.

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/am_nullpunkt_der_stille_1.1601801.html

Ob auch noch Aushilfen engagiert wurden?

Blonde Street

Endlich ist nun Leowee Polyesters legendärer Boulevard-Streifen Blonde Street mit Kreidlers Darsteller-Debüt online:

Produktion: _himbeergeist: Berlin 2007
Regie/Drehbuch: Leowee Polyester

Wenn Zuhälter-Frankie und Schlumpfine mit einem stöhnenden Rollkoffer
durch urbane Schauplätze zockeln, erregen sie damit – was? Die
Öffentlichkeit? Oder nur sich selbst?
Alle reden über Sex. Wir reden über das Gerede über Sex. Am
Konferenztisch sitzen neben dem bizarr klischierten Gespann aus dem
Rotlichtmilieu ein Consultant, ein Sozialwissenschaftler und eine
Romancienne. Ist das nicht VERDAMMT BILLIG?

Die Musik von Leopold Hurt

Ich habe in meiner Rubrik „Museum für moderne Kunst“ noch gar keinen Komponisten vorgestellt. Den Anfang macht nun Leopold Hurt, den ich beim ersten Treffen des Kompositionsseminars der Internationalen Ensemble Modern Akademie kennengelert habe.

Leopold studierte neben Komposition auch Zither und ist als Interpret auf selbigem Instrument sehr gefragt.
Auf seiner Website gibt es einige Infos über ihn, und auf seiner MySpace-Seite Musik zu hören. (Mein Favorit ist „Schriftstück 3“.)

Nach dem Akkordeon ist die Zither das Instrument gewesen, das erfolgreich in die Neue Musik Einzug halten konnte, und angeblich ist das „Toy Piano“ der nächste Kandidat. Die Suche nach neuen Klängen ist, das wird ersichtlich, nicht zu Ende.

Steve Reichs Piano Phase

Hier in der originalen Konzeption: für zwei Pianisten. Idee ist, dass die Spieler das selbe Material in unterschiedlichem Tempo spielen, und dadurch verschiedene Überlagerungen entstehen, wie wenn das gleiche Tonband auf zwei unterschiedlich schnell laufenden Geräten gleichzeitig abgespielt wird.

1/2

2/2

Unglaublich aber ist die folgende Aufführung, bei der EIN Pianist das Stück spielt (scheint eine kürzere Version zu sein). Zwei unterschiedliche Tempi, die keinen einfachen gemeinsamen Nenner haben, gleichzeitig zu spielen ist eigentlich einem Menschen nicht möglich.

Tanz drei

Mit Kraakgeluiden [der Link geht momentan nicht, aber später vielleicht wieder?] verbinde ich sehr inspirierende Monate in Den Haag und Amsterdam. „Kraakgeluiden“ ist eine wöchentliche Veranstaltung mit Gegenwartsimprovisation, häufig auch mit Video und manchmal mit Tanz. Sie kam aus einer Hausbesetzung heraus.
Im folgenden ein kleiner Trailer.